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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: China

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China (Naturprodukte).

untersagt. Salz wird aus dem Seewasser an den Küsten und aus Solquellen, Steinsalz im W., besonders in Setschuan und Jünnan, gewonnen; die Salzgewinnung aus Seewasser ist bedeutend. Das Salz ist kaiserliches Monopol, von 600 g wird durchschnittlich eine Abgabe von 2½ Pf. erhoben. Steinkohlen sind über ein Areal von über 200,000 QM. verbreitet; v. Richthofen hat nachgewiesen, daß keiner der 18 Provinzen Kohlenfelder fehlen. Auch der Norden der Insel Formosa hat Steinkohlenlager. In größter Ausdehnung hat man Kohle im nördlichen C. aufgefunden. Den ersten Rang nehmen die Südhälfte von Schansi (83,000 qm), das südliche Hunan (600,000 Ton. jährlich), ferner Kuangtung und Kiangsi ein. Aber obwohl der Abbau sehr leicht und jedem freigegeben ist, wird der Preis doch durch Zwischenhändler so hoch hinaufgetrieben, daß in den Seestädten englische Kohle billiger ist als einheimische; neuerdings macht japanische und australische Kohle Konkurrenz. Der Gebrauch der Steinkohle läßt sich schon im 3. Jahrh. v. Chr. nachweisen; gegenwärtig wird dieselbe in der Haushaltung als Brennmaterial vorwiegend im N., ungern in den weiter südlich gelegenen Provinzen verwandt, wo sie oft durch Holzkohle ersetzt wird. Eisen ist sehr verbreitet, die mächtigsten Lager kommen zusammen mit Steinkohle vor; nach Plinius bezog bereits der römische Markt das beste Eisen von den Serern. Eine große Menge Menschen findet jetzt wie im Altertum in den Eisenwerken von Schansi Beschäftigung, aber die bergmännische Bearbeitung der Felder wie die Verarbeitung des Erzes ist noch eine höchst primitive; auch Kuangtung und Kuangsi erzeugen Eisen, das hauptsächlich in den Kurzwarenwerkstätten der großen Fabrikstadt Fuschan bei Kanton zur Verwendung kommt. Reiche Lager von Kupfer (Jünnan und Kueitschou), Quecksilber, Zinn, Nickel sowie von wertvollen Steinen finden sich an vielen Stellen.

Die Pflanzenwelt wechselt nach den verschiedenen Teilen. Im südlichen Küstengebiet gedeihen Palmen, Zuckerrohr (besonders in Formosa), Bananen, Bataten, Yams und andre Gewächse warmer Länder. Zwischen dem 25. und 35.° nördl. Br., im Tiefland (besonders in den Niederungen der großen Flüsse), wird Reis gebaut; auch gibt es hier Orangen, Zitronen, auch wohl noch Zuckerrohr. Wichtige Ausfuhrprodukte sind: der vegetabilische Talg vom Talgbaum (Stillingia sebifera), der in der Umgebung von Ningpo in großer Menge kultiviert wird; Kampfer aus dem östlichen C. und besonders von Formosa; Zimt vom Cassia oder Zimtbaum in Jünnan, Kuangtung und Kuangsi (der chinesische Zimt ist weniger aromatisch, aber billiger als jener von Ceylon und Malabar). Die eigentliche Charakterpflanze Chinas sowie sein Welthandelsartikel ist die Theepflanze: ihr Anbau zieht sich über 28 Breiten und 30 Längengrade hin, sie gedeiht aber am besten im mittlern C. zwischen 27 und 30° nördl. Br., wo die mittlere Jahrestemperatur zwischen 16,7 und 20° C. schwankt, und wo auf starken Regenfall heiteres Wetter und Hitze folgen, das eine ebenso nötig zum üppigen und raschen Wachstum der Blätter wie das andre für den Wohlgeruch und die Güte der Qualität. Die Baumwollstaude wird vorzüglich im mittlern C. gebaut; ihr Produkt ist kürzer als das der amerikanischen und ägyptischen, auch nicht reinlich bereitet und fand nur zur Zeit des nordamerikanischen Kriegs Absatz nach Europa. An Arzneipflanzen ist C. reich; der Rhabarber ist vorzüglich, eine Menge andrer sind erst in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden (vgl. den offiziellen Katalog der von der chinesischen Zollbehörde ausgestellten Handelsprodukte bei der Wiener Weltausstellung von 1873). Der Mohnbau zum Zweck der Gewinnung von Opium, der bereits während der ersten Hälfte des 18. Jahrh. über Tibet von Indien aus in C. eingeführt sein soll, nimmt jetzt einen bedeutenden Teil der Ackerfläche von Setschuan und Jünnan ein und verbreitet sich allmählich über alle Provinzen des Reichs; an Stärke steht aber das chinesische Produkt dem indischen bedeutend nach. Hirse und Weizen sind die Hauptcerealien, Roggen scheint nicht gebaut zu werden; an Gemüsearten ist ein großer Reichtum. Die Weinrebe, die im 2. Jahrh. v. Chr. vom General Tschangkhien aus Zentralasien in C. eingeführt wurde, kommt wild vor, wird jedoch auch gezogen; die Trauben werden aber nur in frischem Zustand genossen. Der Maulbeerbaum wird bei der großen Seidenkultur überaus häufig angebaut, der nützliche Bambus findet sich in allen Dörfern; die Wälder sind im Rückgang begriffen.

