Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Capuana; Capuchon; Caput; Caput mortuum; Caque; Caqueta; Caquetá; Caquetage; Cáqueza; Carabane; Carabobo

797

Capuana - Carabobo.

gen, drei Korridore und Teile der Arena (die 76×46 m maß) mit den interessanten unterirdischen Gewölben und Gängen übrig sind. Außerdem sind Reste mehrerer Zirkusse, eines Theaters und eines Triumphbogens sowie Gräber (mit bemalten Vasen) vorhanden, wie man auch die Stellen der verschiedenen Tempel noch erkennen will. Die Kathedrale der heutigen Stadt ist zum großen Teil aus Überresten der alten Herrlichkeit Capuas erbaut. Neuerdings hat man runde, mit Ornamenten und Rundfiguren verzierte Vasen aus Bronze ausgegraben, welche man als Graburnen brauchte.

Geschichte. C. erhob sich durch die Fruchtbarkeit des Landes und Handelsthätigkeit zur ersten Stadt Kampaniens, geriet aber um 420 v. Chr. in die Gewalt der Samniter und begab sich beim Ausbruch des römisch-samnitischen Kriegs 344 in römischen Schutz, woraus bald eine förmliche Abhängigkeit von Rom wurde. Nach der Schlacht bei Cannä 216 fiel C. von Rom ab und nahm Hannibal auf (dessen Soldaten nach der unbegründeten Überlieferung daselbst verweichlichten, weshalb der Name C. für eine Stätte der Verweichlichung und Entartung sprichwörtlich wurde), ward aber 211 von den Römern nach längerer Belagerung wieder unterworfen und büßte seinen Abfall hart. 70 Senatoren wurden hingerichtet, viele Edle in den Kerker geworfen und die übrigen Bürger als Sklaven verkauft. Die Stadt verlor ihre Freiheit und bildete seitdem kein Gemeinwesen mehr, sondern wurde nur von Leuten geringen Standes und Gewerbes bewohnt, welchen ein römischer Präfekt Recht sprach. Erst Julius Cäsar veranlaßte eine Absendung von 20,000 Kolonisten nach C., und seitdem gelangte die Stadt wieder zur Blüte. Nero siedelte eine Anzahl Veteranen daselbst an. Wegen ihrer treuen Haltung zu Vitellius erging wieder ein hartes Strafgericht über sie. 389 n. Chr. wurde hier das capuanische Konzil zur Beseitigung von Spaltungen in der antiochenischen Kirche abgehalten. Während der Völkerwanderung wurde die Stadt mehrmals verwüstet, so 456 durch die Vandalen. Sie gehörte sodann zum Fürstentum Benevent, später zu Salerno, ward aber 841 von den Sarazenen gänzlich zerstört. Die neue Stadt C. wurde 856 etwa 4 km von der Stätte der alten da, wo einst Casilinum gestanden hatte, gegründet. Durch die Wahl des Grafen Athenulf zum Fürsten von Benevent (900) wurde C. Fürstentum, und seine Geschichte verschmilzt nun mit der von Benevent (s. d.). C. ward Residenz und erhielt 968 ein Erzbistum. In der Mitte des 11. Jahrh. kam es unter die Herrschaft der Normannen. 1252 unterwarf es sich dem Kaiser Konrad IV., welcher die Mauern der Stadt niederreißen ließ. Am 3. Juli 1707 im spanischen Erbfolgekrieg besetzte sie der kaiserliche General Daun, und erst 24. Nov. 1734 erhielten sie die Spanier infolge der Kapitulation des Kommandanten Grafen von Traun zurück. Die Franzosen besetzten C. im Januar 1799, im Juli bemächtigte sich Nelson der Stadt. Am 3. Nov. 1860 ergab sich C. nach längern Kämpfen an Garibaldi. Vgl. Beloch, Kampanien, Topographie, Geschichte etc. (Berl. 1879).

