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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Centronen - Cephaëlis.

Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Enantioblasten, zunächst mit den Restiaceen verwandt und von denselben durch ihre sehr reduzierten, in wickelartige Infloreszenzen zusammengestellten und von zahlreichen Deckblättern umgebenen Blüten unterschieden. Vgl. Hieronymus, Beiträge zur Kenntnis der C. (Halle 1873).

Centronen, Volk in Gallia Narbonensis, in den Grajischen Alpen, welches 58 v. Chr. Cäsar am Vordringen zu hindern suchte. Durch ihr Gebiet ging die Heerstraße von Italien nach Lugdunum.

Centrospermae (Zentrospermen), Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Dikotylen, charakterisiert durch einfächerige Fruchtknoten mit einer zentral- oder grundständigen, ein- oder vieleiigen Placenta, meist krautige, bisweilen blumenblattlose, meist mit Kelch und Krone versehene Gewächse mit einem oder zwei Staubblattkreisen und 2-5 zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsenen Fruchtblättern. Die Ordnung umfaßt die Familien der Polygonalen, Chenopodiaceen, Amarantaceen, Phytolakkaceen, Nyktaginiaceen, Karyophyllaceen, Aizoaceen und Portulakaceen.

Centrotus, s. Cikaden.

Centrum, s. Zentrum.

Centrum gravitatis (lat.), der Schwerpunkt.

Centum (lat.), hundert.

Centumviri (lat., "Hundertmänner"), stehendes Richterkollegium im alten Rom, welches im Namen des Volkes in Zivilprozesses Recht sprach. Die C. wurden ursprünglich nach Tribus gewählt, je 3 aus einer Tribus, also aus den 35 Tribus 105. In der Kaiserzeit stieg ihre Zahl auf 180. Seit Augustus führten die sogen. Decemviri litibus judicandis den Vorsitz; der Vorsteher des ganzen Gerichtshofs war ein Prätor. Die C. bildeten 4 Consilia (Senate), welche einzeln oder vereinigt Prozesse schlichteten. Sie sprachen erst auf dem Forum, zur Kaiserzeit unter einer Basilika Recht. Unter den Kaisern waren die Centumviralgerichte mehr besucht als zur Zeit der Republik, weil sie nach dem Aufhören der Volksgerichte den Rednern fast allein Gelegenheit boten, durch Beredsamkeit und Rechtsgelehrtheit zu glänzen. Wie lange sie bestanden, ist ungewiß. Vgl. Zumpt, Über Ursprung, Form und Bedeutung des Centumviralgerichts (Berl. 1838); Schneider, De origine centumviralis judicii (Rostock 1855); v. Keller, Römischer Zivilprozeß (3. Aufl., Leipz. 1863).

Centunculus (lat.), bei den Römern der aus bunten Flecken zusammengesetzte Rock, welcher in den römischen Mimen getragen wurde.

Centuplum (lat.), das Hundertfache; centuplieren, verhundertfachen, verhundertfältigen.

