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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Choi; Chois.; Choiseul

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Choi - Choiseul.

da nach Paris, wo er 1857 an Mickiewicz' Stelle die Professur der slawischen Litteratur am Collège de France erhielt, die er bis 1884 bekleidete. C. veröffentlichte 1829 romantische Balladen und Übersetzungen neugriechischer Gedichte, die poetische Erzählung "Derar", Übersetzungen persischer Romane und Dramen ("Théâtre persan", Par. 1878) sowie altslawischer Legenden ("Légendes slaves du moyen-âge", das. 1859), ferner in französischer und englischer Sprache wissenschaftliche Werke über persische Poesie und Grammatik sowie auch eine Reihe slawistischer Werke, worunter die "Grammaire paléoslave" (das. 1869) und die "Études bulgares" (das. 1875) die wichtigsten sind.

Choi, Stadt in der pers. Provinz Aserbeidschân, am Koturfluß und an der Karawanenstraße von Tebriz nach Erzerum, eine der schönsten Städte Persiens, hat breite, regelmäßige, von Kanälen durchschnittene und von Bäumen beschattete Straßen, aber keine bedeutenden Moscheen, eine armenische Vorstadt mit 2 Kirchen, eine große Karawanserai und 20-30,000 Einw. Die Umgegend ist einer der bevölkertsten Teile Persiens, mit starkem Reis-, Obst-, Korn- und Baumwollbau.

Chois., bei botan. Namen Abkürzung für J. D. ^[Jacques Denys] Choisy, geb. 1799 zu Jussy bei Genf, starb als Professor der Physiologie 1859 in Genf.

Choiseul (spr. schŏasol), Name einer alten franz. Adelsfamilie, der von dem kleinen Flecken Choiseul bei Langres in der Champagne herrührt. Die Familie stammte von den Grafen von Langres ab und teilte sich in mehrere Zweige; mehrere berühmte Marschälle und Staatsmänner gehörten ihr an.

