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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Condé

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Condé.

war. Gottfried von C. (um 1200), der die Hälfte der Herrschaft C. besaß, war Stammvater der Freiherren von C., die aber schon 1391 mit Johann ausstarben. Die andre Hälfte der Herrschaft C. besaßen zu Gottfrieds Zeiten die Herren von Avesnes; durch Maria Avesnes, Gräfin von Blois (gest. 1241), kam sie an Hugo von Châtillon, Grafen von Saint-Pol. Eine Urenkelin derselben, Johanna, Frau auf C., heiratete 1335 Jakob I. von Bourbon, Grafen von La Marche (gest. 1361), und ward Stammmutter des Hauses Bourbon. Ihr zweiter Sohn, Ludwig von Bourbon, Graf von Vendôme, erhielt die Herrschaft C., wovon sein Urenkel Ludwig von Bourbon den fürstlichen Titel annahm; derselbe begründete den C. genannten Seitenzweig des Hauses Bourbon.

1) Ludwig I. von Bourbon, Prinz von, jüngster Sohn Karls von Bourbon, Herzogs von Vendôme, Bruder des Königs Anton von Navarra, geb. 7. Mai 1530 zu Vendôme, machte 1549 den Zug nach Boulogne, das damals England gehörte, dann auch nach Metz, Toul und Verdun mit und war 1552 unter den Verteidigern von Metz. 1556 wohnte er der Schlacht bei St.-Quentin sowie 1558 den Belagerungen von Calais und Diedenhofen bei und erhielt von Franz II. den Auftrag, vom König von Spanien den Eid, womit dieser den Frieden von Câteau-Cambrésis bekräftigte, entgegenzunehmen. Beim Ausbruch der Religionskriege, in welchen sich zugleich die Häuser Bourbon und Guise bekämpften, stellte sich C. mit Coligny an die Spitze der Hugenotten. Da er bei der Verschwörung von Amboise, welche die Gefangennahme des Königs zum Zweck hatte, beteiligt war, so wurde er 30. Okt. 1560 in Orléans verhaftet und in summarischer Weise zum Tod verurteilt, aber durch den Tod Franz' II. gerettet. Er versöhnte sich darauf zum Schein mit den Guisen und wurde zum Gouverneur der Picardie ernannt, trat jedoch 11. April 1562 wieder an die Spitze der Hugenotten und eröffnete den Krieg mit Wegnahme von Orléans, Rouen und andern Städten. Am 19. Dez. 1562 bei Dreux von dem Herzog von Guise geschlagen und gefangen genommen, erlangte er durch den Frieden von Amboise (19. März 1563) seine Freiheit wieder. C. kämpfte darauf für die Regierung vor Havre gegen die Engländer, sah sich aber durch die zweideutige Haltung der Katharina von Medicis zu neuen Feindseligkeiten gedrängt. Nach einem vergeblichen Versuch, sich des Königs Karl IX. zu Monceaux zu bemächtigen (1567), erschien er vor Paris, doch ohne Erfolg, und belagerte nach der Schlacht bei St.-Denis (10. Nov.) mit deutschen Hilfstruppen Chartres, worauf 10. März 1568 abermals Friede geschlossen wurde, der aber wieder keinen Bestand hatte. Schon Anfang 1569 standen sich die Parteien wieder in Waffen gegenüber. Am 13. März 1569 kam es in der Nähe von Jarnac zur Schlacht, in welcher die Hugenotten unter Colignys und Condés Anführung von dem vom Herzog von Anjou befehligten katholischen Heer geschlagen wurden. C. selbst wurde verwundet und gefangen und, als man seine Wunden verbinden wollte, von Montesquiou, dem Anführer der Schweizergarde, niedergeschossen. C. war zweimal vermählt, zuerst mit Eleonore de Roye, einer Nichte Colignys (geb. 1535, gest. 23. Juli 1564), die Mutter von acht Kindern wurde und ihren Gemahl hauptsächlich zum standhaften Ausharren für die Hugenotten bewog (vgl. Delaborde, El. de Roye, princesse de C., Par. 1816), dann mit Franziska von Orléans, des Franz von Orléans und der Jakobine von Rohan Tochter, die ihm drei Söhne schenkte und 11. Juni 1601 starb. Vgl. "Mémoires de Louis de Bourbon, prince de C." (Straßb. 1589, 3 Bde.; Par. 1743, 6 Bde.).

