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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bunya-Bunya; Bunyan; Bunzelwitz; Bunzen; Bunzlau

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Bunya-Bunya - Bunzlau.

welche allmählich häufiger werden. Später druckte man die Muster gern auf gesprenkelte Papiere. Die Muster erscheinen durchweg in Gold; als "Augsburger Papier" waren die Goldmuster auf rotem Grund bekannt. Auch die Gold- und Silberpapier versah man mit Pressung. Seit Einführung des Kattundruckes benutzte man mehr und mehr die dazu erforderlichen Druckmodeln auch zur Herstellung der Buntpapiere; das "Kattunpapier" verdrängte allmählich alle andern Sorten. Eine Reihe Werkstätten aus dem 17. und 18. Jahrh. sind uns aus den Papieren selbst erhalten, Hauptort der Fabrikation war Augsburg. Ferner wurde B. in Nürnberg, Halle, Magdeburg, Saarbrücken, Aschaffenburg, Worms, Frankfurt, Nördlingen etc. hergestellt. Auch in Frankreich und England wurde B. in Menge erzeugt. Der Gebrauch der bedruckten Buntpapiere war namentlich im 18. Jahrh. ein sehr ausgedehnter: neben den Zwecken der Buchbinderei und Kartonarbeiten wurde es hauptsächlich zu Aktendeckeln verwendet. Als an Stelle des farbigen der blaue Aktenumschlag trat, überhaupt der Sinn für farbigen Schmuck erlosch, verfiel die Fabrikation mehr und mehr; im 19. Jahrh. fertigte man B. nur noch für besondere Zwecke, namentlich für Zuckertüten etc. Die Kartonagefabrikation bediente sich mehr und mehr der bunten, glänzenden Gelatinepapiere. Erst infolge der allgemeinen Hebung des Geschmacks und der Nachfrage nach B. als Vorsatzpapier für Buchbinder fertigte man in Deutschland und Frankreich wiederum künstlerisch verzierte Buntpapiere. Namentlich ist Aschaffenburg Hauptsitz dieser Industrie. Dort ging man bei der Musterung der Buntpapier von den Stoffmustern aus, die man einfach für B. umsetzte. In neuester Zeit ist das B. von Ostasien (China und hauptsächlich Japan) in Europa stark in Aufnahme gekommen. Das Papier jener Länder ist durchweg Pflanzenpapier. Das Färben geschieht meist in der Masse (durch Eintauchen), das Mustern mittels Holzmodeln oder Schablonen. In China fertigt man das Papier in und um Peking. Das B. ist für viele Zwecke beliebt, wo wir es nicht anwenden; z. B. Briefbogen und Briefkouverte sind mit farbigen Darstellungen bedruckt. Das sogen. Reispapier, welches zur Herstellung der Papierblumen in gefärbtem Zustand Verwendung findet, ist gar kein Papier, sondern in Blättern abgeschälte Pflanzenmark. Japan hat eine ausgedehnte Industrie und überaus großen Verbrauch; das B. vertritt hier unter anderm vollständig unser Leder. Auch hier sind alle möglichen Papiere bedruckt: Briefbogen, Schreibpapier, Einwickelpapier, und zwar mit ornamentalen Mustern sowohl als mit Darstellungen. Um das Papier haltbarer zu machen, wird es gekreppt: zu Taschentüchern, Tischdecken etc. Eine besondere Anwendung findet das Goldpapier in der Weberei: bei allen Brokatstoffen ist der Schuß Goldpapier, auch bei den feinsten Seidenbrokaten; das Goldpapier wird um einen Baumwoll- oder Garnfaden gewickelt und mit diesem gezwirnt. Das Lederpapier, aus dem man Regenmäntel, Taschen, Etuis, Regenschirme, Hüte, Tapeten etc. macht, wird folgendermaßen hergestellt: Das Pflanzenpapier wird mit einer Mischung aus Kleister und Kienruß bestrichen, getrocknet, gekreppt und geölt, und nun wird mit Holzmodeln das Muster eingepreßt. Dann erst wird es in einer Kleisterlösung mit Farbenzusatz gefärbt, mit Lack sorgfältig getränkt und getrocknet. Die Muster werden vor dem Lackieren zum Teil vergoldet. Vgl. Exner, Die Tapeten- und Buntpapierindustrie (Weim. 1869); Karmarsch u. Heeren, Technologisches Wörterbuch, unter "B."; "Ledertapeten und Buntpapier" (Katalog der dritten Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin 1883). S. auch Litteratur unter "Papier".