1) Etienne François, Herzog von C.-Amboise, Marquis von Stainville, franz. Staatsmann, geb. 28. Juni 1719, Sohn des Grafen Stainville, der in Diensten des Herzogs Franz von Lothringen toscanischer Geschäftsträger in Paris war, wurde in einem Jesuitenkollegium erzogen, trat dann in den Militärdienst und zeichnete sich im österreichischen Erbfolgekrieg bei Prag (1741) so aus, daß er ein Infanterieregiment erhielt. Nach seiner Rückkehr trat er in den Hofdienst und wurde der Günstling und Vertraute der Marquise von Pompadour, welche seine Fähigkeiten und seine Gewandtheit für ihre Zwecke benutzte. Durch ihre Gunst wurde er 1748 zum Generalleutnant und 1758 zum Herzog von C. erhoben, eine Würde, welche Choiseuls Großvater aufgegeben hatte. Er heiratete die Tochter des reichen Bankiers Crozat, mit der er in glücklicher, doch kinderloser Ehe lebte. Die Pompadour machte ihn 1756 zum Gesandten in Rom und dann in Wien, wo er die Allianz mit Österreich gegen Friedrich d. Gr. zu stande zu bringen wußte. Trotzdem, daß diese Politik Frankreich die größten Opfer auferlegte und sehr unpopulär war, hielt C., der nach Bernis' Sturz 1758 das Ministerium des Auswärtigen übernahm, auf das Geheiß seiner Beschützerin daran fest, konnte aber ungeachtet seiner angestrengten Thätigkeit nichts ausrichten, da die Generale fast alle unfähige Hofleute waren. C. übernahm daher, um den Krieg nachdrücklicher zu führen, 1761 das Kriegs-, später auch das Marineministerium und überließ das Auswärtige seinem Vetter C., nachmaligem Herzog von Praslin. Auch brachte er zur Hebung des französischen Einflusses das bourbonische Familienbündnis zwischen Frankreich, Spanien, Parma und Sizilien zu stande, das aber ohne sonderliche Bedeutung blieb. Erst als C. 1763 Frieden schloß, machte er sich populär und wurde dies noch mehr, als er den König zur Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich bewog, eine Maßregel, die von der Pompadour begünstigt wurde, da die Jesuiten gegen sie intrigierten. C. ging aber noch weiter, und obgleich 1764 seine Beschützerin starb, beschloß er doch, Frankreich von der römischen Kurie ganz zu trennen und eine unabhängige gallikanische Kirche zu gründen; er ließ daher 1768 Avignon und Venaissin besetzen. Papst Clemens XIV. aber wußte den König wieder für sich zu gewinnen und so Choiseuls Plan zu vereiteln. C. schmeichelte der Eitelkeit der Nation und beschäftigte sie durch immer neue, glänzende Aussichten. Dabei sorgte er für Hebung des Handels und der Industrie, hob die Kolonien Santo Domingo, Martinique, Guadeloupe u. a., vereinigte Corsica mit Frankreich, setzte Flotte und Heer in tüchtigen Stand, legte Militärschulen an und förderte die wissenschaftliche Thätigkeit. In der auswärtigen Politik vertrat er ernstlich das Interesse Frankreichs: er unterstützte die polnische Konföderation und verwickelte Rußland in den Krieg mit der Pforte; er schickte französische Offiziere nach Ostindien, um dessen Fürsten gegen England zu bewaffnen, und leitete geschickt die Fäden der politischen und diplomatischen Intrigen, weshalb ihn die Kaiserin von Rußland le cocher de l'Europe nannte. Bei dem plötzlichen Tode des Dauphins und seiner Gemahlin sowie des Schwiegervaters des Königs, Stanislaus Leszczynski, eines Jesuitenfreundes, streuten die Jesuiten, aber ohne Grund, das Gerücht einer Vergiftung durch C. aus. Die königliche Gunst verlor C. nicht durch diese Verleumdung, sondern erst durch die neue Mätresse des Königs, Dubarry, welcher C. seine Verachtung nicht verhehlte. Durch einen Krieg gegen England, der seine eifrig betriebenen Seerüstungen im Glanz des Siegs zeigen sollte, wollte E. die verlorne Gunst wiedergewinnen. Choiseuls Gegner aber stellten ihn wegen der dazu angeknüpften geheimen Verbindung mit Spanien als Verräter dar, Ludwig XV. sandte darauf dem Minister zugleich mit dem Abschied 10. Dez. 1770 einen Verhaftsbefehl. Doch durfte sich C. nach seinem Landsitz Chanteloup an der Loire begeben, wo er fast fürstlich Hof hielt. Ludwig XVI. gestattete bei seiner Thronbesteigung 1774 C., in der Hauptstadt zu wohnen und wieder am Hof zu erscheinen, wo er mit Auszeichnung behandelt wurde. Er starb 7. Mai 1785. Seine Witwe opferte ihr Vermögen, um seine Schulden zu bezahlen. Die 1790 unter seinem Namen herausgegebenen "Memoiren" sind unecht. Vgl. K. v. Schlözer, C. und seine Zeit (Berl. 1848); Grasset, Madame de C. et son temps (Par. 1874).

2) Marie Gabriel Auguste Laurent, Graf von C.-Gouffier, franz. Diplomat und Altertumsforscher, geb. 27. Sept. 1752, genoß einen klassischen Unterricht, wodurch in ihm früh der Wunsch rege ward, Griechenland selbst zu besuchen, den er aber erst 1776 befriedigen konnte. Die Resultate seiner Forschungen legte er in der "Voyage pittoresque de la Grèce" (1780-1824, 3 Bde. mit 300 Kupfertafeln) nieder, einem Werk, das ihm 1784 die Mitgliedschaft der französischen Akademie erwarb. Bald darauf zum Gesandten in Konstantinopel ernannt, konnte er seine Studien mit Eifer weiter verfolgen; doch zogen ihm seine Sympathien für Griechenland manche Anfechtungen zu. Als die Revolution ausbrach und das Königtum gestürzt wurde, weigerte er sich, die Republik anzuerkennen, und richtete seine diplomatischen Noten an die Brüder Ludwigs XVI. Als daher die republikanische Armee am Rhein dergleichen Depeschen auffing, ward seine Verhaftung

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]