Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Collot d'Herbois; Collothun; Coll' ottāva; Collum; Collutorĭum; Colman

216

Collot d'Herbois - Colman.

Im J. 1813 befehligte er zwei Divisionen vom rechten Flügel Gyulays, focht rühmlich bei Dresden und Kulm, ward deshalb Feldzeugmeister und kommandierte bei Leipzig das 1. österreichische Armeekorps. Im J. 1815 stand er an der Spitze eines Armeekorps am Oberrhein und in Burgund, war dann Adlatus des kommandierenden Generals in Böhmen und hierauf in Steiermark; starb 23. Juli 1822 in Wien.

5) Franz de Paula, Reichsgraf von C.-Wallsee, geb. 29. Okt. 1799, trat frühzeitig in die Armee und ging dann zur diplomatischen Laufbahn über, war 1843-47 Gesandter Österreichs in Petersburg, 1848 eine Zeitlang Bundespräsident zu Frankfurt, 1852-56 Gesandter in London, dann Botschafter in Rom. Im Juli 1859 von dort abberufen, wohnte er als erster österreichischer Bevollmächtigter der Friedenskonferenz in Zürich bei, starb aber hier plötzlich während der Verhandlungen 26. Okt. 1859. Mit ihm erlosch die Linie C.-Wallsee im Mannesstamm.

6) Franz de Paula Gundaccar II., Fürst C.-Mansfeld, Sohn von C. 4), geb. 8. Nov. 1802 zu Wien, trat 1824 als Kadett in die Armee, rückte bis zum Generalmajor auf, befehligte 1848 erst zu Triest, dann zu Theresienstadt eine Brigade, war dann bei Unterdrückung des Aufstandes zu Prag im Juni d. J. thätig, nahm im Oktober 1848 an der Einschließung Wiens teil, machte mit seiner Brigade den ungarischen Feldzug mit und kämpfte namentlich in der Schlacht bei Kapolna und vor Komorn. Zum Feldmarschallleutnant ernannt, suchte er sich auf der Insel Schutt zu halten und blieb dann bei dem Zernierungskorps vor Komorn. Nach dem ungarischen Feldzug erhielt er im Oktober 1850 den Oberbefehl über das 2. Armeekorps. Er starb 29. Mai 1852 zu Gräfenberg i. Schl.

7) Joseph Franz Hieronymus, Fürst von C.-Mansfeld, österreich. Staatsmann, geb. 26. Febr. 1813, Sohn des durch seine menschenfreundlichen Bemühungen um den Wohlstand Niederösterreichs bekannten Grafen Ferdinand C. (gest. 1848), trat in die Armee, avancierte zum Major, erbte 1852 von seinem Vetter Franz de Paula Gundaccar (s. vorigen) den Fürstentitel und bedeutende Fideikommißherrschaften, ward 1857 Kämmerer, 1859 Präsident der Staatsschuldentilgungs-Kommission, 1860 Mitglied des verstärkten Reichsrats, 1861 des Herrenhauses, war 1861-67 Landmarschall des niederösterreichischen Landtags, 1867 Mitglied des böhmischen Landtags und 1868-69 Präsident des Herrenhauses. C. gehört zu den treuesten und einflußreichsten Anhängern der Verfassungspartei. - Sein ältester Sohn, Graf Hieronymus Ferdinand Rudolf, geb. 20. Juli 1842, diente erst in einem Husarenregiment, widmete sich dann der Bewirtschaftung einiger Güter in Böhmen und war 1875-78 Ackerbauminister im verfassungstreuen Ministerium Auersperg. Er starb 29. Juli 1881 auf einer Badereise.