Bunya-Bunya, s. v. w. Araucaria Bidwilli.

Bunyan (spr. bonnjon), John, engl. Theosoph, geb. 1628 zu Elston bei Bedford, gab sich nach einem wüsten Leben schwärmerischer Religiosität hin, trat 1655 zu den Baptisten über und ward Wanderprediger. Während zwölfjähriger Haft schrieb er: "The pilgrim's progress from this world to that which is to come" (Lond. 1678-84, 2 Bde.), welches Werk unzählige Auflagen erlebte und in mehrere fremde Sprachen (ins Deutsche unter andern von F. H. Ranke, 4. Aufl., Frankf. 1858, und von F. Ahlfeld, Leipz. 1853) übersetzt worden ist. Der Bischof von Lincoln entließ ihn 1672 der Haft, aber erst die Indulgenzakte von 1687 endigte seine Verfolgungen. Er starb 31. Aug. 1688 in London. Eine neue Ausgabe seiner Schriften, darunter auch seine Selbstbiographie, besorgte Ossor (1864, 3 Bde.). Vgl. Philip, Life and times of John B. (Lond. 1839); Macaulay in den "Essays"; Weingarten, Baxter und B. (Berl. 1864); Fronde, John B. (Lond. 1880).

Bunzelwitz, Dorf in Schlesien, Kreis Schweidnitz, 769 Einw.; hier schlug Friedrich d. Gr. gegenüber den vereinigten Österreichern und Russen unter Laudon und Buturlin 1761 ein befestigtes Lager auf, in dem er sich vom 18. Aug. bis 9. Sept., bis zum Abzug der Russen, behauptete.

Bunzen (auch Punzen oder Bunzeln), Stifte oder kleine Stempel von Stahl und an einem Ende rund, erhaben, hohl, eirund, eckig etc., mit Zahlen, Buchstaben oder Figuren versehen, die erhaben oder vertieft in Metall eingetrieben werden sollen; bisweilen will man auch geschnittenen oder gegossenen Figuren damit nachhelfen (bunzieren). Nach ihrer Form heißen sie: Zahlen-, Buchstaben-, Rosen-, Korn-, Haar-, Perlen-, Lupfer-, Ziehbunzen etc.

Bunzlau, 1) (Boleslavia, Boleslavec) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 192 m ü. M., am Bober und an der Kohlfurt-Breslauer Eisenbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Amtsgericht, ein Gymnasium, evang. Schullehrerseminar, Waisenhaus mit Progymnasium, Provinzialirrenanstalt, ein Kreis- und städtisches Krankenhaus, Rettungshaus, Fabrikation von Thonröhren und Töpferwaren (Bunzlauer Gut, braunes, inwendig weiß glasiertes Kaffeegeschirr), Kammgarnspinnerei, Wäschefabrik, Dampftischlerei, Eisengießerei, 2 Glasfabriken, große Wassermühle, 2 Dampfsägemühlen, Schlachthof, Blumen- und Baumzucht, Getreide-, Garn- und Viehmärkte, Gas- und Wasserleitung aus dem vielbesungenen Queckbrunnen und (1880) 10,790 Einw. (8894 Evangelische, 1695 Katholiken). Auf dem Marktplatz steht ein Obelisk aus Gußeisen zum Andenken an den 1819 hier verstorbenen Feldmarschall Kutusow. Der Magistrat zählt 9, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. B. ist Geburtsort des Dichters Martin Opitz. - Die Stadt ist 1203 gegründet und Herzog Boleslaw zu Ehren benannt worden (daher Bolezlavech). An dem Kampf des Herzogs Heinrich II. gegen die Mongolen (1241) nahmen die Bunzlauer Einwohner tapfern Anteil. Bei