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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Coussemaker; Coustou; Coutances; Couthon; Coutras; Coutumes; Couture

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Coussemaker - Couture.

kehr nach Frankreich eine Schrift ("Un ministère de la guerre de vingt quatre jours", Par. 1871), in welcher er sich jenes Plans noch rühmte als des einzigen, der Frankreich hätte retten können. Er starb 8. Jan. 1878 in Paris.

Coussemaker (spr. kuhss'makähr), Charles Edmond Henri de, Musikschriftsteller, geb. 19. April 1805 zu Bailleul unweit Lille in Nordfrankreich, studierte zu Paris die Rechte und gleichzeitig unter Reichas Leitung am Konservatorium die Komposition, bekleidete dann an verschiedenen Orten Richterstellen und ließ sich endlich zu Lille nieder, wo er als Mitglied des Generalrats des Norddepartements sowie der Archäologischen Gesellschaft und der königlichen Akademie von Belgien bis zu seinem am 12. Jan. 1876 auf dem benachbarten Schloß Bourbourg erfolgten Tod gewirkt hat. C. hat sich um die Förderung des musikgeschichtlichen Studiums durch die folgenden Werke hochverdient gemacht: "Mémoire sur Hucbald et ses traités de musique" (Douai 1841); "Histoire de l'harmonie au moyen-âge" (Par. 1852); "L'art harmonique aux XII. et XIII. siècles" (Lille 1865) und "Scriptorum de musica medii aevi nova series" (das. 1866-75, 4 Bde.), sein Hauptwerk, enthaltend eine große Zahl musikalischer Schriften des Mittelalters, welche bei Gerbert (s. d.) fehlen. Von seinen kleinern Arbeiten sind die wichtigsten: "Drames liturgiques du moyen-âge" (Rennes 1860) und "Œuvres complètes du trouvère Adam de la Halle, poésies et musique" (Lille 1872). Außerdem veröffentlichte er das Quellenwerk "Troubles religieux du XVI. siècle dans la Flandre maritime 1560-1570" (Lille, 4 Bde.).

Coustou (spr. kustu), 1) Nicolas, franz. Bildhauer, geb. 9. Jan. 1658 zu Lyon, lernte bei seinem Vater und seinem Oheim Coyzevox und gewann 1681 den römischen Akademiepreis, der ihm ermöglichte, in Italien weiterzustudieren. 1720 wurde er Rektor der Akademie. Er starb 1. Mai 1733. Die Revolution hat auch unter seinen Werken stark aufgeräumt. Erhalten sind die kolossale Gruppe der Vereinigung der Seine und Marne, jetzt im Tuileriengarten, die Bronzestatue der Saône in Lyon, Kreuzabnahme in Notre Dame, die Marmorstatue Ludwigs XV. und das Relief: Apollo zeigt Frankreich die Büste Ludwigs XV., beide im Louvre, Werke von theatralischem Pathos mit allen Vorzügen und Schwächen des Barockstils.

2) Guillaume, franz. Maler und Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 1678 zu Lyon, kam im 18. Jahr zu seinem Oheim Coyzevox nach Paris und von da als königlicher Pensionär nach Rom, wo er zwar die Pension verscherzte, aber durch Le Gros die Ausführung des Basreliefs des St. Ludwig von Gonzaga für die Kirche des heil. Ignaz zu Rom übertragen erhielt. In Frankreich sind noch ziemlich viele seiner Werke vorhanden; namentlich besitzt die Schloßkapelle zu Versailles eine Anzahl. Im Museum des Louvre sieht man von ihm die Marmorstatue der Maria Lesczynska, die in kokett gespreizter Haltung zur (Puder-) Juno gemacht ist. C. starb 20. Febr. 1746.

3) Guillaume, franz. Bildhauer, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 20. März 1716 zu Paris, erwarb sich im 19. Jahr den großen Preis zu einem fünfjährigen Aufenthalt in Rom, trat nach seiner Heimkehr in das Atelier seines Vaters und fertigte unter anderm die Statuen des Mars und der Venus für Friedrich II. von Preußen in Sanssouci. Er starb 13. Juli 1777. C. war ein erfindungsreicher Künstler, dessen süßliche und oberflächliche Behandlung dem Geschmack seiner Zeitgenossen ganz entgegenkam.

