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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Canterbury Tales - Cantù.

v. Chr. von Rudilibas angelegt und von den alten Briten Caerther oder Caerkent (Stadt von Kent) genannt worden sein; bei den Römern hieß es Durovernum. Ethelbert, der fünfte König von Kent, welcher 568 die Regierung antrat, machte C. zu seiner Residenz, und nach dem Übertritt der Angelsachsen zum Christentum wurde es Sitz des Erzbischofs-Primas von England. Erster Erzbischof war der heil. Augustin. Vgl. Stanley, Historical memorials of C. (10. Aufl., Lond. 1883).

Canterbury Tales (spr. tehls), Titel einer berühmten Dichtung von Geoffrey Chaucer (s. d.).

Cantharellus Adans. (Kantharelle), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten, mit fleischigen, hutförmigen Fruchtträgern, deren Sporenlager wie bei Agaricus aus Plättchen gebildet ist, welche vom Stiel gegen den Rand des Huts verlaufen. Diese sind aber viel niedriger, nur runzelartig und spalten sich gegen den Rand hin ein- oder mehrmals, während sie am Stiel ein Stück weit sich herabziehen. C. cibarius Fr. (eßbarer Faltenschwamm, Eierschwamm, Pfifferling, Rötling, Rehgeiß, s. Tafel "Pilze") ist ganz dottergelb, fettig anzufühlen, hat einen 2,6-5 cm hohen Stiel, der sich nach oben allmählich in den meist 2,6-8 cm breiten, an den Rändern faltigen und niedergebogenen, kahlen Hut fortsetzt. In der Jugend ist der Hut gewölbt, hebt sich aber im Alter trichterartig empor. Dieser Schwamm, welcher im Sommer und Herbst sehr häufig in Nadel- und auch Laubwäldern wächst, gilt als gesunde und wohlschmeckende Nahrung. Man verzehrt ihn frisch und getrocknet, im jungen Zustand ganz, im ältern nach Entfernung der Haut und der Plättchen. C. aurantiacus Fr. (orangefarbener Faltenschwamm) ist dem vorigen ähnlich, aber nicht fettig anzufühlen, der Stiel bis 5 cm hoch, 4-9 mm dick, rot braungelb, der Hut 2,6-5 cm breit, wie der Stiel feinfilzig, hellrot braungelb, mit ebenso gefärbten, dichten Plättchen. Er wächst im Sommer und Herbst in Nadelwäldern und ist giftig.

Cantharidiae, Blasenkäfer.

Cantharis, Kantharide, Spanische Fliege.

Canthus oculi, der Augenwinkel.

Canticum (lat., "Lied"), auf dem röm. Theater eine Art Monolog, der gesangartig unter Begleitung der Flöte vorgetragen ward. Der Schauspieler agierte bloß das C. und überließ die Recitation und den Gesang einem andern, welchen der Tibicen mit der Flöte begleitete. In den Tragödien und Atellanen gab es auch Cantica, welche in späterer Zeit allein, ohne Drama, gesungen wurden. - In der katholischen Kirche heißen Cantica majora die drei sogen. evangelischen (neutestamentarischen) Lobgesänge: das C. Mariae (bei der Verkündigung): "Magnificat anima mea" (gewöhnlich das Magnifikat genannt), das C. Zachariae: "Benedictus dominus deus Israel" und das C. Simeonis: "Nunc dimittis servum tuum". Die Cauticaminora (sieben) sind dem Alten Testament entnommen. Sämtliche Cantica gehören zum Psalmengesang, und die Psalmen selbst werden auch Cantica Davidis genannt sowie das Hohelied Salomos C. canticorum ("Lied der Lieder").

Cantilena (ital.), s. Kantilene.

Cantilena Rolandi (lat., Rolandslied), zur Zeit Karls d. Gr. ein weitverbreiteter, bei allen kriegerischen Nationen sehr beliebter Gesang, den das Heer gewöhnlich vor der Schlacht anstimmte.

Cantire, Halbinsel, s. Kintyre.

Canto (ital.), Gesang. Bel c., der schöne (kunstmäßige, virtuose) Gesang. Vgl. Cantus.

