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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chilecito; Chiliarch; Chilias; Chiliasmus

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Chilecito - Chiliasmus.

handelte, die Verbindung zwischen den beiden Staaten ganz abgebrochen wurde, sondern es brach auch ein förmlicher Krieg mit Spanien aus. Die Veranlassung gaben der spanischen Regierung die Sympathien, welche C. bei dem 1864 zwischen Peru und Spanien ausgebrochenen Krieg dem erstern Staat gezeigt hatte. Da mehrere unbegründete Forderungen Spaniens abgewiesen wurden, so schickte 1865 Spanien ein Geschwader unter Admiral Pareja vor Valparaiso und forderte Genugthuung. Die feste Haltung Chiles führte dann zur förmlichen Kriegserklärung. Indessen hatte der Krieg einen für Spanien kläglichen Verlauf. Zwar waren die Vorstellungen der fremden Mächte erfolglos; aber ein kräftigeres Auftreten wurde durch die Erhebung Prims 1866 vereitelt, und als ein Gefecht zur See für Pareja unglücklich ausfiel und Peru unter dem Präsidenten Prado sich gegen Spanien erklärte, erschoß sich Admiral Pareja, und sein Nachfolger Mendez Nunez konnte sich nur durch die ebenso feige wie grausame Beschießung von Valparaiso und Caliao rächen. Nach diesen Heldenthaten verließ die spanische Flotte die chilenischen Gewässer. Durch Vermittelung der Vereinigten Staaten wurde im Juli 1869, unter Festsetzung eines Schadenersatzes für das Bombardement von Valparaiso, zwischen C. und Spanien ein Waffenstillstand und nach einigen Jahren auch Friede geschlossen. C. aber brachte diese auswärtige Verwickelung den großen Vorteil, daß über ihr alle innern Streitigkeiten und Mißstimmungen in Vergessenheit kamen. Die innere Entwickelung schritt stetig voran, die Zunahme der Bevölkerung war eine befriedigende, und die fremde Einwanderung steigerte sich. Auf die Erweiterung der Verkehrsmittel nahm man unausgesetzt Bedacht; Ende 1866 konnte die wichtige Eisenbahn von San Fernando nach Curico dem Verkehr übergeben werden. Die teilweise Umgestaltung und Kodifizierung der Gesetze ward mit Eifer betrieben und namentlich an einem Handelsgesetzbuch gearbeitet. Der überseeische Handel wie auch der Küstenhandel ließen eine beträchtliche Steigerung erkennen. Daneben nahm die Regierung darauf Bedacht, ihre militärischen und maritimen Kräfte zu verstärken: es wurden in Europa neue Kanonen und Gewehre gekauft, gepanzerte Korvetten in England bestellt und an die Befestigung der wichtigsten Punkte an der Küste Hand gelegt. Die Majorität des Kongresses blieb bei allen Neuwahlen freisinnig und wählte stets liberale Präsidenten, 1871 Erraguriz, 1876 Pinto, ohne daß hierbei oder sonst, wie in den andern südamerikanischen Republiken, Unruhen vorkamen oder Aufstandsversuche gemacht wurden.

