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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cagnacci; Cagniardelle; Cagnola; Cagnoli; Cagnoni

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Cagnacci - Cagnoni.

Universalessenzen, Schönheitswasser, trieb Goldmacherei und die Auffindung des Steins der Weisen, beschwor Geister und gewann bedeutende Summen. Nach einem Ausflug nach den Niederlanden und nach Deutschland tauchte er in Palermo wieder aus, wo ihn aber nur die Gunst eines sizilischen Prinzen, welchen Lorenza gewonnen hatte, dem Kerker entriß. Er begab sich nun über Malta, Neapel und Marseille nach Spanien, wo er namentlich in Barcelona, Valencia und Cadiz unter dem Namen eines Tischio sein Wesen trieb. Bei einem zweiten Aufenthalt in London in den Freimaurerorden ausgenommen, bewegte er sich in den höchsten Kreisen, machte fürstlichen Aufwand und spielte, namentlich in weiblichen Kreisen fast vergöttert, eine glänzende Rolle. Er erfand ein eignes maurerisches System, das er als ägyptische Maurerei bezeichnete, gab sich für einen Sendboten des Elias oder Großkophta, später für letztern selbst aus, leitete sein Dasein von der Liebe eines Engels zu einem irdischen Weib her und wollte gesandt sein, um die Gläubigen durch physische und moralische Wiedergeburt zu höherer Vollkommenheit zu führen. Vom Haag, wo er die nüchternen Holländer beschwindelte, begab er sich über Venedig und Berlin, wo er wenig Anklang fand, nach Mitau in Kurland, wo er eine Zeitlang die erlesensten Kreise bezauberte. Selbst die Gräfin Elisa von der Recke war eine Zeitlang seine begeisterte Anhängerin. Auch in Frankfurt a. M. und Straßburg, wohin er sich über Petersburg und Warschau begab, wurde er glänzend aufgenommen. In Paris, wohin er sich mit dem Kardinal von Rohan begab, ward er in die bekannte Halsbandgeschichte desselben verwickelt, in die Bastille gesetzt und, obwohl an dem betrügerischer Schwindel nicht beteiligt, durch Endurteil vom 8. Mai 1786 aus Frankreich verbannt. In Deutschland war ihm, teils durch die selbstverleugnende Offenheit, mit welcher Elisa von der Recke in der "Nachricht von des berüchtigten C. Aufenthalt in Mitau" (Berl. 1787) mit ihrer eignen Schwäche Cagliostros Nichtigkeit aufgedeckt hatte, der Aufenthalt unthunlich gemacht worden. Auch aus Oberitalien vertrieben, wandte er sich nach Rom, wo er das Ziel seiner Laufbahn finden sollte. Anfangs lebte er hier sehr eingezogen; bald aber begann er, durch Mangel getrieben, für die ägyptische Maurerei zu wirken, wurde durch einen seiner Adepten verraten und im Dezember 1789 auf die Engelsburg in Haft gebracht. Die römische Inquisition zog ihn wegen Ketzerei in Untersuchung und verurteilte ihn zum Tod. Pius VI. verwandelte 7. April 1791 die Todesstrafe in lebenslängliche Haft. Lorenza ward in ein Strafkloster gebracht. C. starb 26. Aug. 1795 im Fort San Leone bei Urbino. Er war von Statur klein, dick, mit gewaltig breiten Schultern, hatte ein feuriges, durchdringendes Auge, eine volle, weit tönende Stimme und sprach geläufig mehrere Sprachen. Ausgezeichnete Geistesanlagen, große Menschenkenntnis und Gewandtheit sind ihm nicht abzusprechen. Diesen Eigenschaften wie der Leichtgläubigkeit und Wundersucht des Jahrhunderts sind seine vorübergehenden Erfolge zuzuschreiben. Vgl. "C. in Warschau, oder Tagebuch über Cagliostros magische und alchimistische Operationen daselbst im Jahr 1780, von einem Augenzeugen" (a. d. Franz. von J. F. ^[Friedrich Johann Justin] Bertuch, Königsb. 1786); "Compendio della vita e delle gesti di Giuseppe Balsamo denominato il conte C. etc." (Rom 1791; deutsch von Jagemann, Weim. 1791); Bülau, Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen, Bd. 1 (Leipz. 1850); Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrhunderts (das. 1875). Die "Mémoires pour servir à l'histoire du comte de C." (Par. 1785) sind erdichtet.

