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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: China

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China (Handel mit dem Ausland).

päische Fahrzeuge, deren größere Sicherheit und Seetüchtigkeit, verglichen mit den gebrechlichen Dschonken, die im Jahr nur eine vom Monsun abhängige Reise zu vollführen befähigt sind, sie bald erkannten. Der Bestand der chinesischen Dschonkenflotte ist gänzlich unbekannt, von Schiffen europäischer Bauart besaß die große China Merchants' Steam-Navigation Company 1877: 33 Dampfer mit 22,910 Ton., welche indes während des Kriegs mit Frankreich in amerikanische Hände übergingen.

Handel und Verkehr.

Der Handel, für welchen der verschmitzte, ausdauernde und genügsame Chinese, der im Verkehr mit Fremden seinen Landsleuten nicht Konkurrenz macht, sondern einmütig mit ihnen gegen jene vorgeht, vorzüglich paßt, ist auf dem Land als Kleinhandel sehr belebt; Märkte sind in jeder kleinen Stadt mehrere im Monat, in großen Städten öfters unter großem Zudrang von Händlern und Käufern. Die Höhe für den Wert dieses Binnenhandels ist nicht zu bestimmen; die willkürlichen Zölle der Mandarinen sind ein bedeutendes Hindernis seiner vollen Entwickelung. Der Handel mit dem Ausland war bisher mit wenigen Ausnahmen ausschließlich in den Händen europäischer und amerikanischer Handelshäuser; der Verkehr darf aber bloß an bestimmten Plätzen stattfinden und ist nur unter starker Beiziehung der eingebornen Händler möglich. Bis zum Frieden von Nanking (1842) war für den Landweg nur Maimatschin, Kiachta gegenüber an der Nordgrenze der Mongolei, für den Seeweg nur Kanton Ausfuhrstation unter hemmenden Bedingungen. Im genannten Frieden wurden außer Kanton noch Amoy, Futschou, Ningpo, Schanghai zu Freihäfen erklärt u. neuerdings im Frieden von Tiëntsin (1858) und später eine Anzahl noch andrer Häfen (Swatau, Takao, Tamsui, Tschingkiang, Kiukiang, Hankeou, Tschifu, Niutschuang, Tiëntsin, Kiungtschau, Itschang, Wuhu, Wentschou und Pakhoi) dem europäischen Handel geöffnet (s. unten, Geschichte), so daß jetzt im ganzen 19 Vertragshäfen dem Verkehr offen stehen. Infolge des kürzlich (1885) mit Frankreich abgeschlossenen Friedensvertrags steht die Eröffnung von zwei Handelsplätzen an der Grenze von Anam in Aussicht. Der auswärtige Handel hat sich mit der allmählichen Eröffnung des Landes für Fremde erstaunlich gehoben. Im J. 1814 wertete der Gesamthandel erst 3,75 und 1827: 5 Mill. Pfd. Sterl.; 1833 erlosch das Privilegium der Ostindischen Kompanie, und die Handelsumsätze hoben sich bis 1856 auf 17,5 Mill. und erreichten 1869: 42,6 Mill. Pfd. Sterl. In den letzten Jahren hat der Wert des ausländischen Handels betragen in Haikuan Taels:

Jahr Einfuhr Ausfuhr Zusammen

1881 91910877 71452974 163363851

1882 77715228 67336846 145052074

1883 73567702 70197693 143765395

1884 72760758 67147680 139908438

Im J. 1884 stellte sich der Wert des Handels mit den wichtigsten Verkehrsgebieten in Tausenden von Haikuan Taels wie folgt:

