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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cäsarentum - Casati.

Herodes übergeben, vom Tetrarchen Philippus erweitert, daher auch C. Philippi genannt, war Zeuge mehrerer Begebenheiten im Leben Jesu und von Kampfspielen, in denen Titus Juden mit wilden Tieren kämpfen ließ. In der Nähe in einer (früher dem Pan geweihten) Höhle eine der Quellen des Jordans. Gegenwärtig steht an der Stelle von C. das Dorf Banias mit Trümmern, besonders großen Ruinen einer starken Felsenburg. - 4) C. Mauretaniae, das heutige Scherschel am Mittelmeer in Algerien, welches noch zahlreiche Ruinen des alten C. enthält, ursprünglich phönikisch-karthagische Kolonie, Namens Jol. Beim Sinken der Macht Karthagos von den Numidiern eingenommen, ward es die Hauptstadt eines eingebornen Königs, Boccchus, blieb dann aber unbedeutend bis zur Zeit Jubas II., der, von Augustus zum König von Mauretanien eingesetzt, den Ort unter dem Namen C. zu seiner Hauptstadt erhob. Nach Jubas Tod 42 n. Chr. wurde C. mit ganz Mauretanien dem römischen Reich einverleibt. Es war damals mit großartigen Prachtbauten versehen und hatte einen Durchmesser von einer Meile. Von seiner Bedeutung in der christlichen Zeit zeugen noch die Ruinen einer Basilika, in der einst der heil. Augustinus mit dem Donatisten Emeritus disputierte.

Cäsarentum, s. Cäsarismus.

Cäsareopapismus (lat., Cäsareopapat), das Eingreifen der weltlichen Macht in geistliche Rechte, namentlich der Kaiser und Könige in die vielumfassenden Rechtsansprüche der Hierarchie; dann die Vereinigung der höchsten weltlichen mit der höchsten geistlichen Macht, wie sie in der protestantischen Kirche durchgeführt ist. Auch in der griechisch-russischen Kirche ist der Zar zugleich geistliches und weltliches Oberhaupt.

Cásares, Badeort in der span. Provinz Malaga, im Thal des Flusses Genal, mit kalten Mineralquellen und (1878) 5418 Einw.

Cäsarewitsch (russ.), der russische Thronfolger; Cäsaréwa, die Kaiserin; Cäsarewna, eine kaiserliche Prinzessin.

Cäsarion, Sohn der Kleopatra von Julius Cäsar, geb. 47 v. Chr., bald nachdem Cäsar Ägypten verlassen hatte. Cäsar selbst soll der Kleopatra (46) gestattet haben, ihn nach seinem Namen zu nennen; sein eigentlicher Name war Ptolemäos. M. Antonius fand es später seiner Politik angemessen, im Senat zu bezeugen, daß C. von Cäsar anerkannt sei. Im J. 34 v. Chr. ernannte ihn Antonius zum Mitregenten der Kleopatra und erklärte ihn noch in seinem Testament für den leiblichen Sohn Cäsars. Nach Ausbruch des Kriegs zwischen Octavianus und Antonius entfernte ihn Kleopatra zu seiner Sicherung aus Ägypten; aber sein bestochener Erzieher Rhodon überredete ihn zur Rückkehr, indem er ihm vorspiegelte, daß er von Octavianus zum König bestimmt sei. In Alexandria wurde er aber nach dem Tode der Kleopatra auf Befehl des Octavianus hingerichtet.

Cäsarismus (lat., Cäsarentum), dasjenige politische System, welches eine der cäsarischen Gewalt der antiken Römerzeit ähnliche Machthaberschaft an die Stelle der modernen konstitutionellen Monarchie zu setzen sucht. Das neueste Beispiel des C. war das zweite französische Kaiserreich Napoleons III. Ein Nebenbegriff in der cäsaristischen Regierungsweise ist die Rücksicht auf ein gewisses Maß von Volksgunst und eine gewisse Anlehnung an den vierten Stand, dessen Interessen behufs Aufwiegung der Macht der parlamentarisch gesinnten Bourgeoisie gefördert werden. Parlamentarische Formen und Körperschaften bleiben bei diesem System etwa ebenso bestehen wie die alten Ämter unter Cäsar und Augustus, die aber der jedesmalige Cäsar thatsächlich in sich vereinigte.

