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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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County-Hall - Courbet.

sammentreten. County Court-House (in England Shire Hall, auch Sessions-House), das Gebäude, in welchem die Grafschaftsgeschäfte erledigt werden.

County-Hall (spr. kaunti hahl, auch County-House, "Grafschaftshaus"), in England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika der Sitz der Verwaltungsbehörden eines County oder einer Grafschaft.

Coup (franz., spr. ku, Koup), im allgemeinen s. v. w. Hieb, Schlag, Stich, Stoß; (rasch ausgeführte) Handlung, aber meist im übeln Sinn (Streich).

Coup de main (spr. ku d'mäng), Handstreich, in der Kriegssprache ein gewagter, rascher Überfall eines festen Orts, ein rascher, gelungener Angriff.

Coup de milieu (spr. ku d'milĭöh, "Zwischentrunk"), das Getränk, welches in der Mitte eines Diners zwischen zwei Gängen, gewöhnlich zwischen dem kalten Entree und dem Braten, zur Anregung der Eßlust serviert wird. Der C. besteht nie aus Wein, in der Regel aus Eispunsch, Ponche à la Romaine, schwedischem Punsch, seltener feinem Kognak etc.

Coup d'état (spr. ku detah), Staatsstreich (s. d.).

Coup de théâtre, Theaterstreich, jede zum Zweck der Überraschung auf der Bühne hervorgebrachte plötzliche Wendung oder Veränderung in der Situation oder dem Charakter einer handelnden Person, gewöhnlich in tadelndem Sinn gebraucht zu Bezeichnung eines unmotivierten Scheineffekts.

Coup d'œil (spr. ku döj, "flüchtiger Blick") ist der schnelle und richtige Blick, mit dem jemand alles zu einem Gegenstand Gehörige übersieht, namentlich mit dem der Offizier den Feind, das Terrain etc. überblickt und ihre Verhältnisse beurteilt; das Augenmaß oder die Fähigkeit, eine Größe oder Menge nach dem bloßen Anblick ziemlich richtig anzugeben; auch der Standpunkt, von welchem aus ein Gegenstand betrachtet wird.

Coupe (franz., spr. kuhp), Schnitt; beim Kartenspiel das Abheben; auch Trinkschale (s. Cupa).

Coupé (franz.), s. Koupee.

Couperin (spr. kup'räng), Musikerfamilie des 16. und 17. Jahrh., deren Name besonders in der Geschichte des Klavierspiels von Bedeutung ist. Der hervorragendste Vertreter derselben ist François C., Sohn von Charles C., welcher als der jüngste von drei Brüdern, die sämtlich als Organisten sich auszeichneten, 1669 starb. Geboren 1668 zu Paris, erhielt er seinen Unterricht in der Musik von dem königlichen Organisten Tolin, wurde 1696 Organist an der Kirche St.-Gervais und 1701 Organist des Königs mit dem Titel "Claveciniste de la chambre du roi". Er starb 1733 und hinterließ mehrere Sammlungen von Klavierstücken, die wenn nicht durch Tiefe, so doch durch ihre Grazie und Eleganz den Beifall verdienen, der ihnen von den Zeitgenossen, selbst ein Sebastian Bach nicht ausgenommen, gespendet wurde. "Wie der Tanz den Ausgangspunkt des französischen Klavierstils bildet, so ist er auch der Kern der Couperinschen Kompositionen. Daß aber C. an diese wiewohl deutlich ersichtliche Abstammung wenig denkt, beweisen die phantastischen Titel, die er seinen Sätzen gibt: 'La Prude', 'La Voluptueuse', 'Les Regrets', welche immerhin als der Beweis einer nach Ausdruck ringenden Stimmung gelten können." (H. Bischoff.) Von besonderm historischen Wert ist die 1717 unter dem Titel: "L'art de toucher le clavecin" von ihm veröffentlichte Klavierschule als eine vollständige Darstellung der klaviertechnischen Errungenschaften seiner Zeit. Eine neue Ausgabe Couperinscher Klavierstücke besorgte Brahms in den von Chrysander herausgegebenen "Denkmälern der Tonkunst".