Capuana, Luigi, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 27. Mai 1839 zu Mineo im Neapolitanischen, veröffentlichte in seiner Jugend ein Gedicht: "Garibaldi", in drei Gesängen, und einen kleinen Sonettencyklus: "Vanitatum vanitas" (letztern unter dem Pseudonym Faunus), wandte sich dann der journalistischen Laufbahn zu und ließ sich 1864 in Florenz nieder, wo er zwei Jahre lang Theaterkritiken für die "Nazione" schrieb. Eine Auswahl seiner Artikel veröffentlichte er später in dem Werk "Il teatro italiano contemporaneo" (Palermo 1872), worin die französische Bühnendichtung als das Höchste hingestellt wird, wozu das Drama der Gegenwart sich emporgeschwungen. Seit 1868 lebte er wieder in seiner Vaterstadt; 1877 nahm er in Mailand die journalistische Thätigkeit von neuem auf. Es erschienen von ihm seitdem ein Band Novellen: "Profili di donne" (2. Aufl., Mail. 1877), dann der Roman "Giacinta" (das. 1879), der ihn als einen begeisterten Schüler Zolas bekundet; ferner: "Un bacio ed altri racconti" (das. 1881) und eine Sammlung reizender Märchen: "C'era una volta" (das. 1882). Noch sind zu nennen seine "Saggi critici", die "Studii sulla letteratura contemporanea" (Catania 1879-82, 2 Bde.), die litterarische Satire "I paralipomeni de Lucifero di M. Rapisardi" und "Homo" (Mail. 1883).

Capuchon (franz., spr. -püschóng, lat. Caputium), s. v. w. Kapuze; auch Damenmantel mit Kappe.

Caput (lat., Mehrzahl Capita), Kopf, Haupt; Hauptstück, Kapitel (Abteilung eines Buches); C. jejunii, Anfang der Fasten, d. h. der Aschermittwoch. C. Medusae, die in Form eines Kranzes vorkommende Erweiterung der kleinen Hautvenen um den Nabel herum; C. obstipum, s. v. w. Schiefhals; C. succedaneum, Kopfgeschwulst der Neugebornen. Capita proponenda, Gesetzesvorlagen; in capita, nach Köpfen verteilt (bei Erbschaften); per capita, nach Köpfen gerechnet.

Caput mortuum (lat., "toter Kopf"), bei den alten Chemikern üblicher Name für den trocknen Rückstand, welcher bei Destillationen namentlich mineralogischer Produkte in den Retorten verbleibt. Jetzt versteht man darunter die unreine rote Eisenoxydmasse, Kolkothar, welche bei der Bereitung der Nordhäuser Schwefelsäure aus Eisenvitriol in der Retorte zurückbleibt. Vgl. Englischrot.

Caque (franz., spr. kak), Tönnchen mit 500 Heringen oder 1000 Sardellen; auch Pulvertönnchen, Talgbutte.

Caqueta, Nebenfluß des Amazonas, s. Japura.

Caquetá (spr. kaketa), Bezirk des Staats Cauca der Bundesrepublik Kolumbien, im O. der Kordilleren, nach kolumbianischen Ansprüchen bis zum Napo, dem Amazonenstrom und jenseit des Rio Negro reichend und 527,000 qkm (9570 QM.) groß mit nur 5854 zivilisierten Einwohnern und etwa 50,000 Wilden. Hauptflüsse sind: Uaupes, Yapura (dessen oberer Lauf Caqueta heißt) und Putumayo, von denen der erste zum Rio Negro fließt, die beiden andern dem Amazonenstrom tributär sind. Das Gebiet ist weidereich, hat aber auch große Waldungen. Hauptort ist Mocoa, an einem obern Zufluß des Caqueta, 638 m ü. M., wo Mais, Yukka, Zuckerrohr und Bananen gebaut werden.

Caquetage (franz., spr. kak'tahsch), Geschwätz; Caqueteur (spr. kak'tör), Schwätzer; Caqueteuse, Schwätzerin; caquetieren, schwatzen, klatschen.

Cáqueza (spr. kakessa), Departementshauptstadt im Staat Cundinamarca der Bundesrepublik Kolumbien, am Ostabhang der Kordilleren, 40 km südöstlich von Bogota, 1683 m ü. M., mit (1870) 6710 Einw.

Carabane, Fort, s. Casamanze.

Carabobo, ein Staat der Republik Venezuela, 7803 qkm (141,7 QM.) groß, erstreckt sich vom Karibischen Meer bis jenseit der südlichen Parallelkette der Kordilleren und umfaßt das zwischen beiden liegende Becken des Sees von Valencia (432 m), den schönsten und fruchtbarsten Teil der ganzen Republik. Die Zahl der Einwohner schätzte man 1884 auf 163,401, wovon der größte Teil in der Ebene von

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]