Centurie (lat. Centuria, von centum, "hundert") bedeutet ursprünglich eine Abteilung von 100 Mann, in der ältesten Zeit vornehmlich eine Abteilung von 100 Reitern. Servius Tullius (s. d.) trug den Namen über auf die 193 Abteilungen, in welche er die gesamte waffenfähige Bürgerschaft nach Maßgabe ihres Vermögens einteilte, 18 Centurien Reiter (oder Ritter) und 175 Centurien Fußvolk, von denen 80 zur ersten, je 20 zur zweiten, dritten und vierten und 30 zur fünften Vermögensklasse gehörten. Die unterhalb der fünften Klasse Stehenden bildeten zusammen eine C.; die noch übrigen 4 Centurien wurden aus den für den Krieg erforderlichen Zimmerleuten und Spielleuten gebildet. In der nach Centurien angestellten Volksversammlung (comitia centuriata) hatte jede C. Eine Stimme, und die Abstimmung fand in der Weise statt, daß die Rittercenturien damit begannen und dann die übrigen Centurien nach ihrem Rang folgten, weshalb es, wenn die Ritter und die Centurien der ersten Klasse übereinstimmten, da diese die Majorität bildeten, einer weitern Abstimmung nicht bedurfte. In einer spätern, nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Zeit wurde indes hinsichtlich der Centurien eine Änderung getroffen, infolge deren dieses Übergewicht der Ritter und der Bürger der ersten Klasse eingeschränkt wurde. In militärischer Hinsicht bestimmte die Einteilung nach Klassen und Centurien die Art des Kriegsdienstes, den Unterschied in der Rüstung und Bewaffnung, die Stellung im Heer und in der Schlacht. Ursprünglich zerfiel das schwerbewaffnete Fußvolk jeder Legion wahrscheinlich in 30 Abteilungen von je 100 Mann, also Centurien, die aber gewöhnlich nicht so, sondern Manipeln genannt wurden; in späterer Zeit wurde aber jeder solcher Manipel in zwei Hälften geteilt und diesen, obwohl sie die Zahl 100 nicht erreichten, der Name C. beigelegt; die Führer der Manipeln hießen Centurionen, deren jeder Manipel zwei hatte. So ist die Einteilung der Legionen im 2. Jahrh. v. Chr.; im letzten Jahrhundert der Republik sind die Legionen in je 30 Kohorten geteilt, von denen jede drei Manipeln und sechs Centurien enthält. - In der Landwirtschaft bedeutete C. ein Stück Land von 100 Morgen.

Centurien, Magdeburgische, die erste umfassende protestant. Kirchengeschichte (so genannt, weil der Stoff nach Jahrhunderten abgeteilt ist), wurde seit 1552 zu Magdeburg unter der Leitung des Matthias Flacius von Joh. Wigand, Matthias Judex, Basilius Faber, Andreas Corvinus und Thomas Holzhuber auf Kosten der evangelischen Fürsten bearbeitet und erschien, bis 1400 reichend, zu Basel 1559-74, 13 Bde. Deutsch erschienen nur die vier ersten Centurien (Jena 1560-65). Eine neue Ausgabe, bis 500 reichend, begannen Baumgartner und Semler (Nürnb. 1757 bis 1765, 6 Bde.). Einen Auszug besorgte Osiander (Tübing. 1592-1604, 9 Bde.). S. Kirchengeschichte.

Centurio (lat.), Hauptmann oder Befehlshaber einer römischen Centurie (s. d.). Vgl. Legion.

Centuripe (Centorbi, spr. tschen-), Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), Kreis Nicosia, auf steiler Höhe (703 m) über dem Thal des Simeto, südwestlich vom Ätna, auf den man eine prachtvolle Aussicht hat, mit (1881) 8711 Einw., welche Schwefelbergbau treiben. C., das alte Kentoripa, wovon sich Reste erhalten haben, war schon im Altertum einer der Hauptsitze der Sikuler und auch unter römischer Herrschaft ein bedeutender Ort. Seit der Zeit des Augustus geriet es in Verfall. C. war des Arztes Celsus Geburtsort.

Centweight (engl., spr. ssenntweht, meist abgekürzt: Cwt.), s. v. w. Hundredweight, in Großbritannien u. den Vereinigten Staaten Bezeichnung des Zentners.

Ceorle, s. Angelsachsen.

Cèpe (franz., spr. ssähp), in Frankreich als Leckerbissen berühmte Pilze aus der Gattung Boletus. Man unterscheidet zwei Sorten: die mit rotbraunen und die mit dunkelbraunen Köpfen (B. edulis und B. variegatus). Besonders berühmt sind die cèpes von Bordeaux, welche auch als Ölkonserve in den Handel kommen.

Cephaëlis Swartz (Kopfbeere, Brechwurzel, Brechwurz), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, Sträucher und Halbsträucher, selten Kräuter mit gegenständigen, spitz-eiförmigen, gestielten Blättern und mit Nebenblättern, meist kleinen, weißen Blüten in achselständigen Köpfchen und trockner oder fleischiger, meist zweisamiger Steinfrucht. Etwa 70 tropische

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