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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Corbulo; Corchorus; Corcovado; Corcyra; Corda; Corday d'Armans

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Corbulo - Corday d'Armans.

Corbulo, Gnäus Domitius, röm. Feldherr unter Claudius und Nero, ward, nachdem er unter Tiberius Prätor, unter Caligula 39 n. Chr. Konsul gewesen, von Claudius 47 an den Niederrhein gesandt, um die Chauken und Friesen zu bekämpfen. Da die Eifersucht des Kaisers ihm nicht gestattete, den glücklich begonnenen Krieg fortzusetzen, so ließ er, um seine Truppen zu beschäftigen, einen über 4 deutsche Meilen langen Kanal (Fossa Corbulonis) zwischen dem Rhein und der Maas ziehen, dessen Spuren man noch in dem Fliet zwischen Sluys und Leiden erkennen will, und eine Verschanzung (Corbulonis monumentum) anlegen, woraus wahrscheinlich Groningen entstanden ist. Unter Nero wurde er 58 nach Armenien geschickt, um es der Herrschaft der Parther zu entreißen, was er mit dem vollständigsten Erfolg ausführte, und als sein unfähiger Nachfolger Cäsennius Pätus 62 von den Feinden zu einem schimpflichen Vertrag genötigt worden war, wiederholte er 63 den Feldzug nach Armenien und zwang den von den Parthern eingesetzten König. Tiridates, seine Krone vor dem kaiserlichen Bildnis niederzulegen, um sie später durch die Gnade des Kaisers zurückzuempfangen. Durch seine rühmlichen Thaten hatte er indes die Eifersucht und die Furcht Neros erregt. Er wurde deshalb von dem Kaiser nach Griechenland berufen, wo sich derselbe damals befand, und zum Tod verurteilt (67), worauf er sich zu Kenchreä, dem Hafen von Korinth, in sein Schwert stürzte.

Corchorus L., Gattung aus der Familie der Tiliaceen, Kräuter, Halbsträucher oder kleine Sträucher mit einfachen, gesägten Blättern, einzeln oder in Büscheln, achsel- oder blattgegenständig stehenden Blüten und lang schotenförmigen, kahlen oder kurzen bis fast kugeligen, borstig stachligen, vielsamigen Kapseln, finden sich (35 Arten) in beiden Hemisphären, aber fast nur in den Tropen. C. olitorius L., eine einjährige, 60 cm hohe Staude mit fast cylindrischer, 5 cm langer Kapsel, ist in Indien heimisch, wird aber überall in den Tropen und nördlich bis zum Mittelmeer kultiviert. Man benutzt die Blätter allgemein als wohlschmeckendes Gemüse, aber in einigen Teilen Indiens wird die Pflanze auch zur Gewinnung von Jute gezogen. Der größte Teil dieses Faserstoffs stammt indes von C. capsularis L. (s. Tafel "Spinnfaserpflanzen"). Dies ist ein bis 5 m hohes, einjähriges Gewächs mit dünnem, kaum verästeltem Stengel, 16 cm langen, 4-5 cm breiten, zugespitzten, gesägten Blättern, gelben Blüten und kleiner, rundlicher Kapsel. Es wird sehr allgemein in Indien, auch in Algerien, in Louisiana und Texas kultiviert, bisweilen als Gemüsepflanze, meist aber zur Gewinnung der Jute. Man säet den Samen im April oder Mai und erntet vor der Fruchtreife. Die Ausbeute soll zwei- bis fünfmal, nach einigen Angaben selbst zehnmal so groß sein wie bei Flachs und Hanf. Die abgeschnittenen Pflanzen befreit man von Seitentrieben, Blättern und Kapseln und legt sie in lockern Bündeln in langsam fließendes Bachwasser, um schon nach einigen Tagen den Bast abzuziehen. Dies gelingt sehr leicht, und durch die einfachste Prozedur erhält man ein sehr reines, feinfaseriges Produkt. Aus den zur Fasergewinnung nicht verwendbaren Stengelspitzen erhält man durch Gärung und Destillation einen guten Branntwein. Auch C. fuscus L. und C. decemangulatus Roxb., in Indien, liefern Jute. C. siliquosus L., in Westindien und im tropischen Amerika, wird von den Negern zur Anfertigung von Besen benutzt; die Blätter dienen in Panama als Surrogat des chinesischen Thees. C. japonicus, s. Kerria.

