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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chaumette - Chaussure.

Sainte-Beuve: "Fontenay", "La retraite", "Mon portrait", "La goutte", "La mort". Bis ins hohe Alter, trotz Gicht und Blindheit, bewahrte er seine Liebe zu Mlle. Launay und besang sie in seinen zartesten und anmutigsten Liedern. Er starb 27. Juni 1720. In seiner reich angelegten, energischen Natur verband er Klugheit mit Leichtsinn, Hang zu Trägheit und Vergnügen mit seinem Geschmack und treffendem Witz. In der Gesellschaft des "Temple", die aus Poeten, Schöngeistern und großen Herren bestand und sich unter Vorsitz des Prinzen von Vendôme, des Großpriors, im Palais du Temple zusammenfand, nahm er eine der ersten Stellen ein und hieß der "Anakreon des Temple". Seine Poesien sind mit denen seines Freundes La Fare zusammen herausgegeben (Lyon 1724); eine gute Ausgabe seiner Werke ist die von Lefèvre de Saint-Marc (Par. 1750, 2 Bde.). "Lettres inédites de C." veröffentlichte der Marquis von Bérenger (Par. 1850).

Chaumette (spr. schomett), Pierre Gaspard, einer der überspanntesten franz. Revolutionsmänner, geb. 24. Mai 1763 zu Nevers als der Sohn eines Schuhmachers, hatte einiges gelernt, dann mehrere Jahre auf einem Schiff gedient und war beim Ausbruch der Revolution Schreiber in Paris. Obgleich Cordelier und an der Herausgabe des Journals "Les Révolutions de Paris" beteiligt, blieb er bis zu den Septembermetzeleien in untergeordneter Stellung. 1792 wurde er wegen seines extremen Auftretens Prokurator der Pariser Gemeinde und nannte sich "Anaxagoras". Er hetzte besonders den Pariser Pöbel gegen die gemäßigten Parteien auf. Die Errichtung des Revolutionstribunals, das Gesetz wegen des Maximums sowie das gegen die Verdächtigen, die Feste der Vernunft etc. wurden zum großen Teil von ihm veranlaßt; er schlug sogar vor, daß jedermann hinfort nur Holzschuhe tragen und Kartoffeln essen dürfte. Die Sittengesetze verhöhnte er. Ganz besonders schwärmte er für den Kultus der Göttin der Vernunft, welcher er auch die Kirche Notre Dame einräumen ließ. Aus rohem Vandalismus ließ er eine Menge Kunstwerke in den Kirchen zerschlagen. Er gehörte zur Partei der Hébertisten und wurde, als Robespierre mit diesen zerfiel, 24. März 1794 guillotiniert.

Chaumière (franz., spr. schömjähr), Strohhütte, ländliche Hütte in einem Park.

Chaumont (spr. schomóng), ein Bergrücken des Neuenburger Jura (1172 m hoch), nördlich dicht hinter Neuchâtel, an seinem Fuß mit Weinbergen, höher mit Tannenwald bewachsen. In seinen untern Stufen sind Brüche eines trefflichen gelben Bausteins (Neokom), desselben, aus dem so charakteristisch die Stadt Neuchâtel ("la ville de beurre") erbaut ist. Auf der Höhe gegen Fenin lagert im Wald ein ungeheurer, aus den Gebirgen des Montblanc stammender Findling, die Pierre à bot. Auf dem Gipfel (Gasthof) des C. umfaßt der Blick die ganze Alpenkette vom Montblanc bis zum Säntis.