Einfuhr Ausfuhr Zusammen

England und seine Kolonien 65709 40240 105949

Europa ohne England u. Rußland 1752 10071 11823

Rußland inkl. Sibirien 258 5488 5746

Vereinigte Staaten 2418 8280 10698

Japan 3655 1795 5451

Die Hauptartikel der Einfuhr bilden Opium (1884: 26,2 Mill.), Baumwollwaren (22,1 Mill.), Wollwaren (3,7 Mill.), Metalle (4,1 Mill.), wogegen auf diverse andre Waren 16,5 Mill. fallen. Von der Ausfuhr entfallen etwa 80 Proz. auf Thee und Seide; 1884 betrug die Ausfuhr von schwarzem, grünem und Ziegelthee 29,1, von Rohseide und Seidenwaren 23,2 Mill. Haikuan Taels; nächstwichtig sind Zucker, Häute, Felle, Baumwolle, Matten und einige Droguen. Weit über die Hälfte des ganzen Verkehrs nimmt seinen Weg über Schanghai. In Bezug auf die Opiumeinfuhr ist England bekanntlich in zwei Lager geteilt: die philanthropische Partei, von welcher die Einfuhr indischen Opiums in C. als eine Versündigung am Geiste des Christentums angesehen wird, und die Partei der praktischen Politiker, die in den Einnahmen, welche der indischen Regierung aus der Mohnkultur zufließen, ein Bedürfnis des Landes erblicken, dessen Abschaffung der Kolonie unersetzlichen Schaden thun würde. Die chinesische Regierung ist im Begriff, diese geteilte Stimmung zu benutzen, indem sie dem von Jahr zu Jahr wachsenden Konsum durch Erhöhung der Einfuhrsteuer sowie durch außerordentliche Belastung der einheimischen Produktion steuern will, ohne dadurch die auch für C. unentbehrliche Opiumsteuer, die 1880 an Einfuhrzoll allein 13½ Mill. Mk. einbrachte, zu verlieren.

Im J. 1884 liefen in den Vertragshäfen ein und aus: 23,755 Schiffe mit einem Gehalt von 18,806,788 Ton.; hiervon waren 14,141 englische, 1758 deutsche, 2381 amerikanische Schiffe; 4625 fielen auf die chinesische Flagge, die seit einer Reihe von Jahren in Gestalt einer sich alljährlich weiter ausdehnenden Dampfschiffahrtsgesellschaft, der China Merchants' Steam-Navigation Company, den fremden Reedereien Konkurrenz machte, jedoch bei Ausbruch des französischen Kriegs ihre Dampferflotte an eine amerikanische Firma verkaufte. Man nimmt an, daß demnächst, da der Friede geschlossen, ein Rückkauf stattfinden wird, wodurch sich die oben für amerikanischen Verkehr mitgeteilten Ziffern auf etwa 600 Schiffe reduzieren, während auf die chinesische Flagge über 6000 zu rechnen sein würden. Diese Dampfer, die vor Ausbruch des Kriegs als chinesisches Eigentum von europäischen Kapitänen kommandiert wurden, haben ihre Fahrten bereits auf amerikanische und englische Häfen ausgedehnt, und es will scheinen, als ob von dieser Seite her dem Handel der Europäer ein größerer Feind erstehen wird, als es seiner Zeit die Abgeschlossenheit des chinesischen Innern gewesen ist. Sollte es chinesischen Kaufleuten gelingen, auf dem Markt von London mit Thee und Seide festen Fuß zu fassen, so würde ein Umschwung bevorstehen, der für viele in diesem Handel interessierte Häuser leicht verhängnisvoll werden könnte. Der allgemeine Zug der Verdrängung der Segelschiffe durch größere Dampfer macht sich auch hier und zwar seit der Eröffnung des Suezkanals in besonders hohem Maß geltend. Scheinbar leidet darunter augenblicklich die deutsche Schiffahrt, deren Fahrzeuge hauptsächlich der Klasse der Segelschiffe angehören; doch hat man neuerdings allerorten Dampfer für den fernen Osten wie Australien gebaut, welchem Zug ja auch die deutsche Reichsregierung durch subventionierte Dampferlinien gerecht geworden ist.

Gegen Eisenbahnen hat sich C. lange hartnäckig verschlossen; eine 1876 eröffnete Linie von Schanghai nach Kangwan (9 km) mußte schon nach wenigen Monaten wieder beseitigt werden. Aber 1881 wurde die Herstellung von Schienenwegen für Truppen-^[folgende Seite]

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