2) Heinrich I., Prinz von, Herzog von Enghien, geb. 29. Dez. 1552 zu La Ferté sous Jouarre, ältester Sohn des vorigen, focht an der Seite des Admirals Coligny und seines Vetters Heinrich von Navarra 1570 bei Arnay le Duc; aus der Metzelei der Pariser Bluthochzeit rettete ihn nur der Übertritt zur katholischen Kirche, zu dem er sich aber erst im Oktober entschloß. 1573 nahm er an der Belagerung von La Rochelle teil und ward dann Gouverneur der Picardie. Nach dem Tod Karls IX. trat er zum Calvinismus zurück, warb in Deutschland und England Truppen, trat an die Spitze der Hugenotten und erzwang 1576 von dem Hofe für die Reformierten Gewissensfreiheit und unbeschränkte öffentliche Religionsübung; 1577 aber brach der Krieg wieder aus und wurde nach kurzem Stillstand 1579 erneuert. C. nahm zwar die Festung La Fère in der Picardie, war aber bald genötigt, in Deutschland, England und den Niederlanden Hilfe zu suchen. Unterdes hatte sich der König von Navarra mit dem Hofe versöhnt, wodurch auch C. 1580 zur Niederlegung der Waffen genötigt wurde. Aber 1585-86 stand er wieder in Waffen, mußte 1585 nach einem mißlungenen Sturm auf Angers nach Guernsey flüchten, entschied aber mit seiner schweren Reiterei die Schlacht bei Coutras (20. Sept. 1587). Er starb 5. März 1588 in St.-Jean d'Angely mitten in seinen Bemühungen, sich in Angoumois, Saintonge, Aunis, Poitou und Anjou eine unabhängige Herrschaft zu gründen. Man beschuldigte seine zweite Gemahlin, Charlotte de la Trémouille, die er 1586 nach dem Tode der ersten, Marie de Clèves, geheiratet hatte, C. vergiftet zu haben, weil sie von einem Pagen, Belcastel, schwanger war und Strafe für diesen Ehebruch fürchtete. Die Prinzessin wurde erst nach siebenjähriger Haft in Rochefort für unschuldig erklärt.

3) Heinrich II., Prinz von, Herzog von Enghien, Sohn des vorigen, geb. 1. Sept. 1588 nach seines Vaters Tod zu St.-Jean d'Angely. Der Prozeß gegen seine Mutter hatte zur Folge, daß er sieben Jahre deren Haft teilte; erst nach ihrer Freisprechung kam er 1595 an den Hof, wurde als Prinz von Geblüt und eventueller Thronfolger anerkannt und in der katholischen Religion erzogen. Am 17. Mai 1609 vermählte sich C. mit der schönen Charlotte Margarete von Montmorency, entdeckte aber bald, daß der König diese Heirat nur gestiftet hatte, um die von ihm geliebte Prinzessin in seine Nähe zu bringen. C. floh deshalb mit ihr 1609 nach Belgien, von wo er sich, um den Verfolgungen Heinrichs IV. zu entgehen, nach Mailand begab. Erst nach Heinrichs IV. Ermordung zog er 16. Juli 1610 feierlich in Paris ein. Marschall d'Ancres wachsender Einfluß kränkte ihn so, daß er 1614 den Hof verließ und im Juli 1615 zu den Waffen griff. Er erzwang den Vertrag von Loudun vom 20. Jan. 1616, intrigierte aber dann trotz der Gunstbezeigungen des Königs mit dem rebellischen Herzog von Longueville, bis er 1. Sept. 1616 im Louvre verhaftet und erst nach der Bastille, dann nach Vincennes gebracht wurde. Am 16. Okt. 1619 durch Luynes befreit, war er von nun an ein treuer Diener des königlichen Hauses und focht wiederholt gegen die Reformierten. Die Verurteilung seines Schwagers Montmorency verschaffte ihm einen bedeutenden Güterzuwachs; 1635 erhielt er zu dem Gouvernement von Burgund noch das von Lothringen, befehligte 1636 die zur Eroberung von Hochburgund bestimmte Armee, mußte aber schon die

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