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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Citrus

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Citrus.

ten des Limonenbaums sind: C. L. Bignetta Risso (Bignette), mit kugelrunden Früchten; C. L. Rosolinum Risso (Rosoline, Wachslimone), mit 1 kg schwerer, genießbarer Frucht; C. Lumia Risso (süße Limone, Lumie), mit süßem Fruchtfleisch, etc. C. medica Risso (C. medica α L., Cedratbaum, Zitronenbaum), ein 9-18 m hoher Baum aus Nordindien, mit kurzen, steifen, häufig dornigen Zweigen, oblongen, zugespitzten, kerbzahnigen Blättern, flügellosen Blattstielen, einzeln oder traubig stehenden, außen purpurfarbigen Blüten und länglicher, zitzenwarziger, oft kopfgroßer Frucht mit sehr dicker, runzeliger oder höckeriger, zitronengelber, sehr ölreicher Fruchtschale, aber nur säuerlichem Mark, wie der vorige vielfach kultiviert, liefert den größten Teil der Zitronenschalen des Handels und sehr viel Zitronenöl; die frischen Schalen werden eingemacht und bilden dann das Zitronat oder die Sukkade. C. Limetta Risso (C. medica γ L., Limettenbaum), mit nicht oder schmal geflügelten Blattstielen, eirunden, gesägten Blättern, kleinen, weißen Blüten und eiförmiger oder rundlicher, blaßgelber, dickschaliger, säuerlich-süßer Beere, liefert aus der Schale das dem Zitronenöl ähnliche Limettenöl. Als Varietäten sind bemerkenswert: C. Peretta Risso (Perettenbaum), ein zierlicher Baum mit dornigen Zweigen, keilförmigen, gezahnten, stachelspitzigen Blättern und birnförmiger Frucht mit weniger saurem Mus und höchst wohlriechender Schale, liefert sehr schmackhafte Konfitüre; C. auratus Risso (Chrysomelie, Goldhesperide), mit sehr schmackhaften, großen, rundlich birnförmigen Früchten. Über C. Pomum Adami Risso (C. medica Cedra Risso) s. Adamsapfel. C. decumana L. (C. Pompelmos Risso, Pompelmus, Paradiesapfel), dem Pomeranzenbaum ähnlich, mit großen, stumpfen, ausgerandeten Blättern, breit geflügeltem Blattstiel, sehr großen, weißen Blüten, 6 kg schwerer, kugeliger oder platt birnförmiger Frucht mit glatter, sehr dicker, an ätherischem Öl reicher Schale und saftreichem, angenehm süßsäuerlichem Fruchtfleisch, in Ostindien heimisch, wird in Südeuropa und Amerika kultiviert. Das Fruchtfleisch wird gegessen und in den Tropen besonders bei Akklimatisationskrankheiten empfohlen. Das Holz des Baums ist hart, blaßgelb, zu Werkzeugen geeignet. C. decumana Sieber (Melonen- oder Kürbiszitrone), mit Früchten bis zu 40 cm Durchmesser, ist eine Zierde der türkischen Gärten und besitzt eine sehr dicke Schale, welche als Delikatesse gilt, wogegen das Fleisch sehr sauer ist und weggeworfen wird. - Die Citrusarten bilden eine Hauptzierde unsrer Kalthäuser (welche nach ihnen auch Orangerien genannt werden) und im Sommer der Gärten. Man zieht sie in großen Kübeln und meist mit kugelrunder Krone. Sämlinge aus Zitronen- oder Apfelsinenkernen werden durch Okulieren, Kopulieren oder Pfropfen veredelt. Die Orangenbäume lieben eine fette, weder zu leichte noch zu schwere, bindige Erde, in welcher alle Teile gut verwest sind. Im Sommer verlangen sie reichliches, im Winter sehr mäßiges Begießen. Das Überwinterungslokal muß hell sein und darf nie über 8° geheizt werden; soviel wie möglich ist frische Luft zu geben und durch häufiges Bespritzen angemessene Feuchtigkeit. Junge Pflanzen werden alle 2 Jahre, ältere in 3-5 Jahren einmal verpflanzt.