Corcovado, Volcano del, Vulkan an der Westküste von Patagonien, unter 43° 12' südl. Br., 2289 m hoch.

Corcyra, Insel, s. Korfu.

Corda (ital., franz. Corde), die Saite; una c. ("eine Saite") bedeutet in der Klaviermusik die Anwendung der Verschiebung (linkes Pedal der Flügel); due corde ("zwei Saiten"), s. v. w. mit halber Verschiebung; tutte le corde ("alle Saiten"), s. v. w. ohne Verschiebung. Corde à jour (C. à vide), die leere Saite beim Spielen der Streichinstrumente.

Corda, August Karl Joseph, Botaniker, geb. 22. Okt. 1809 zu Reichenberg in Böhmen, trieb schon als Handlungslehrling in Prag mit Vorliebe naturgeschichtliche Studien. Infolge seiner "Monographia Rhizospermarum et Hepaticarum" (Heft 1, Prag 1829) von Humboldt nach Berlin gezogen, beschäftigte er sich hier mit botanischen, namentlich mikroskopischen, Untersuchungen und ward 1834 zum Kustos der zoologischen Abteilung des vaterländischen Museums nach Prag berufen. Im J. 1847 machte er eine Reise nach Texas, fand aber auf seiner Rückkehr auf dem Schiffe Viktoria im Atlantischen Ozean im September 1849 seinen Untergang. C. war einer der ersten Botaniker, der fossile Pflanzen in Beziehung auf ihre anatomische Struktur genauer untersuchte; er veröffentlichte mit den trefflichsten Abbildungen ausgestattete und für die Kunde der Kryptogamen höchst bedeutende Prachtwerke: "Icones fungorum hucusque cognitorum" (Prag 1837-1854, 6 Bde.) und "Prachtflora europäischer Schimmelbildungen" (Leipz. 1839; franz., das. 1840). Außerdem schrieb er: "Beiträge zur Flora der Vorwelt" (Prag 1845) und "Anleitung zum Studium der Mykologie" (das. 1842); auch bearbeitete er die Schwämme und Pilze für Sturms "Deutschlands Flora" sowie die "Skizzen zur vergleichenden Anatomie vor- und jetztweltlicher Pflanzenstämme" im 2. Band von Sternbergs "Flora der Vorwelt" (das. 1838).

Corday d'Armans (spr. kordä darmang), Marie Aline Anne Charlotte, berühmt als Mörderin Marats, geb. 27. Juli 1768 zu St.-Saturin bei Caen, stammte aus einem altadligen Geschlecht und wuchs zu einem schönen, für ideale Freiheit schwärmerisch begeisterten Mädchen heran. Die Tyrannei der Schreckensmänner erfüllte sie mit Abscheu und dem Wunsch, ihr Vaterland zu befreien. In diesem Entschluß wurde sie noch bestärkt durch persönliche Bekanntschaft mit den nach dem 31. Mai 1793 in die Normandie geflüchteten Girondisten. Sie begab sich daher im Juli 1793 nach Paris, um Robespierre oder Marat zu töten. Schließlich wählte sie letztern, weil er in seinem "Ami du peuple" erklärt hatte, daß zur Befestigung der Republik noch 200,000 Köpfe fallen müßten. Sie erhielt nach wiederholten Versuchen bei Marat 13. Juli, abends 7 Uhr, Zutritt, als er sich eben im Bad befand. Sie berichtete ihm über eine angebliche Verschwörung zu Caen, und während Marat die Namen der Verschwornen niederschrieb, stieß sie ihm einen Dolch ins Herz, daß er niedersank und bald darauf verschied. Willig ließ sie sich verhaften. Während des Prozesses zeigte sie eine bewundernswerte Festigkeit, vernahm ihr Todesurteil mit Gelassenheit und betrat 17. Juli 1793, abends gegen 7 Uhr, freudig und mit edlem Anstand das Blutgerüst. Als sie guillotiniert war, rief Adam Lux, Abgeordneter der Stadt Mainz: "Seht, sie ist größer als Brutus!" und büßte dafür mit dem Leben. Ponsard hat Cordays Geschick in einer Tragödie (1850) behandelt. Vgl. Dubois,

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