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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cinchonaceen; Cinchonidin; Cinchonin

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Cinchonaceen - Cinchonin.

niker Haßkarl nach Südamerika, welchem es 1854 gelang, in 21 Wardschen Kasten junge C.-Pflänzlinge nach Batavia zu bringen und Samen nach Holland zu schicken. Aber schon 1852 hatten die Holländer C. Calisaya von einem Pariser Handelsgärtner gekauft und auf Java angesiedelt; Karsten brachte 1854 Samen der wertvollen C. lancifolia var. discolor dorthin, und bald lieferten auch die Haßkarlschen Samen kräftige Pflanzen. 1876 besaß man bereits über 2 Mill. Cinchonen, darunter 1,225,000 C. Calisaya, 565,000 C. officinalis und 4400 C. lancifolia. Im J. 1859 fingen die Engländer an, die Übersiedelung der C. nach Indien zu betreiben. Markham ging 1860 nach den Grenzländern Perus und Bolivias, um C. Calisaya zu sammeln; Spruce erhielt die Aufgabe, in Ecuador C. succirubra zu erlangen, und Pritchett wurde in die Gegend von Huanuco entsandt. Später trat auch Croß hinzu und siedelte die von ihm gesammelten C. Calisaya succirubra und Condaminea in Indien selbst an. Markhams und Pritchetts Pflänzlinge kamen in üblem Zustand in Indien an; aber gleichzeitig gesammelte Samen gingen in Kew, in Ostindien, auf Trinidad und Jamaica gut auf, und Spruce brachte kräftige Pflänzlinge nach Utacamund. Weitere Ansiedelungen wurden begonnen 1861 in Hakgalla im zentralen, bis 1570 m ansteigenden Gebirgsland. Ceylons, 1862 in Dardschiling, im südlichen Teil von Sikkim, im südöstlichen Himalaja, 1865 in Neuseeland und 1866 auf dem australischen Kontinent in Brisbane (Queensland). Als Mittelpunkt des ganzen Unternehmens ragt aber Utacamund hervor mit seinen Filialen bis zur Südspitze Indiens, zum Teil auf Höhen von 2200-2500 m. Im J. 1866 hatte Utacamund 297,000 Stück C. succirubra, 758,000 C. officinalis, 37,000 C. Calisaya, 29,000 graue Rinden liefernde Arten, im ganzen 1,123,000 Stück. Hakgalla hatte 1865 über 500,000, Dardschiling und Rungbee 1866 über 300,000 Stück. Außerdem aber sind schon Hunderttausende von jungen Chinabäumchen an Private abgegeben worden. Auch auf Jamaica gedeihen die Pflanzungen. Im J. 1859 begannen die Bemühungen, C.-Arten in Kalifornien zu akklimatisieren, und 1866 suchte Kaiser Maximilian die Kultur derselben in Mexiko einzuführen. Bemerkenswert ist die Thatsache, daß die Kultur den Chiningehalt der Rinden steigert, so daß z. B. C. officinalis, welche in Amerika eine wenig gehaltreiche Rinde liefert, auf Java bis 4,6 Proz. Chinin erzeugt. Auch hat man gefunden, daß in Moos eingehüllte Stämme dickere, alkaloidreichere Rinde entwickeln. (Vgl. Chinarinden.)