Geschichtliches. Die Citrusarten waren den Alten in ihrer besten Zeit unbekannt; erst durch die Kriegszüge Alexanders d. Gr. erfuhren die Griechen von einem Wunderbaum mit goldenen Früchten in Persien und Medien, den Theophrast zuerst beschrieb: seine Früchte sind nicht genießbar, duften schön, halten die Motten ab, sind wirksames Gegengift und verbessern, wenn man das gekochte Fleisch im Mund ausdrückt, den Atem. Dieser medische Apfel erschien nach Gründung der griechischen Königreiche in Vorderasien auf dem europäischen Markt und wurde den Hesperidenäpfeln verglichen, unter welch letztern aber schwerlich die Citrusfrüchte zu verstehen sein möchten. Die angebliche Eigenschaft medischer Äpfel, Ungeziefer abzuwehren, verschaffte ihnen den Namen C., Malum citreum; denn als Kedros wurden die duftenden, unzerstörbaren Koniferenhölzer bezeichnet, welche selbst den Würmern widerstanden und die Kleider vor denselben bewahrten, und der zu gleichem Zweck benutzte Apfel galt nun als Frucht des Kedrosbaums. Plinius erzählt von vergeblichen Versuchen, lebende Pflanzen in Kübeln nach Europa zu bringen; sie starben ab oder setzten wenigstens keine Früchte an. Ein oder anderthalb Jahrhunderte nach Plinius muß aber der Baum schon ein wirklicher Schmuck der Villen und Gärten begünstigter Landschaften gewesen sein; Florentinus beschreibt im 3. Jahrh. n. Chr. die Kultur der Kitreai ganz in der Art der noch heute in Oberitalien gebräuchlichen. Nach Palladius (Mitte des 4. Jahrh.) wuchsen Citrusbäume auf Sardinien und bei Neapel im Winter und Sommer unter freiem Himmel. Der medische Apfel der Alten, welcher zuerst bekannt geworden war, war aber nicht die Zitrone, sondern die Frucht des Cedratbaums (C. medica Risso), welcher sich in der persischen Provinz Gilan, einem Teil des alten Medien, noch ganz in dem Habitus, welchen Theophrast beschreibt, findet, und auf dessen Frucht allein die gelegentlichen Äußerungen der Alten passen. Sie kam zur Zeit der ersten römischen Kaiser nach Italien. Unsre Zitrone, die Limone des Südens, heißt so nach dem arabischen limun, welches aus dem Persischen, indirekt aus dem Indischen (limu) stammt. Damit ist die Herkunft der Limone angegeben; um das 10. Jahrh. kam sie nach Ägypten und Palästina, und wir wissen, daß sie 1240 in Europa noch nicht wuchs. Kreuzfahrer oder Handelsleute der italienischen Seestädte oder die Araber brachten die Zitrone zuerst nach Europa, und ihr stark saurer Saft diente hier wie im Orient bald als beliebte belebende Beigabe zu vielen Speisen und gab mit dem zu gleicher Zeit bekannter werdenden Zucker die vielbegehrte Limonata ab. Auch die Pomeranze kam um diese Zeit durch Araber oder Kreuzfahrer nach Europa; aus Indien hatte man sie (912) nach Persien gebracht, wo sie nareng genannt wurde; die Araber nannten sie narang, und daraus wurde byzantinisch nerantzion. Schon in Westasien hatte die Frucht viel von dem süßen Duft und der schönen Farbe verloren, welche sie einst in Indien besaß, und bei dem weiten Übergang nach Europa verblich sie noch mehr; aber trotzdem entstand der französische Name orange nach dem hineinspielenden Begriff von or, aurum, Gold. Die Apfelsine, ital. portogallo, enthält ebenfalls in ihrem Namen ihre Geschichte. Sie kam erst nach Ausbreitung der portugiesischen Schiffahrt aus dem südlichen China, angeblich zuerst 1548, nach Europa, und der europäische Urbaum stand noch lange zu Lissabon im Haus des Grafen von St.-Laurent; von dort gelangte sie bald nach Rom und verbreitete sich an den Küsten des Mittelländischen Meers bis tief nach Westasien hinein. Selbst die Kurden nennen sie portoghal. Auch nach Amerika brachten Portugiesen und Spanier den Baum, der in den tropischen Gegenden der Neuen Welt wunderbar gedieh. Die Mandarinenorangen wurden erst

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