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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clement; Clément; Clementi

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Clement - Clementi.

Clement, Knut Jungbohn, Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1803 auf der nordfriesischen Insel Amrum, war erst Volksschullehrer, studierte dann in Kiel und Heidelberg Philosophie, Geschichte und Sprachwissenschaft, bereiste 1836 Westeuropa und wirkte 1841-1848 als Privatdozent in Kiel, wo er zahlreich besuchte sprachwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Später lebte er in Hamburg als Mitarbeiter an der "Börsenhalle". Von seinen Schriften sind außer Reiseschilderungen hervorzuheben: "Die nordgermanische Welt und ihre geschichtlichen Anfänge" (Kopenh. 1840); "Die Lex Salica" (Mannh. 1843); "Die Lebens- und Leidensgeschichten der Friesen" (Kiel 1845); "Der Franzos und seine Sprache" (Frankf. 1848), ein Werkchen voll Geist und Humor. Als warmer Freund der Sache Schleswig-Holsteins zeigte er sich in den Schriften: "Das wahre Verhältnis der südjütischen Nationalität und Sprache" (Hamb. 1849); "Weissagung der Friesin Hertje vor 450 Jahren" (1850); "Schleswig, das urheimische Land des nichtdänischen Volkes der Friesen und Angeln" (Hamb. 1861). Neuere Werke sind: "Die Lombarden und ihre Eiserne Krone" (Hamb. 1866); "Die dänische Schriftsprache u. die nordschleswigische Volkssprache" (das. 1869); "Forschungen über das Recht der salischen Franken" (Berl. 1876).

Clément (spr. -māng), 1) Jacques, der Mörder Heinrichs III., Königs von Frankreich, geboren im Dorf Sarbon bei Reims, war 25 Jahre alt und noch nicht lange im Orden der Dominikaner, als ihn der Parteigeist der Liane auf den Gedanken brachte, den König, der vor dem aufrührerischen Paris stand, zu ermorden. Am 31. Juli 1589 wurde er in St.-Cloud als Überbringer wichtiger Nachrichten vor den König geführt und durchbohrte denselben, während er den ihm dargereichten Brief las. Der König riß das Messer aus der Wunde und stieß damit dem Mörder zweimal ins Gesicht, während die herbeigeeilten Diener ihn zu Boden warfen und töteten. Der Leichnam ward zum Fenster hinausgestürzt, auf die Richtstätte geschleift, von vier Pferden zerrissen und dann verbrannt. Von der dem König feindlichen Partei wurde C. als Heiliger und Märtyrer gepriesen.

2) Jean Pierre, franz. Historiker und Staatsökonom, geb. 2. Juni 1809 zu Draguignan, ward 1855 Mitglied des Institut de France, erwarb sich, außer durch seine rein historischen Arbeiten, besonders durch zahlreiche Schriften über Finanzverhältnisse einen in der Wissenschaft sehr geachteten Namen und starb 8. Nov. 1870 in Paris. Seine bedeutendsten Werke sind: die von der Akademie gekrönte "Histoire de la vie et de l'administration de Colbert" (1846; neue Bearbeitung 1874, 2 Bde.), ferner "Le gouvernement de Louis XIV" (1848), die Fortsetzung des vorigen Werks, die ihm von der Akademie der Inschriften den Preis Gobert einbrachte; "Jacques Coeur et Charles VII ou la France au XV. siècle" (1853, 2 Bde.; 4. Aufl. 1874); "L'histoire du système protecteur en France depuis Colbert jusqu'à la révolution de 1848" (1854); "Portraits historiques" (1854); "Études financières et d'économie sociale" (1859); "Lettres, instructions et mémoires de Colbert" (1863-73, 7 Bde.); "La police sous Louis XIV" (1866); "L'Italie en 1671" (Beschreibung einer Reise des Marquis de Seignelay; 1867); "Madame de Montespan et Louis XIV" (1868); "Une abbesse de Fontevrault au XVII. siècle" (Gabrielle de Rochechouart-Mortemart; 3. Aufl. 1871).