Couplet (franz.), s. Kouplet.

Coupon (franz.), s. Koupon.

Cour (franz.), s. Kour.

Courant (franz.), s. Kurant.

Courante (franz., spr. kurāngt'), Tanz, s. Corrente.

Courbet (spr. kurbeh), 1) Gustave, franz. Maler, geb. 10. Juni 1819 zu Ornans bei Besançon, sollte anfangs die Rechtswissenschaft studieren, widmete sich aber in Paris der Malerei, anfangs im Atelier von Hesse und Steuben, dann durch das Studium der alten Meister im Louvre, von denen ihm besonders die Spanier sympathisch waren, an deren Naturalismus er sich zunächst anschloß. Da er in der Historienmalerei keinen Erfolg zu erzielen vermochte, kultivierte er die Landschaft, das Porträt und später das Genre, wobei er seine Stoffe aus dem Leben des kleinen Bürger- und Bauernstandes wählte. Die beiden Hauptwerke seiner Jugend: der Mann mit dem Gürtel (sein Selbstporträt, im Louvre zu Paris) und Nach dem Mittagsessen in Ornans (1849, Museum von Lille), zeigen noch den Einfluß seiner klassischen Studien. Aber schon 1851 gab er in der Beerdigung in Ornans und in den Steinklopfern die ersten Proben seiner modern-naturalistischen Kunstanschauung, welche, von gleicher Abneigung gegen Klassizismus und Romantik erfüllt, die gemeine Wirklichkeit an die Stelle idealer Bestrebungen setzen will. Um seine Opposition gegen die herrschenden Ansichten möglichst eindrucksvoll zu gestalten, verfiel er bald auf die trivialsten und schmutzigsten Stoffe, wie die betrunkenen Bauern von Flagny (1852), die badenden Frauen, die Zirkusringer (1853), die Dame mit dem Papagei (1866) und besonders die Seinefräulein (1857) beweisen. In seiner Opposition gegen alles Bestehende immer hartnäckiger fortschreitend, trat C. bald in die revolutionäre Bewegung ein, indem er sich an Männer wie Proudhon und Zola begeistert anschloß, ohne sie jedoch zu begreifen. Als Maler suchte er für die rote Republik und die freie Liebe ebenso energisch wie die Schriftsteller dieser Richtung einzutreten. Seine grenzenlose Eitelkeit, die darin gipfelte, daß er den Orden der Ehrenlegion mit den Worten ablehnte: "Man wird von mir nach meinem Tod sagen müssen: Dieser Mann hat niemals irgend einer Schule, einer Kirche, einer Institution, einer Akademie und vor allen Dingen niemals einer Regierung angehört", verwickelte ihn in das Schicksal der Kommune, deren Mitglied er 1871 ward. Er war zum Präsidenten der Kunstkommission ernannt worden und mußte als solcher die schon vor der Septemberbewegung verordnete Zerstörung der Vendômesäule ausführen. Seine spätere Prahlerei mit dieser That veranlaßte die Regierung, 1877 einen Prozeß gegen ihn anzustrengen, der seine Verurteilung zum Schadenersatz zur Folge hatte. Der Exekution entzog er sich durch die Flucht nach der Schweiz, wo er 31. Dez. 1877 in La Tour de Peiltz bei Vevey starb. Seine künstlerische Bedeutung liegt hauptsächlich in seinen Landschaften mit Tierstaffage; die Rehjagd, der Hirschkampf (1861, im Louvre), das Rehlager und der Hirsch im Wasser sind die Hauptwerke dieser Gattung, in welchen Kraft der Stimmung und malerischer Reiz volle Harmonie hervorbringen. Seine naturalistischen Tendenzen sind durch Manet und die Impressionisten (s. d.) überflügelt worden. Vgl. H. d'Ideville, G. C. Notes et documents sur sa vie et son œuvre (Par. 1878).

2) Amédée Anatole Prosper, französischer Admiral, geboren 26. Juni 1827 zu Abbeville, trat 1849 in die Marine, wurde 1856 Schiffsleutnant, 1866 Fregatten- und 1873 Linienschiffskapitän

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