Zwischen der Monarchie mit vollständigster Zentralisation und prinzipiellem Absolutismus, einer Monarchie, die leicht in C. oder monarchischen Despotismus ausartet, und derjenigen Republik, welche als vollendetste Dezentralisation mit Selfgovernment ein jene Gefahr teilendes Extrem wäre, liegen eine Menge Zwischenbildungen, in denen die politische Freiheit unter monarchischer Form oder umgekehrt die Einheit unter republikanischer Form zur formalen Darstellung gebracht werden soll. Zwischen dem römischen Cäsar, welcher die gesamte Volksgewalt der Republik als Imperator in seiner Person ausschließlich vereinigte, und dem französischen Kaiser waren nur die Unterschiede, daß der letztere der Nation verantwortlich und zugleich erblich, der erstere keins von beiden war. Da indes in beiden Fällen das Volk verfassungsmäßig souverän war (in Frankreich folgte dies aus der gesetzlichen Verantwortlichkeit des Kaisers), so könnte man das römische Imperatorentum als lebenslängliche, das französische Kaisertum als erbliche Präsidentschaft bezeichnen. Der C. stützt sich wesentlich auf Soldatenmacht (Militarismus) und kann sich zum Cäsareopapismus (s. d.) erheben, wenn er die absoluteste weltliche und geistliche Gewalt in einer Person vereinigt.

Cäsarius, 1) C. von Arles, Bischof daselbst (502-543), ist von Bedeutung durch Gründung von Mönchs- und Nonnenklöstern und Aufstellung detaillierter Vorschriften für dieselben sowie auf dem Gebiet der Dogmengeschichte durch seine erfolgreiche Parteinahme für den Augustinismus (Synode zu Orange 529).

2) C. von Nazianz, Bruder des Gregor von Nazianz, ausgezeichnet als Naturforscher, Mathematiker, Arzt und Apologet des Christentums am Hof des Constantius und Julian; starb 368. Ihm wird eine Sammlung von "Quaestiones theologicae et philosophicae" zugeschrieben.

3) C. von Heisterbach (bei Königswinter), Mönch und Prior des dortigen Cistercienserklosters, geistlicher Schriftsteller und Geschichtschreiber, geboren um 1170 zu Köln, seit 1199 Mönch, starb um 1240. Er schrieb Homilien, Auslegungen biblischer Bücher, auch Sermone über kirchliche Rituale und Heiligenfeste. Als Geschichtschreiber hinterließ er einen Katalog der Erzbischöfe von Köln, eine Biographie des 1225 ermordeten Erzbischofs Engelbert von Köln, das Leben der heil. Elisabeth und einen "Dialogus magnus visionum et miraculorum" (hrsg. von Strange, Köln 1851), eine große geistliche Anekdotensammlung, welche für Kultur- und Sittengeschichte jener Zeit sehr belehrend ist. Vgl. A. Kaufmann, C. von Heisterbach (2. Aufl., Köln 1862).

Caesar non supra grammaticos (lat.), "der Kaiser (steht) nicht über den Grammatikern", sprichwörtliche Redensart, welche daher rühren soll, daß ein deutscher Kaiser (nach einigen Siegmund) das Wort Schisma als Femininum gebraucht und befohlen habe, es als solches fernerhin anzusehen.

Casas, Bartolommeo de las, s. Las Casas.

Casas grandes, altindian. Stadt im mexikanischen Staat Chihuahua, 200 km südwestlich von El Paso, 1240 m ü. M., der Tradition nach von den Azteken auf ihrem Zug nach Anahuac gebaut.

Casati, Gabrio, Graf, ital. Staatsmann, geb. 2. Aug. 1798 zu Mailand, Bruder der heldenmütigen Teresa Gonfalonieri, der Frau des Märtyrers vom Spielberg, studierte in Pavia die Rechte. An den re-^[folgende Seite]

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