Cagnacci (spr. kanjattschi, eigentl. Canlassi), Guido, ital. Maler, geb. 1601 zu Sant' Arcangelo, lernte bei Guido Reni, dessen Manier er sich aneignete. Von den meisten seiner Mitschüler unterscheidet er sich vorteilhaft durch eine sorgsamere Ausführung und gediegeneres Kolorit, dem ein zartes Helldunkel nicht zu fehlen pflegt. Er kam nach Wien an den Hof Kaiser Leopolds und starb 1681 daselbst. Seine Hauptbilder, biblischen und mythologischen Inhalts, sonders mit Frauengestalten, sieht man in den Galerien von Wien, München, Dresden.

Cagniardelle (spr. kanjar-, Schrauben-, Spiral-, Waldhorngebläse), von Cagniard de Latour 1809 angegebenes Gebläse, welches aus einem um eine etwas geneigte Achse schraubenförmig gewundenen Rohr besteht, taucht an dem tiefer liegenden Ende bis über die Achse, am obern Ende nicht ganz bis zur Achse in Wasser ein. Das untere Ende des Rohrs mündet in das untere Ende der hohlen Achse und das obere Ende der letztern in einen Kasten, der mit seiner Öffnung nach unten in das Wasser gestellt ist, so daß die durch die Achse hineingelangte Luft nur durch ein Windableitungsrohr entweichen kann. Wird nun die Achse mit dem Rohr so gedreht, daß dessen obere Öffnung sich gegen das Wasser bewegt, so schöpft das Rohr bei jeder Umdrehung Luft und Wasser und windet beide nach dem andern Ende und durch die Achse in den Luftbehälter.

Cagnola (spr. kanjo-), Luigi, Marquis, ital. Architekt, geb. 9. Juni 1762 zu Mailand, wandte sich schon in früher Jugend aus Vorliebe für die Kunst dem Studium der Architektur im Collegium Clementinum in Rom zu. Er gehört zu den Wiedererweckern der klassischen Architektur und ist als Schüler Palladios zu betrachten. Noch während der französischen Herrschaft schuf er die Villa Zurla in Creniasco mit schönem ionischen Peristyl, die Kapelle der heil. Marcellina in Sant' Ambrogio zu Mailand, den Triumphbogen am Tessiner Tbor und den herrlichen Simplonbogen (Arco della Pace) in Mailand, welcher jedoch erst zwei Jahre nach seinem Tode, der am 14. Aug. 1833 in Imurigo erfolgte, vollendet ward.

Cagnoli (spr. kanjoli), Andrea, Astronom, geb. 29. Sept. 1745 auf der Insel Zante, war anfangs Mitglied der venezianischen Gesandtschaften in Madrid und Paris, wo ihn Lalande für die Astronomie gewann, arbeitete seit 1788 auf seiner Privatsternwarte in Verona, bis 1797 seine Instrumente vom Staat für die Sternwarte in Mailand erworben wurden, deren Leitung er übernahm. 1802-1807 wirkte er als Professor der Mathematik an der Kriegsschule in Modena, später lebte er bis an seinen Tod, 6. Aug. 1816, in Verona. Er lieferte einen auf eigne Beobachtungen gegründeten Sternkatalog (in den "Schriften der Italienischen Gesellschaft der Wissenschaften" 1803 u. 1804) und "Trigonometria piana e sferica" (Par. 1786; 2. Aufl., franz., das. 1808).

Cagnoni (spr. kanjóni), Antonio, beliebter ital. Opernkomponist, geb. 8. Febr. 1828 zu Godiasco in der Provinz Voghera, erhielt seine Bildung auf dem Konservatorium zu Mailand und lebt gegenwärtig als Kapellmeister zu Vigevano. Seine Oper "Don Bucefalo", die er noch vor seinem Abgang vom Konservatorium 1847 komponierte, gehört zu den Lieblingsstücken der Italiener. Er schrieb im ganzen gegen 20 Opern ("I due Savoiardi", "Il testamento di Figaro", "La valle d'Andorra", "Giralda", "Michele

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