Die frühere Geschichte der Chinarinden verliert sich in ungewisse Angaben. Das Wort Quina (Rinde) gehört der Inkasprache an; aber die Peruaner, welche mit größter Zähigkeit an überlieferten Gebräuchen festhalten, wenden heute noch die China nicht an, fürchten sie vielmehr. Auch sind aus der Zeit des spanischen Einfalls in Peru keine Beweise alter Bekanntschaft des eingebornen Volkes mit der Chinarinde überliefert worden. Man hat erzählt, daß die Peruaner den Spaniern die Heilkräfte der China verschwiegen hätten; am wahrscheinlichsten aber ist, daß die frühste Kenntnis der China auf die Gegend von Loxa beschränkt geblieben war. Dort soll 1630 der spanische Corregidor von Loxa, Don Juan Lopez de Cañizares, durch Chinarinde vom Wechselfieber geheilt worden sein, und als nun 1638 die Gemahlin des Vizekönigs von Peru, Grafen von Chinchon, in Lima am Fieber erkrankte, sandte jener Corregidor Chinarinde an den vizeköniglichen Leibarzt Juan de Vega, dem es auch gelang, die Gräfin damit zu heilen (daher Polvo de la condesa, Gräfinpulver). Durch Vega kam die Rinde 1639 nach Spanien; 1643 erhielt der Kardinal de Lugo in Rom Chinarinde aus Peru, und so wurde Rom der erste Stapelplatz des Mittels, welches nun als Polvo de los Jesuitos weitere Verbreitung fand. Im J. 1655 gelangte die Rinde nach England, wo sie der Londoner Arzt Robert Talbor zuerst in richtiger Dosis anwandte. Er soll 1679 den Dauphin von Frankreich damit geheilt haben, worauf Ludwig XIV. das Geheimnis kaufte und 1681 publizierte. 1669 fand sich die Chinarinde auch in deutschen Apotheken. Über die Stammpflanze der Chinarinde berichtete zuerst Condamine, welcher 1737 bei Loxa die jetzt als C. officinalis var. und Condaminea bekannten Pflanzen sammelte und eine Beschreibung nebst Abbildung 1740 der Pariser Akademie vorlegen ließ. J. ^[Joseph] de Jussieu sammelte 1739 bei Loxa die später als C. pubescens bezeichnete Art, und 1742 stellte dann Linné die Gattung C. auf. Durch die Forschungen von Mutis, Ruiz und Pavon wurde die weitere Verbreitung der Cinchonen in den Kordilleren bekannt, und so traten allmählich gegen 1785 Mittel- und Südperu und Neugranada mit Loxa in Konkurrenz. Die botanische und pharmakognostische Erkenntnis der Chinarinden wurde besonders durch H. v. Bergen, Schleiden, Delondre und Bouchardat (1826), Berg, Weddell, Howard u. a. gefördert.

Vgl. Weddell, Histoire naturelle des quinquinas (Par. 1849, deutsch, Wien 1865); Derselbe, Notes sur les quinquinas (deutsch von Flückiger u. d. T.: "Übersicht der Cinchonen von Weddell", Schaffh. 1871); Delondre und Bouchardat, Quinologie (Par. 1854); Karsten, Die medizinischen Chinarinden Neugranadas (Berl. 1858); Derselbe, Flora Columbiae terrarumque adjacent. specim. select. (das. 1858-69); Howard, Illustr. of the Nueva Quinologia of Pavon (Lond. 1862; deutsch, das. 1862); Derselbe, Quinology of the East India plantations (das. 1869 u. 1876, 3 Bde.); Markham, The C. species of New Granada (das. 1867); Triana, Nouvelles études sur les quinquinas (Par. 1872); Phoebus, Die Delondre-Bouchardatschen Cinchonen (Gießen 1864); Planchon, Des quinquinas (Par. u. Montpellier 1864); Berg, Die Chinarinden der pharmakognostischen Sammlung zu Berlin (Berl. 1865); Markham, Notes on the culture of Cinchonas (Lond. 1859); Derselbe, Account of Peruvian bark and its introduction into British India etc. (das. 1880); Mac Ivor, Cultivation of Cinchonae in India (Madr. 1863); Gorkom, Die Chinakultur auf Java (Leipz. 1869); King, A manual of C. cultivation in India (Kalk. 1876); Kuntze, C., Arten, Hybriden und Kultur der Chinabäume (Leipz. 1878); Flückiger, Die Chinarinden in pharmakognostischer Hinsicht dargestellt (Berl. 1882).

Cinchonaceen, Unterfamilie der Rubiaceen (s. d.).

Cinchonidin (Chinidin) C20H24N2O^[C_{20}H_{24}N_{2}O], Alkaloid, findet sich in allen echten Chinarinden und bildet farb- und geruchlose Kristalle. Es schmeckt weniger bitter als Chinin, ist schwer löslich in Wasser, leichter in Alkohol und Äther und fluoresziert schwach. Seine Salze sind meist leichter löslich als Chininsalze. Es dient als Fiebermittel.

Cinchonin C20H24N2O^[C_{20}H_{24}N_{2}O], Alkaloid, findet sich in zahlreichen Chinarinden, stets begleitet von Chinin, am reichlichsten in den Zweigrinden und vorwiegend in

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]