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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Citrus

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Citrus.

licher duftet als das Neroliöl. Die offiziellen unreifen Früchte, Pomeranzenäpfelchen (Orangettes, Aranzinetti, Fructus Aurantii immaturi), sind erbsen- bis kirschgroß, kugelrund, hart, grünlichschwarz oder graugrün, auf der Oberfläche grubig; sie enthalten ätherisches Öl und Hesperidin, riechen angenehm gewürzhaft, schmecken bitter und dienen zu Tinkturen, Elixiren, Likören, zur Darstellung des ätherischen Petitgrain und, gedrechselt, zu Rosenkränzen. Mit der Schale der frischen, unreifen Früchte bereitet man Bischof. Die reifen Früchte kommen wie Apfelsinen und Zitronen, aber viel seltener auf den Markt, da nur ihre Schale zum Würzen von Punsch, Likören etc. benutzt wird. Die getrockneten Schalen (Cortex fructus Aurantii) kommen als spitz-eirunde, flache oder nach außen etwas gewölbte, außen grünlich- oder braungelbe, runzelige, von ausgetrockneten Ölgruben grubige, innen weiße, schwammige, bitter schmeckende, angenehm riechende Stücke vor. Zum Gebrauch weicht man sie in Wasser ein und entfernt mit einem Messer die innere weiße Schicht. Die übrigbleibende äußere Schicht bildet die Flavedo (50 Proz.). Die besten Schalen sind die spanischen (Malaga). Die vorzügliche Curassaoschale, von einer auf Curassao und Barbados vorkommenden grünfruchtigen Varietät, in dünnen, außen braun- oder dunkel schmutziggrünen Stücken, findet sich selten im Handel und wird meist durch die Schalen unreifer Pomeranzen oder einer grünfruchtigen französischen Varietät ersetzt. Die Flavedo der Malagasorte enthält 1,25 Proz. ätherisches Öl und 25 Proz. bittern Extraktivstoff; in dem weißen, schwammigen Teil findet sich Hesperidin. Pomeranzenschalen dienen zu Likören, Branntweinen und warmen Getränken, sind offizinell und werden als Stomachikum, bei atonischen Blutungen, Wurmleiden etc. gegeben. Die Arbeiter, welche die Pomeranzen schälen, bekommen oft Ausschläge an den Händen; auch treten bedeutende Störungen in der Verdauung, Schwindel, Ohrensausen, Muskelzuckungen, selbst epileptiforme Konvulsionen ein. Aus den frischen Schalen gewinnt man ätherisches Öl (Pomeranzenschalenöl). Von einer Varietät, C. spatafora Risso, wird die frische Schale in Zucker eingemacht und als Orangeat (Confectio Aurantiorum) in den Handel gebracht. Der Pomeranzenbaum wird besonders in Italien, Sizilien, Südtirol, in der Provence, in Spanien und Portugal, auf Malta, den Ionischen Inseln, sehr stark auf den Azoren, in Nordafrika und im Orient kultiviert. C. sinensis Risso (C. japonica Thunb., Zwergpomeranze), mit kleinem Stamm, kugeligen, kleinen, rötlichgelben, sauren und bittern Früchten, und die ähnliche C. sinensis myrtifolia Risso (Myrtenorange) werden als Zierpflanzen kultiviert und halten auch im Zimmer aus. C. Bergamia Risso (Bergamottenorange), mit dornigen oder unbewehrten Zweigen, nicht oder schmal geflügelten Blattstielen, oblongen bis verkehrt-eiförmigen Blättern, kleinen, sehr wohlriechenden Blüten und mittelgroßen, birnförmigen oder flachkugeligen, oben eingedrückten, wulstigen Früchten mit glatter, dünner, blaß goldgelber Schale und bitterlich-säuerlichem Fleisch, wird in Italien, Sizilien, Griechenland, Spanien und Südfrankreich kultiviert; aus der Fruchtschale gewinnt man das Bergamottöl. Eine Varietät, Mellarosa (Rosenapfelbergamotte), mit ganz kleinen, runden, sehr bittern und herben Früchten, liefert ein sehr wohlriechendes Öl und besonders wohlschmeckende Konfitüren. C. Aurantium Risso (C. Aurantium