3) Charles, franz. Kunstschriftsteller, geb. 1821 zu Rouen, war eine Zeitlang stellvertretender Konservator des Musée Napoléon III, lebte aber später ganz seinen Studien, deren Ergebnisse er besonders in der "Revue des Deux Mondes" und der "Gazette des beaux-arts" sowie im "Journal des Débats" veröffentlichte. Seine Hauptwerke sind: "Michel Ange, Léonard de Vinci, Raphaël" (4. Aufl. 1881; deutsch von Clauß, Leipz. 1870); "Géricault", eine biographische Studie (3. Aufl. 1879); "Prud'hon, sa vie, ses œuvres et sa correspondance" (3. Aufl. 1880); "Leopold Robert d'après sa correspondance inédite" (1874); "Artiste anciens et modernes" (1876); "Charles Gleyre, sa vie et ses œuvres" (1877).

Clementi, 1) Prospero (eigentlich Spani), ital. Bildhauer, Schüler seines Oheims Bartolommeo Spani, studierte in Rom. Er starb in hohem Alter 1584 in Reggio, wo sich im Dom sein Grabmal von 1588 befindet. C. zeigt zwar auch den Einfluß Michelangelos, doch verbindet sich damit eine gewisse Milde und Mäßigung. Sein Hauptwerk ist das Grabmal des Bischofs Rangoni im Dom zu Reggio. Am Palazzo ducale zu Modena sind von ihm die Statuen des Herkules und Lepidus, im Dom zu Parma das Grabmal des heil. Bernardo degli Uberti und das Denkmal des B. Prati, am Grabmal Voltas in San Domenico zu Bologna die Statue des heil. Proculus. Nach Clementis Zeichnung ist auch die Fassade des Doms von Reggio gebaut.

2) Muzio, Klavierspieler und Komponist, geb. 1752 zu Rom, erhielt bereits als Kind eine so gründliche musikalische Erziehung, daß er schon im neunten Jahr einen Organistenposten übernehmen konnte. Nachdem er sich später unter Leitung Santarellis und Carpinis im Gesang und im Kontrapunkt ausgebildet hatte und mit einer Messe als Komponist erfolgreich in die Öffentlichkeit getreten war, ging er 1766 mit einem Engländer, Namens Beckford, einem eifrigen Bewunderer seines Klavierspiels, nach London und setzte hier sowie auf dem Gut seines Gönners in Dorsetshire seine Studien mit solchem Erfolg fort, daß er bei seinem ersten öffentlichen Auftreten in London (1780) durch die glänzende Fertigkeit seines Spiels sowie durch die Gediegenheit seiner Kompositionen Aufsehen erregte. Auf einer Kunstreise, die ihn über Paris nach Wien führte (1781), trat er mit Mozart, Haydn u. a. in nähere Verbindung und hatte mit dem erstern vor Kaiser Joseph einen Wettkampf zu bestehen. Nach London zurückgekehrt, verwertete er die in Deutschland gemachten Erfahrungen, indem er als Spieler wie als Komponist eine noch idealere Richtung einschlug, und zugleich entfaltete er eine höchst erfolgreiche Lehrthätigkeit, so daß er bald das Haupt einer Klavierschule wurde, welche mit der von Mozart ausgegangenen Wiener Schule wetteifern konnte. Von 1802 bis 1821 unternahm er wiederholte Kunstreisen auf dem Kontinent, meist in Begleitung seiner Schüler, unter denen sich besonders John Field, Alex. Klengel und Ludw. Berger (der Lehrer Mendelssohns) später selbständig ausgezeichnet haben. Die reichen Erfahrungen seiner Virtuosenlaufbahn veröffentlichte er in seinem Studienwerk "Gradus ad parnassum", welches noch heute mit Recht als einer der wertvollsten Schätze der Klavierunterrichts-Litteratur gilt. Im Besitz eines ansehnlichen Vermögens, welches er zum Teil einer um 1800 zu London von ihm begründeten Musikalienhandlung und Klavierfabrik verdankte, zog er sich in seinem Alter auf einen behaglichen Landsitz bei London zurück, wo er 10. März 1832 starb. Über die Vortrefflichkeit seines Spiels herrscht nur eine Stimme, und seine Wertigkeit soll, selbst nach jetzigem Maßstab gemessen, bedeutend gewesen sein; namentlich soll er Terzen-^[folgende Seite]

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