Canton (spr. kennt'n), Fabrikstadt im NO. des amerikan. Staats Ohio, Hauptort der Grafschaft Stark, am Nimishillen Creek, in weizenreicher Gegend, südlich von Cleveland, hat eine höhere Lehranstalt (St. Vincent's College), Wollwebereien, Eisengießereien, Ackerbaumaschinenfabriken und (1880) 12,258 Einw. In der Nähe Steinkohlenlager und Kalksteinbrüche.

Canton, Stadt in China, s. Kanton.

Canton (spr. keunt'n), John, Naturforscher, geb. 31. Juli 1718 zu Stroud in Gloucestershire, ward 1738 Lehrer und 1742 Direktor an einer Privatanstalt in London und starb 22. März 1772 daselbst. C. erfand ein Elektrometer und eine Methode, künstliche Magnete ohne Beihilfe natürlicher darzustellen, bestimmte die Menge der in Leidener Flaschen gesammelten Elektrizität und erkannte die Zusammendrückbarkeit des Wassers. Durch seine 1753 erschienenen "Electrical experiments, with an attempt to account for their several phenomena" that er gleichzeitig mit Franklin dar, daß sich einige Wolken positiv, andre negativ elektrisch verhalten, und 1754 bewies er, daß manche Körper sich ebenfalls zugleich positiv oder negativ elektrisch verhalten, je nachdem sie mit dem einen oder dem andern Körper gerieben werden. 1759 erschien sein "Attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic neédle etc." und 1761 der Bericht über seine Beobachtungen des Venusdurchgangs vom 6. Juni.

Cantoni, Carlo, hervorragender ital. Philosoph, geb. 1840 zu Gropello in der Provinz Pavia, studierte zu Turin Rechtswissenschaft und Philosophie, setzte 1865 das Studium der letztern in Berlin unter Trendelenburg, dann in Göttingen unter Lotze fort, war seit 1866 als Professor am Lyceum Cavour in Turin, später in Mailand thätig und bekleidet seit 1878 den Lehrstuhl der Philosophie an der Universität Pavia. Er schrieb: "G. Battista Vico, studii, virtu e comparazione" (Turin 1867); "Letture sull' intelligenza umana" (das. 1870-71, 2 Serien); "Corso elementare di filosofia" (Mail. 1870, 2. Aufl. 1875); "Giuseppe Ferrari" (1878); "Emanuele Kant" (Mail. 1879-84, 3 Bde.); "La facoltà di lettere e filosofia ne' suoi rapporti coll' educazione scientifica e nazionale" (Pavia 1881) u. a. Unter seinen Abhandlungen in Zeitschriften etc. verdient die Studie "Mamiani e Lotze" (in der "Nuova Antologia" 1869) besondere Hervorhebung.

Cantons Phosphor, s. Calciumsulfurete.

Cantù, Cesare, ital. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 8. Dez. 1807 zu Brivio im Mailändischen, widmete sich infolge der Dürftigkeit seiner Eltern dem geistlichen Stande, trat aber noch vor Empfang der Weihen aus dem Seminar, bekleidete Lehrerstellen zu Sondrio, Como und Mailand und zog bereits 1825 durch eine Dichtung: "Algiso, o la lega lombarda" (neue Ausg., Mail. 1870), sowie durch eine treffliche "Storia di Como" (das. 1829) die Aufmerksamkeit auf sich. Dann widmete er sich vornehmlich litterargeschichtlichen Arbeiten und schrieb über Manzoni, Byron, Victor Hugo, die deutsche Litteratur, Parini. Mit Eiser betrieb er auch historische Studien, zog sich 1833 mit seinen "Ragionamenti sulla storia lombarda nel secolo XVII." (Mail. 1832-33) eine gerichtliche Verfolgung zu, wurde eingekerkert und schrieb im Gefängnis seine "Margherita Pusterla" (das. 1838; deutsch von Fink, Stuttg. 1872), den populärsten historischen Roman der Italiener nach den "Promessi sposi", den indessen die österreichische Zensur erst nach drei Jahren freigab. Auch faßte er damals den Plan seiner groß angelegten "Storia universale";

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