β L., Apfelsine, Sinaapfel, Chinaapfel), ein 6-12 m hoher Baum mit schwärzlicher Rinde, eiförmig-länglichen, gekerbten Blättern, schmal oder kaum geflügelten Blattstielen, weißen, wohlriechenden, in kleinen Doldentrauben stehenden Blüten und kugelrunder, heller oder dunkler orangegelber Frucht ohne Zitzenwarze, stammt aus dem östlichen Asien, wird in ganz Südeuropa und auf den Mittelmeerinseln, in Nordafrika, auf den Azoren, im Orient, am Kap (wo der Baum die Größe unsrer Eichbäume erreicht) und in Südamerika kultiviert. Die Malteser Apfelsinen, welche wenig in den Handel kommen, gelten für die besten; in Deutschland finden sich außer den sizilischen (Messinaer) besonders solche von Nizza, Genua und vom Gardasee. Eine sehr geschätzte Varietät, die Mandarinenorange, hat nur die Größe eines Borsdorfer Apfels, eine dunkel rotgelbe Schale und blutrotes Fleisch. Als beliebtes Obst bilden die Apfelsinen einen wichtigen Handelsartikel. Der Saft, mit Wasser und Zucker vermischt, wird als Orangeade besonders in Frankreich genossen; man bereitet mit Apfelsinen auch Punsch und aus den Schalen, die wenig Bitterstoff und ätherisches Öl enthalten, einen Likör, Apfelsinen-Rosoglio, welcher besonders von Bologna, Udine und Florenz bezogen wird. Die unreifen Früchte werden wie unreife Pomeranzen benutzt. C. Limonum Risso (C. medica β L., Limonenbaum, Zitronenbaum), ein 3-5 m hoher Baum mit bewehrten oder unbewehrten, violetten jüngern Zweigen, oblongen, zugespitzten, kerbig gesägten Blättern, ungeflügelten Blattstielen, wenig wohlriechenden, außen roten Blüten und oblonger oder ovaler, oben oder an beiden Enden zitzenwarziger, gelber, drüsiger, 5-7 cm langer, zehn- bis zwölffächeriger Frucht mit sehr saurem Fleisch und dünner, unebener Schale, stammt aus dem nördlichen Ostindien und findet sich in den Mittelmeerländern, besonders in Spanien, Portugal, Italien, auf den Griechischen Inseln, in Nordafrika, Westindien und Südasien in mehreren Varietäten kultiviert und verwildert. Die vor ihrer völligen Reife abgenommene Frucht ist die Zitrone unsers Handels, welche im Süden Limone genannt wird. Der Baum blüht das ganze Jahr hindurch und trägt daher oft gleichzeitig Blüten, grüne und gelbe Früchte. Die erste Ernte fällt von Ende Juli bis Mitte September, die zweite in den November, die dritte in den Januar. Die Zitronengärten in Oberitalien sind eine Art Kalthäuser; die Bäume stehen an hohen Mauern, und zwischen ihnen sind Pfeiler errichtet, so daß die ganze Pflanzung im Winter mit Brettern eingedacht werden kann. An kalten Tagen wird sogar geheizt. Erst im Neapolitanischen und in Sizilien gleichen die Zitronengärten unsern Obstgärten. Zu uns kommen die meisten Zitronen aus Italien, von Nizza, Genua, Mentone, Messina und vom Gardasee, gewöhnlich, wie die Apfelsinen, in Papier gewickelt und in Kisten verpackt, die 400-700 Stück fassen. Auch marinierte Zitronen kommen im Handel vor und in großen Quantitäten Zitronensaft und getrocknete Zitronenschalen. Der Saft enthält 6-9 Proz. Zitronensäure, die Schalen sind reich an ätherischem Öl, in den Samen findet sich kristallisierbares, weißes, geruchloses, stark bitteres, neutrales Limonin, in der schwammigen Schicht der Schale kristallisierbares, weißes, geruch- und geschmackloses, neutrales Hesperidin. Die Benutzung der Zitronen ist bekannt: ein großer Teil derselben wird auf Zitronensäure und Zitronenöl verarbeitet; die Schalen dienen zur Likörbereitung; die Samen hat man als Wurmmittel, die Wurzelrinde in Westindien gegen Fieber benutzt. Varietä-^[folgende Seite]

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