Die Tüchtigkeit und Solidität des chilenischen Staatswesens sollte bald eine schwierige Probe bestehen. 1879 geriet nämlich C. in einen neuen Streit mit Bolivia über die Atacamaküste. Ersteres beanspruchte eigentlich deren Besitz bis zum 23. Breitengrad, hatte sich aber in einem Vertrag von 1874 dazu verstanden, auf den Küstenstrich von Caracoles und Antofagasta zu verzichten, wogegen Bolivia die Ausbeutung der dortigen Guano- und Salpeterlager und Silberbergwerke durch Chilenen gestattete und versprach, innerhalb 25 Jahren keine neuen Steuern aufzulegen. Durch Geschick und Betriebsamkeit erlangten nun die Chilenen bei der Ausbeutung der Lager und Bergwerke so glänzende Erfolge, daß sie die Eifersucht Perus und den Neid des bolivianischen Präsidenten Daza erregten und dieser Anfang 1879 die chilenischen Werke und Fabriken mit einer hohen Steuer belegte; als diese nicht sofort bezahlt wurde, konfiszierte Daza die Anlagen. C. besetzte hierauf die Plätze Antofagasta, Caracoles und Mejillones und verlangte die Küste bis zum 23. Breitengrad als sein Eigentum. Als Peru und Bolivia nun ein Bündnis schlossen, erklärte ihnen C. 5. April 1879 den Krieg. Derselbe wurde anfangs zur See geführt und nicht glücklich für C., da es die Blockade der südperuanischen Häfen wieder aufgeben mußte und durch das peruanische Panzerschiff Huascar empfindliche Verluste erlitt. Erst nach dessen Wegnahme (8. Okt.) konnte C., das nun die See beherrschte, Truppen im südlichen Peru ausschiffen, welche die peru-bolivianische Armee 19. Nov. bei Dolores schlugen und die reiche Salpeterprovinz Tarapaca einnahmen. 1880 siegten die Chilenen 27. Mai bei Tacna, erstürmten 7. Juni Arica und rückten nach den Siegen von Chorillos (13. Jan. 1881) und Miraflores (15. Jan.) 17. Jan. in Lima ein. Der 21monatliche Krieg endete also mit der völligen Überwindung der Gegner. Zwar konnten dieselben zunächst nicht zum Frieden gezwungen werden, da es sowohl in Peru als in Bolivia infolge innerer Umwälzungen an einer regelmäßigen anerkannten Regierung fehlte. Doch genoß C. einstweilen die reichen Einkünfte der besetzten Küstenprovinzen und ihrer Guano- und Salpeterlager. Der neue Präsident Santa Maria schloß 23. Juli 1881 auch einen Vertrag mit der Argentinischen Republik ab, der die Grenzstreitigkeiten in Patagonien schlichtete. Erst 1884 hatte sich in Peru eine Regierung gebildet, mit der C. einen Friedensvertrag abschließen konnte. Derselbe wurde 31. März 1884 zu Lima unterzeichnet; C. erhielt die Provinz Tarapaca für immer, Tacna und Arica auf zehn Jahre abgetreten; dasjenige der beiden Länder, zu dessen gunsten die Bewohner sich dann entscheiden, zahlt dem andern 10 Mill. Doll. Mit Bolivia wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Im Süden besetzten die Chilenen das Araukanergebiet ohne Widerstand. Was die innere Politik betrifft, schritt C. auf der Bahn der freiheitlichen Entwickelung vor und beschränkte die Macht der Kirche.

Zur Geschichte des Landes vgl. Molina, Geschichte der Eroberung von C. (deutsch, Leipz. 1791); Merandez, Manual de historia y cronologia de C. (Par. 1860); Claude Gay, Historia fisica y politica de C. (1844-61, Bd. 1-18); Arana, Historia jeneral de la independencia de C. (2. Aufl., Santiago 1855-1863, 4 Bde.); Derselbe, Histoire de la guerre du Pacifique 1879-80 (Par. 1881-82, 2 Bde.); Rosales, Historia jeneral del regno de C. (Valpar. 1877-78); Suarez, Biografias de hombres notables de C. (2. Aufl., Par. 1870); "Coleccion de historiadores de C. y documentos relativos a la historia nacional" (Santiago 1861-65, 6 Bde.).

Chilecito (spr. tschillessito), Stadt in der Argentinischen Republik, s. Famatina.

Chiliarch (griech.), Befehlshaber über 1000 Mann, Oberst; s. Phalanx.

Chilias (Chiliade, griech.), die Zahl Tausend, eine Abteilung von Tausend.

Chiliasmus (griech.), der Glaube an ein künftiges tausendjähriges, mit Christi sichtbarer Wiederkunft anhebendes Gottesreich auf Erden. Der C. ist älter als die christliche Kirche, denn seine Wurzeln liegen im Judentum und in den sinnlichen Vorstellungen desselben von einer irdischen Blütezeit des Reichs Gottes im Gegensatz zu dem nebelhaftern Jenseits des philosophischen Unsterblichkeits- und Vollendungsglaubens. Schon die Propheten hatten ein irdisches Reich des Messias verheißen, in welchem das Glück

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