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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chize - Chlapowski.

ihnen eine Kontribution von 300,000 Rubel aufgelegt. Da solche aber nicht bezahlt wurde, mußten sie erst durch den General Golowatschew mit den Waffen in der Hand gezwungen werden. Ihr sehr hartnäckiger Widerstand wurde schließlich auch gebrochen, die Kontribution wurde auf 310,000 Rub. erhöht.

Am 12. Aug. 1873 wurde der Friede zwischen Rußland und C. geschlossen. Die wichtigsten Bestimmungen dieses Traktats sind folgende: 1) Alle Besitzungen Chiwas am rechten Ufer des Amu Darja und das Delta dieses Flusses bis zum Amu Taldik werden dem russischen Reich einverleibt; von der Mündung dieses Armes zieht die Grenze bis zum Vorgebirge Urga und dann den Südabhang des Usturt entlang bis zum Usboi, dem alten Bette des Amu Darja.

2) C. zahlt an Rußland eine Kriegskostenentschädigung von 2,2 Mill. Rub. in 20jährigen Raten.

3) Die Russen dürfen in C. Handel treiben, ohne zu andern Abgaben verpflichtet zu sein als die muselmanischen Händler.

4) C. nimmt Rußland gegenüber die Stellung eines Vasallenstaats ein. In diesem Verhältnis steht C. auch heute noch; es hat wohl kaum Aussicht, wieder eine größere Selbständigkeit zu erlangen, zumal seitdem Rußland auf dem abgetretenen Gebiet Kenka gegenüber das Fort Petro-Alexandrowsk errichtet und noch die Achal Teke-Oase (s. d.) in seinen Besitz genommen hat. Vgl. Vambéry, Reise in Mittelasien (Leipz. 1873); Lerch, C., seine historischen und geographischen Verhältnisse (Petersb. 1873); E. Schmidt, Die Expedition gegen C. (das. 1874); "Unsre Nachbarn in Mittelasien, C. und Turkmenien" (russ., das. 1873); Stumm, Aus C., Berichte (Berl. 1873); Derselbe, Der russische Feldzug nach C. (das. 1875, Bd. 1); Lansdell, Russian Central Asia (Lond. 1885, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1885).

Chize (Kiseh, türk.), Beutel Goldes.

Chizerots und Burins (spr. schis'ró, bürâng), ein eigentümlicher Volkszweig in den franz. Departements Ain und Saône-et-Loire, namentlich im Arrondissement Bourg en Bresse und den Dorfschaften Sermoyer, Arbigny, Boz und Ozan. Obgleich arbeitsam und wohlhabend, werden sie doch von ihren Nachbarn, namentlich den Bauern, verachtet und selbst gehaßt, teils weil sie für Nachkömmlinge der Sarazenen gelten, teils auch weil sie im Ruf stehen, habsüchtig und boshaft zu sein. Sie heiraten deshalb meist nur untereinander. Sie treiben vornehmlich Landbau, Viehhandel, Fleischerei etc. Es gibt sehr schöne Leute unter ihnen, namentlich sind die durch Fülle des Wuchses, weißen Teint und große, lebhafte schwarze Augen ausgezeichneten Mädchen berühmt. Vgl. Michel, Histoire des races maudites de la France et de l'Espagne (Par. 1847, 2 Bde.).

Chladni, Ernst Florens Friedrich, Physiker, geb. 30. Nov. 1756 zu Wittenberg, studierte daselbst und in Leipzig die Rechte, widmete sich dann aber den Naturwissenschaften, entdeckte bei seinen Untersuchungen über die Schwingungen der Saiten die nach ihm benannten Klangfiguren, konstruierte 1790 ein neues Musikinstrument, das er Euphon nannte, und erfand 1800 den Klavicylinder. Seit 1802 bereiste er zehn Jahre lang Deutschland, Holland, Frankreich, Italien, Rußland, Dänemark, hielt akustische Vorlesungen und starb 4. April 1827 in Breslau. Von Lichtenberg auf die Sternschnuppen und Feuerkugeln aufmerksam gemacht, warf er sich mit Eifer auf das Studium dieser damals noch ganz rätselhaften Erscheinungen. In seiner Abhandlung "Über den Ursprung der von Pallas gefundenen Eisenmasse etc." (Riga 1794) erklärte er diese für kosmischer Natur und ebenso alle Meteorsteine und Feuerkugeln für Körper, welche aus dem allgemeinen Weltraum zu uns gelangen, eine Behauptung, die anfangs allenthalben verspottet wurde, heute aber als die einzig richtige gilt. Er schrieb noch: "Entdeckungen über die Theorie des Klanges" (Leipz. 1787); "Akustik" (das. 1802, 2. Aufl. 1830); "Traité d'acoustique" (Par. 1809); "Neue Beiträge zur Akustik" (Leipz. 1817); "Über Feuermeteore" (Wien 1820); "Beiträge zur praktischen Akustik und zur Lehre vom Instrumentenbau, enthaltend die Theorie und Anwendung zum Bau des Klavicylinders und verwandter Instrumente" (das. 1822). Eine Autobiographie enthält seine "Akustik". Vgl. Bernhard, Dr. Ernst C., der Akustiker (Wittenb. 1856); Melde, Chladnis Leben und Wirken (Marburg 1866).

Chladnische Klangfiguren, s. Schall.

Chladnit, s. Enstatit.

Chlamydodera, Kragenvogel.

Chlamys (griech.), kurzer Reit- und Reisemantel der alten Griechen, welcher aus Makedonien oder Thessalien stammte; bestand aus einem oblongen Stück Zeug, welches über die linke Schulter geworfen und auf der rechten Schulter mit einer Spange zusammengehalten wurde (vgl. Abbildung). Die Griechen hatten außer der C. auch eine Chläna im Gebrauch, welche ebenfalls als Mantel getragen und des Nachts zur Bedeckung gebraucht wurde. Die C. war wie die Chläna aus Wolltuch, bei Armen von der natürlichen Farbe der Wolle, bei Reichen von feinerm Stoff und meist schwarz, und diente besonders den Jünglingen, welche vom 18.-20. Jahr zu Pferde die Wache in der Stadt versahen und sich zum Kriegsdienst vorbereiteten, zur Bedeckung. Die Vornehmern kleideten sich auch ins scharlachrote, die höchsten Militärpersonen in purpurne C. Später ging diese Tracht auf alle Stände über. Der Anstand erforderte, daß man den Mantel beim Umwerfen geschickt über die linke Schulter zu schwingen wußte, so daß er weder vorn noch hinten aufschleppte. Von den Griechen kam die C. zu den Römern, die sie Sagum und Paludamentum nannten. Hier wurde die Agraffe in der Folge immer größer und kostbarer. Die Soldaten, welche das Sagum allein trugen, hießen deshalb Chlamydati. Auch auf Reisen bediente man sich dieses Gewandes. Die hohen Offiziere und die Kaiser trugen es scharlach- oder purpurrot. Seit dem 3. und 4. Jahrh. n. Chr., wo die Toga immer mehr außer Gebrauch kam, wurde die C. auch Tracht im Frieden.

^[Abb.: Chlamys (Statue des Phokion, Rom).]

Chläna, s. Chlamys.

Chlänaceen, dikotyle, nur acht Arten umfassende, in Madagaskar einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren, zunächst mit den Dipterokarpeen verwandt.

Chlapowski, Desiderius, poln. General, geb. 29. Mai 1789 zu Turew bei Kosten im Großherzog-^[folgende Seite]

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