Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cottagesystem; Cotte; Cotte hardie; Cottereau; Cotters; Cottin

309

Cottagesystem - Cottin.

einrichtung mit der praktischen Wirtschaftsführung klargestellt und die naturwissenschaftliche Begründung der Waldwirtschaftslehre angebahnt. Die Baumfeldwirtschaft ist durch ihn eingeführt worden. Als Lehrer genoß er eines europäischen Rufs. Er starb 25. Okt. 1844 in Tharandt. Die Staatsregierung ließ ihm 1851 im akademischen Forstgarten ein Monument errichten. Er schrieb: "Systematische Anleitung zur Taxation der Waldungen" (Berl. 1804); "Naturbeobachtungen über die Bewegung und Funktion des Saftes in den Gewächsen, mit vorzüglicher Hinsicht auf Holzpflanzen" (Weimar 1806); "Anweisung zum Waldbau" (Dresd. 1817, 8. Aufl. 1856); "Entwurf einer Anweisung zur Waldwertberechnung" (das. 1817, 4. Aufl. 1849); "Die Verbindung des Feldbaues mit dem Waldbau" (das. 1819-22, 4 Hefte); "Anweisung zur Forsteinrichtung und Abschätzung" (das. 1820); "Hilfstafeln für Forstwirte und Forsttaxatoren" (das. 1821, 2. Aufl. 1841); "Tafeln zur Bestimmung des Inhalts und Wertes ausgearbeiteter Hölzer" (3. Aufl., das. 1838); "Grundriß der Forstwissenschaft" (das. 1832, 6. Aufl. 1871). Cottas Biographie schrieb Beyer in "Zillbach" (Wien 1878).

2) Bernhard von, Geognost, Sohn des vorigen, geb. 24. Okt. 1808 zu Klein-Zillbach, studierte 1827-1831 in Freiberg Bergbauwissenschaften, dann in Heidelberg Jurisprudenz, widmete sich aber bald ganz dem Studium der Naturwissenschaft, ward 1840 Sekretär der Forstakademie zu Tharandt und 1841 Professor der Geognosie und Versteinerungslehre zu Freiberg. Im J. 1862 wurde er zum Bergrat ernannt; 1874 trat er in den Ruhestand und starb 14. Sept. 1879 in Freiberg. Von 1833 bis 1842 beteiligte er sich neben Naumann an der Bearbeitung der "Geognostischen Karte des Königreichs Sachsen" in 12 Sektionen, und im Anschluß an diese Arbeit lieferte C. 1843-48 eine geognostische Karte von Thüringen in 4 Sektionen. Ferner veröffentlichte er: "Geognostische Wanderungen" (Dresd. u. Leipz. 1836-38, 2 Bde.); "Anleitung zum Studium der Geognosie und Geologie" (das. 1839, 3. Aufl. 1849); auch gab er das "Forst- und landwirtschaftliche Jahrbuch der Akademie zu Tharandt" (das. 1842-47, 4 Bde.) heraus. Die Früchte zweier Reisen nach den Alpen und Oberitalien 1843 und 1849 enthalten die "Geologischen Briefe aus den Alpen" (Leipz. 1850). Die von ihm begonnenen "Gangstudien" (Freiberg 1847-62, 4 Bde.) bieten fremde und eigne Beobachtungen über Erzgänge; ihnen folgten: "Die Lehre von den Erzlagerstätten" (das. 1855, 2. Aufl. 1859-61); "Die Erzlagerstätten Europas" (das. 1861); "Die Erzlagerstätten Ungarns und Siebenbürgens" (mit v. Fellenberg, das. 1862) und "Die Erzlagerstätten im Banat und in Serbien" (Wien 1864). Seine Ansichten über die Geologie hat C. in einer Reihe bedeutender Schriften dargelegt. Dahin gehören: "Über den innern Bau der Gebirge" (Freiberg 1851); "Geologische Bilder" (Leipz. 1852, 6. Aufl. 1876); "Briefe über Humboldts Kosmos" (Bd. 1, 3. Ausg., das. 1853; Bd. 2, 2. Ausg. 1856); "Geologische Fragen" (das. 1857-58); "Die Geologie der Gegenwart" (das. 1866, 5. Aufl. 1878); "Über das Entwickelungsgesetz der Erde" (das. 1867). Cottas Entwickelungsgesetz, welches von ihm bereits 1848 in den Briefen über Humboldts "Kosmos" angedeutet wurde, beruht für das Unorganische wesentlich auf denselben Prinzipien wie die später für die Entwickelung der Organismen von Darwin aufgestellten Lehren. Von Cottas übrigen Arbeiten sind noch zu erwähnen: "Die Dendrolithen" (Dresd. 1832); "Praktische Geognosie für Land- und Forstwirte und Techniker" (das. 1852); "Deutschlands Boden, sein geologischer Bau und dessen Einwirkung auf das Leben des Menschen" (Leipz. 1854, 2 Bde.; 2. Aufl. 1858); die "Gesteinslehre" (Freiberg 1855, 2. Aufl. 1862); die "Lehre von den Flözformationen" (das. 1856); die "Kohlenkarte von Sachsen" (das. 1856); "Katechismus der Geologie" (Leipz. 1861, 2. Aufl. 1872); "Der Altai, sein geologischer Bau und seine Erzlagerstätten" (das. 1871); "Beiträge zur Geschichte der Geologie" (das. 1877).