Collot d'Herbois (spr. kollo derbŏa), Jean Marie, franz. Revolutionär, geb. 1751 zu Paris, zog als Schauspieler und Theaterdichter in Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz umher, trat 1789 in Paris als feuriger Volksredner auf und gab den "Almanac du père Gérard" heraus, wodurch er sich bei den Jakobinern in Gunst setzte. Nach dem 10. Aug. 1792 trat er in den Stadtrat der Pariser Gemeinde und nach den Septembergreueln in den Konvent. Bei Eröffnung desselben beantragte er die Einführung der Republik. Für unverzügliche Hinrichtung Ludwigs XVI. stimmte er schriftlich von Orléans aus. Mit Robespierre verfolgte er die Girondisten und wurde 13. Juni 1793 Präsident der Jakobinerversammlung sowie im September deren Vertreter im Wohlfahrtsausschuß. Er erhielt mit Billaud-Varennes die administrative Korrespondenz, ward nach der Einnahme von Lyon dahin geschickt und ließ die Verhafteten in Masse zusammenhauen und niederschießen. Seine Popularität erfüllte zuletzt Robespierre mit Mißtrauen gegen ihn, weshalb C. eifrig zum Sturz Robespierres mitwirkte. Einen Monat nach der Katastrophe vom 9. Thermidor wurde C. aber von Lecointre als einer der Henker Frankreichs angeklagt, auf Merlins Antrag aus dem Konvent ausgestoßen und endlich nach der Insurrektion vom 12. Germinal 1796 zur Deportation nach Cayenne verurteilt. Da er dort die Schwarzen gegen die Weißen aufzuwiegeln versuchte, ward er auf das Fort Sinnamari gebracht, wo er, dem Trunk ergeben, 8. Jan. 1796 starb. Er schrieb eine große Zahl Dramen, welche längst vergessen sind.

Collothun, pers. Getreidemaß, s. Artaba.

Coll' ottāva (ital., "mit der Oktave") bedeutet bei Musikstücken, wenn über den Noten stehend, daß die höhere Oktave, wenn unter den Noten (im Baß) stehend, die tiefere Oktave mitgegriffen werden soll.

Collum, der Hals; auch der Halsteil eines Organs, z. B. c. uteri; in der Botanik Wurzelhals.

Collutorĭum (lat.), Mundwasser.

Colman (spr. kohlmän), 1) George, engl. Theaterdichter, geb. 28. April 1733 zu Florenz, wo sein Vater englischer Resident war, erhielt seine erste Bildung in der Westminsterschule und wurde in Oxford Magister der freien Künste. Zu gunsten der Poesie, besonders des Dramas, entsagte er dem Rechtsstudium. Gleich sein erstes Stück: "Polly Honeycomb" (1760), fand großen Beifall, der sich bei "The jealous wife" (1761) noch steigerte. Er verwandte ein ihm zugefallenes Erbe dazu, Mitbesitzer des Coventgarden-Theaters zu werden (1768), vertauschte aber 1778 die Direktion desselben mit der Leitung des Haymarket-Theaters, das sich durch ihn zu außerordentlicher Blüte erhob. C. starb 14. Aug. 1794 im Irrenhaus. Seinen litterarischen Ruf begründete er durch eine Sammlung geistreicher Aufsätze: "The connoisseur" (1758). Man hat von ihm einige dreißig Theaterstücke (darunter Übersetzungen aus dem Französischen), von denen sich mehrere heute noch auf dem Repertoire behaupten. Er gab auch eine Übersetzung der "Ars poetica" des Horaz und der Komödien des Terenz (Lond. 1765) heraus. Seine "Miscellaneous works" erschienen 1787 in 3 Bänden. Vgl. "Some particulars of the life of the late G. C." (von ihm selbst verfaßt, Lond. 1795).

2) George, der jüngere, ebenfalls Bühnendichter, Sohn des vorigen, geb. 21. Okt. 1762, erhielt seine Bildung in der Westminsterschule, dann zu Oxford und Aberdeen. Hier veröffentlichte er sein erstes Gedicht: "The man of the people", welches Fox zum Helden hatte, und schrieb sein erstes Theaterstück: "The female dramatist", welches ausgezischt wurde. Dagegen wurden "Two to one" (1784) und das Singspiel "Turk or no Turk" (1785) mit Beifall aufgenommen. Als Leiter des Haymarket-Theaters schrieb er für dasselbe eine Reihe von Opern, Possen, Schauspielen und Lustspielen, die sich zum Teile lange auf dem Repertoire hielten. Unter den letztern sind "The iron chest" (1796, nach Godwins "Caleb Williams" bearbeitet), "The poor gentleman" (1802) und "John Bull" (1805, von Walter Scott für das beste neuere Lustspiel erklärt) die vorzüglichsten

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]