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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Clementia - Clerkenwell.

läufe mit ungemeiner Leichtigkeit und Gleichmäßigkeit ausgeführt haben. Seine Kompositionen sind elegant, fließend und vortrefflich gearbeitet; doch fehlt es ihnen an Leidenschaft, und eine gewisse Trockenheit der Melodie ist häufig nicht zu verkennen. Seine Werke bestehen im ganzen in 106 Sonaten (davon 46 mit Begleitung von Violine oder Flöte und Violoncello), 1 Duo für zwei Klaviere, 4 Duos zu vier Händen, 1 Toccata, 3 Kapricen, 24 Walzern, verschiedenen andern Klavierstücken und dem erwähnten, neuerdings in verschiedenen Ausgaben (unter andern von Tausig) erschienenen "Gradus ad Parnassum". Seine Orchesterkompositionen sind nicht im Druck erschienen.

Clementia (lat.), Milde, Gnade, auch als Anrede an den römischen Kaiser: C. tua, dann Gottheit, deren Kultus seit Beginn der Kaiserzeit in besondere Aufnahme kam, dargestellt als stehendes Weib mit Patera und Zepter, der Juno ähnlich.

Clementinae (Klementinen), eine Anzahl griechischer und lateinischer Schriften, welche schon im 2. Jahrh. dem römischen Bischof Clemens I. (s. d.) untergeschoben wurden, der Anfang der christlichen Romanlitteratur; der darin vertretene Lehrbegriff ist derjenige der essäischen Ebioniten (s. d.).

Clementinae constitutiones, s. Corpus juris.

Clent Hills, ein Hügelzug in Worcestershire (England), 307 m hoch.

Cleome L. (Pillenbaum), Gattung aus der Familie der Kapparideen, Sommergewächse oder Sträucher mit einfachen oder drei- bis siebenzähligen Blättern, gelben oder purpurroten, meist in Trauben stehenden Blüten und einfächeriger, vielsamiger Kapsel. Die Arten sind in den wärmern Gegenden über die ganze Erde zerstreut und finden sich besonders zahlreich in Amerika und Arabien. C. pentaphylla L. (Zwitterkapper) ist ein Sommergewächs in Ostindien und Mittelafrika, dessen frisches, widrig riechendes Kraut als Heilmittel angewendet wird. Durch das Kochen verliert sich die Schärfe, und das Kraut gibt dann ein häufig genossenes, gesundes Gemüse. Die Samen enthalten viel fettes Öl und Schärfe. C. triphylla L. ist ein Sommergewächs in Guinea und Senegambien, das, wie die vorige Art, auch in Westindien angebaut und verwildert vorkommt und als antiskorbutisches Mittel dient. Auch bereitet man in Amerika Wein und Sirup daraus. Andre Arten werden als Zierpflanzen bei uns kultiviert. Von C. ornithopodioides L. (levantinischer Senf), in Kleinasien, wird der Same wie Senf benutzt. Andre Arten werden als Zierpflanzen kultiviert.

Clerc (franz., spr. klär, engl. Clerk, v. lat. clericus), eigentlich Geistlicher und zwar jetzt nur noch subalterner Geistlicher; im Mittelalter, wo die Schreibkunst hauptsächlich von den Geistlichen geübt wurde, auch s. v. w. Schreiber, Kanzlist, Büreaubeamter (die Clercs bildeten im 13. und 14. Jahrh. zu Paris eine besondere Gilde, s. Bazoche); in England und Nordamerika s. v. w. Schreiber, Aktuar, Sekretär etc. Auch in Belgien und den Niederlanden ist das Wort C. für gewisse Beamte gebräuchlich. In Frankreich müssen diejenigen, welche sich dem Beruf eines Anwalts, Huissiers oder Notars widmen, zu ihrer praktischen Ausbildung als Clercs mehrere Jahre hindurch arbeiten; diese Vorbereitungszeit wird Cléricature genannt.