Chaumont en Bassigny (spr. schomóng ang bassinji), befestigte Hauptstadt des franz. Departements Obermarne, auf einer Höhe (312 m ü. M.) zwischen der Marne und Suize und an der Ostbahn, welche das Thal der Suize mit einem 600 m langen imposanten Viadukt überschreitet, hat 4 Kirchen (darunter die schöne Kirche St.-Jean Baptiste aus dem 13.-15. Jahrh., mit weithin sichtbaren Türmen, wertvollen Gemälden und Skulpturen), ein ansehnliches Stadthaus, ein neues Präfekturgebäude, einen justizpalast mit prachtvollem Assisensaal, ein Handelstribunal, ein Lyceum, eine Normalschule, eine Bibliothek von 40,000 Bänden, ein Museum und (1881) 11,670 Einw., welche Handschuhe und Messer verfertigen und etwas Handel betreiben. In der Nähe sind Eisengruben. C. war ehedem Hauptort der Landschaft Bassigny eines Besitztums der Grafen von Champagne, von deren Schloß in C. noch der Turm Hautefeuille übrig ist. - In der Neuzeit wurde C. merkwürdig durch den Allianzvertrag vom 1. März 1814, der daselbst zwischen Österreich, Rußland, England und Preußen zu dem Zweck abgeschlossen ward, die Befreiung Europas von der Herrschaft Napoleons I. zu bewerkstelligen, und der an die Unterhandlungen von Châtillon (s. d. 1) anknüpfte. Jede der vier Mächte verpflichtete sich, zu Bekämpfung des gemeinsamen Feindes ein Kontingent von 150,000 Mann ins Feld zustellen. England übernahm überdies für die Dauer des Kriegs die jährliche Zahlung von 5 Mill. Pfd. Sterl. Subsidien und verpachtete sich, diesen Betrag an Österreich und Preußen noch zwei Monate nach geschlossenem Frieden, an Rußland aber noch vier Monate hindurch zu zahlen, in Rücksicht auf die Rückkehr der Heere in ihre Heimat. Das Bündnis ward auf 20 Jahre geschlossen. Vgl. E. Jolibois, Histoire de la ville de C. (Chaum. 1856).

Chauny (spr. schoni), Stadt im franz. Departement Aisne, Arrondissement Laon, an der Oise, welche hier schiffbar wird und den Kanal von Crozat aufnimmt, und an der Nordbahn (mit Abzweigung nach St.-Gobain), hat ein Handelsgericht, ein großes Etablissement zur Schleiferei des in St.-Gobain erzeugten Spiegelglases (Produktion 24,000 metr. Ztr. im Wert von 7,55 Mill. Frank), Fabrikation von Geweben, Rübenzucker etc., Eisen- und Kupfergießerei, bedeutenden Handel und (1876) 8982 Einw.

Chauseyinseln (spr. schosä-), Gruppe kleiner Felseninseln an der Küste des franz. Departements Manche, 12 km nordwestlich von Granville, mit wichtigen Befestigungen und einem Leuchtfeuer auf der Hauptinsel Grand-Ile. Die Inseln haben Granitbrüche und sind reich an Kaninchen.

Chaussard (spr. schohssár), Pierre Jean Baptiste, franz. Schriftsteller, geb. 8. Okt. 1766 zu Paris, war Advokat beim Parlament und machte sich durch seinen Eifer für die Revolution bemerklich. 1792 ward er nach Belgien gesandt, um die Vereinigung diesem Landes mit Frankreich zu bewirken; nach seiner Rückkehr wurde er zum Generalsekretär des öffentlichen Unterrichts ernannt. Unter dem Direktorium predigte er den Theophilanthropismus; unter dem Kaiserreich wurde er Professor der Litteratur an den Gymnasien zu Rouen und Orléans, dann Professor der lateinischen Poesie in Nîmes. Er starb 9. Jan. 1823. Mit vielseitigen Kenntnissen verband er ein biegsames Talent und Leichtigkeit, aber auch Flüchtigkeit und Frivolität der Schreibart. Seine Hauptschriften sind außer seinen patriotischen Oden eine Übersetzung des Arrian (1802, 3 Bde.) und "Poétique secondaire" in 4 Gesängen, eine Art Fortsetzung zu Boileaus "Art poétique"; außerdem "De l'Allemagne et de la maison d'Autriche" (1792); "L'esprit de Mirabeau" (1797); "Le nouveau Diable boiteux, etc." (1799, 2 Bde.); "Jeanne d'Arc" (1806); "Fetes et courtisanes de la Grèce" (1801; 4. Aufl. 1820, 4 Bde.); "Hèliogabale" (1803) u. a.

Chaussée (franz., spr. scho-), Kunststraße, s. Straßenbau.

Chausseegeld, s. Wegegeld.

Chaussure (franz., spr. schohssuhr), Schuhzeug, Fußbekleidung.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]