Cottagesystem (spr. kottidsch-), die Sitte, der zufolge dem Arbeiter ein Teil des Lohns nicht in barem Geld ausgezahlt, sondern statt dessen eine Wohnung (engl. cottage, "Hütte, Landhaus"), allenfalls in Verbindung mit kleinen Grundstücken, derart gewährt wird, daß der Arbeiter nach einiger Zeit das Eigentumsrecht an derselben erwirbt. Das C. hat insbesondere da seine Berechtigung, wo es dem Arbeiter schwer hält, sich eine gesunde, gute und billige Wohnung zu beschaffen. In der Hand humaner Arbeitgeber kann es ein wirksames Mittel bilden, die sittliche und wirtschaftliche Lage des Arbeiters nachhaltig zu bessern, während es freilich bei mißbräuchlicher Anwendung auch zur Handhabe werden kann, um den Arbeiter an die Scholle zu fesseln und so in größere Abhängigkeit vom Arbeitgeber zu bringen. Vgl. Arbeiterwohnungen.

Cotte, Robert de, franz. Architekt, geb. 1656 zu Paris, lernte bei Mansart, den er bei seinen Werken unterstützte, ward Intendant der königlichen Bauten und erster Architekt des Königs, 1699 Direktor der Akademie für Architektur und starb 14. Juli 1735 in Passy. C. war mit Arbeiten überhäuft, namentlich in und bei Paris entstanden zahlreiche Werke von ihm, unter andern der Säulengang zu Trianon, die Dekoration des Chors von Notre Dame zu Paris, die Portale von St.-Roch u. der Kirche der Charité und namentlich viele Palais in und außerhalb Paris. C. handhabte den von Mansart überkommenen Stil mit großem Geschick, wenn auch ohne Originalität und in etwas kleinlicherm Charakter, wodurch er, wenn auch erst von fern, das Rokoko einleitete. Das Kupferstichkabinett der Pariser Nationalbibliothek enthält eine Sammlung prachtvoller Zeichnungen für Möbel und Wandbekleidungen von ihm.

Cotte hardie (franz., spr. kott-ardih), in der Blütezeit des Mittelalters bei den Männern der kürzere oder längere, eng anschließende Rock zum Knöpfen, bei den Frauen der obere Rock des Gewandes (s. nebenstehende Figur). Ebenso hieß der über der Rüstung der Krieger getragene, eng anschließende, auf dem Rücken zugeknöpfte, ärmellose Waffenrock, in Deutschland Lendner genannt.

^[Abb.: Frau in Cotte hardie (nach Viollet le Duc).]

Cottereau (spr. kott'roh), Jean, s. Chouans.

Cotters (engl.), s. Crofters.

Cottin (spr. -täng), Sophie, geborne Ristaud, franz. Romanschriftstellerin, geb. 1773 zu Tonneins,

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]