Clerc (spr. klär, lat. Clericus), Johannes, Theolog, geb. 19. März 1657 zu Genf, erhielt, zu den Arminianern übergetreten, in Amsterdam 1684 die Professur der Philosophie und später auch den Lehrstuhl der Kirchengeschichte. Seine außerordentliche litterarische Thätigkeit, die ihn in eine Menge gelehrter Streitigkeiten verwickelte, setzte er fort, bis ihm 1728 ein Schlagfluß die Sprache raubte und seine Geisteskräfte schwächte. Er starb 8. Jan. 1736. Von seinen theologischen Werken ist vornehmlich die Ausgabe der apostolischen Väter von Cotelerius (Amsterd. 1698 u. 1714) zu nennen.

Clerck., bei zoolog. Namen: C. le Clerck (Schüler Linnés, Maler; Insekten, Spinnen).

Clerfait (spr. klärfä, Clairfayt), Karl Joseph de Croix, Graf von, österreich. Feldmarschall, geb. 14. Okt. 1733 auf Schloß Bruille im Hennegau, avancierte im Siebenjährigen Krieg zum Obersten, focht 1788 und 1789 im Türkenkrieg als Feldmarschallleutnant und ward 1790, in welchem Jahr er die Türken bei Kalafat (27. Juli) schlug, zum Feldzeugmeister befördert. Im J. 1792 warf er mit Beaulieu die Franzosen aus den Niederlanden zurück, nahm an der Einnahme von Longwy und Verdun Anteil, bemächtigte sich 1. Sept. des wichtigen Postens bei Stenay, deckte den Rückzug des Herzogs von Braunschweig nach Koblenz und erhielt dann in den Niederlanden statt des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen das Kommando gegen Dumouriez. Am 1. März 1793 überfiel er die Franzosen bei Aldenhoven, zwang sie zur Aufhebung der Belagerung von Maastricht und entschied 18. März bei Neerwinden den Sieg. 1794 schlug er in Flandern mehrere Angriffe der Feinde zurück, konnte aber nach der Schlacht bei Fleurus, die Prinz Koburg verlor, den Feind nicht mehr aufhalten. In Koburgs Stelle eingerückt, führte er die Armee in Ordnung über den Rhein zurück. 1795 erhielt er als Reichsfeldzeugmeister den Oberbefehl über die österreichische und Reichsarmee am Mittel- und Niederrhein. Als im Herbst Jourdan bei Düsseldorf und Pichegru bei Mannheim über den Rhein drangen, warf sich C. auf erstern, schlug ihn 10. Okt. bei Höchst und warf ihn über den Rhein zurück; hierauf eilte er nach Mainz, das von 70,000 Franzosen eingeschlossen war, eroberte die für unüberwindlich gehaltenen Verschanzungen und trieb den Feind über Ingelheim gegen Bingen und über Oppenheim bis Alzey zurück. Auf einen Winterfeldzug nicht eingerichtet, schloß er 21. Dez. einen Waffenstillstand und kehrte im Januar 1796 nach Wien zurück. Wegen Zwistigkeiten mit dem Minister Thugut in betreff des Waffenstillstandes und zufolge des Tadels, viel zu wenig rasch die Initiative ergriffen zu haben, erhielt er den Oberbefehl nicht wieder und trat in den Hofkriegsrat, starb jedoch allgemein geachtet schon 21. Juli 1798, von der Stadt Wien durch ein würdiges Grabmal geehrt. Vgl. v. Vivenot, Thugut, C. und Wurmser (Wien 1869).

Clergé (franz., spr. -sche), Klerus, Geistlichkeit.

Clerica (lat.), Tonsur.

Clericus (lat.), kathol. Geistlicher; c. clericum non decimat, ein Geistlicher nimmt von dem andern keinen Zehnten, sprichwörtlich s. v. w. eine Krähe hackt der andern nicht die Augen aus.

Clerk (engl.), s. Clerc.

Clerke, Charles, engl. Seefahrer, geb. 1741, Begleiter Byrons und Cooks auf ihren Entdeckungsreisen nach der Südsee. Nachdem letzterer auf Hawai erschlagen war, segelte C. nach Norden, um eine Durchfahrt nach dem Atlantischen Ozean zu entdecken, mußte aber unverrichteter Sache nach dem kamtschadalischen Hafen St. Peter und Paul zurückkehren und starb dort 22. Aug. 1779.

Clerkenwell (spr. klerken-uell), Stadtteil im O. Londons, Hauptsitz der Uhrmacher und Juweliere, mit (1881) 69,019 Einw.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]