Was das Tierreich betrifft, so hat sich aus den kultivierten und dicht bevölkerten Provinzen längst alles Wild in die entlegenern Landstriche zurückgezogen. Von reißenden Tieren zeigt sich noch am häufigsten der Tiger, der in der Nähe von Amoy noch in den letzten Jahren gejagt wurde; Bären kommen im W. vor, Affen im SW. und auf der Insel Hainan. Der Riesensalamander, von dem man bisher nur die Sieboldia maxima Japans kannte, wurde neuerdings auch in C. entdeckt. Jagdbare Tiere sind: Hirsche, wovon einige Arten C. eigentümlich sind, auch Rehe, Hasen, sehr schöne Fasanen, zahllose wilde Enten etc. Elefanten und der Schabrackentapir (Tapirus indicus) werden in Jünnan angetroffen, das Moschustier in den westlichen Provinzen. Geflügel ist zahlreich, ebenso Hunde und Katzen. Zu den Haustieren gehört im N. das zweihöckerige Kamel; eine Art Pony, das kleine mongolische Pferd, bildet dort Steppenherden oder wird als Haustier in Ställen gehalten. Sonst wird Viehzucht im großen nur im nordwestlichen C. getrieben, wo die Tataren große Schaf und Rinderherden halten. Büffel und Ochsen, von denen es zwei Varietäten gibt, mit und ohne einen kleinen Schulterhöcker, werden nur zum Ackerbau gezogen; sie nähren sich im Sommer vom Gras zwischen den Feldern oder auf den an den Kanälen noch übriggelassenen Bodenflächen, auf welchen sie an einer Schnur herumgeführt werden; im Winter bildet Reis und Weizenstroh, Ölkuchen etc. ihr Futter. Esel und Maultiere sind in der Provinz Schantung und in andern hügeligen nördlichen Provinzen vielfach im Gebrauch. Überall findet man kleine, kurzbeinige, leicht Fett ansetzende Schweine von runder Körperform mit eingebogenem Rücken und sparsamer schwarzer Haarbedeckung; man gibt ihnen grob gemahlene oder zerstampfte Bohnen in einer mit verschiedenen Küchenabfällen vermischten Flüssigkeit. Schafe sind im südlichen C. ziemlich selten, doch sind die mongolischen Hämmel berühmt. Enten werden im mittlern und südlichen C. in enormen Quantitäten gezogen, und der Kormoran wird in den Gewässern der mittlern Provinzen zum Fischfang abgerichtet. Die Bienenzucht ist namhaft nur in Hunan und Hupei; Baumwachs kommt von einem Insekt (Coccus pela), welches auf Eschen lebt. Die Seidenraupe wird im ganzen Reiche gezogen (s. unten). Fische finden sich in unermeßlicher Menge und bilden einen Hauptartikel der Nahrung; zu den C. eigentümlichen Arten gehören die 1611 nach Europa gebrachten Goldfische. Die künstliche Fischzucht ist den Chinesen schon

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]