Coutances (spr. kutāngs), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Manche, an der von hier an kanalisierten Soulle und der Westbahn, 10 km von der Küste auf einem Hügelkamm gelegen, hat eine herrliche frühgotische Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, mit hohen, schlanken Türmen und drei Portalen, mehrere andre alte Kirchen, Ruinen eines Aquädukts, Statue des in der Nähe gebornen Lebrun, Herzogs von Piacenza, ein großes Seminar, ein Lyceum, eine Bibliothek von 7000 Bänden, einen botanischen Garten und (1881) 8187 Einw., welche Fabrikation von Baumwollwaren und Spitzen, Marmorgewinnung und lebhaften Handel mit Vieh, Pferden, Butter, Geflügel etc. betreiben. C. ist Sitz eines Bischofs und eines Handelsgerichts. Es ist das römische Constantia Castra im Lande der Uneller und war im Mittelalter Hauptort der Vizegrafschaft Cotentin.

Couthon (spr. kutóng), Georges, Schreckensmann der franz. Revolution, geb. 1756 zu Orcet in der Auvergne, war Advokat zu Clermont und wurde 1791 Präsident des dortigen Gerichtshof. Lahm, gebrechlich, von mildem, freundlichem Wesen im Privatleben, war er in dem politischen ein extremer Fanatiker. 1791 vom Departement Puy de Dôme in die Nationalversammlung gewählt, stimmte er für des Königs Tod ohne Aufschub und Appellation. Anfangs Anhänger der Girondisten, trat er, erschreckt durch die denselben drohenden terroristischen Maßregeln, zur Bergpartei über und ward ein Freund Robespierres und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. 1793 beantragte er die Ächtung Lyons und begleitete selbst das Revolutionsheer, um das furchtbare Strafgericht an der Stadt zu vollziehen. Ebenso blutdürstig zeigte er sich nach seiner Rückkehr im Konvent, wo er ganz auf Robespierres Seite trat, zur Hinrichtung Dantons mitwirkte und überhaupt einen mehr summarischen Rechtsgang verlangte. Nach Robespierres Fall angeklagt, mit jenem und Saint-Just nach dem Triumvirat gestrebt zu haben, ward er 9. Thermidor verhaftet. Von den Jakobinern befreit, suchte er sich, als die Soldaten des Konvents das Rathaus stürmten, mit dem Dolch den Tod zu geben, traf aber nicht sicher und wurde mit Robespierre, Saint-Just u. a. 28. Juli 1794 unter lautem Jubel des Volkes guillotiniert.

Coutras (spr. kutrá), Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement Libourne, an der Dronne, unfern ihrer Mündung in die Isle, Knotenpunkt der Orléansbahn, hat eine Kirche mit schönem Turm, Reste des berühmten Schlosses aus dem 16. Jahrh., in welchem Katharina von Medicis, Heinrich IV. und die Herzogin von Longueville Hof hielten, und (1876) 2202 Einw., welche Flußschiffahrt, Schiffbau, Handel mit Wein, Branntwein und Mehl betreiben. Bei C. siegte König Heinrich von Navarra über die französische Armee unter dem Herzog von Joyeuse 20. Okt. 1587.

Coutumes (franz., spr. kutühm), Herkommen und Gewohnheiten, besonders Gewohnheitsrechte im ältern Frankreich, die sich aus den Gebräuchen gebildet und entwickelt hatten; im engern Sinn schriftliche, mit Zuziehung der Stände vom König als Gesetz bestätigte Sammlungen der Gewohnheitsrechte einer Provinz, C. générales, oder einer Stadt, C. locales. Die wichtigste ist die Coutume de Paris oder Coutume de la prévôté et vicomté de Paris von 1513.

Couture (spr. kutühr), Thomas, franz. Maler, geb. 21. Dez. 1815 zu Senlis, Schüler Gros' und dann P. Delaroches, gewann im Anfang der 40er Jahre ein hohes Ansehen, da er die Eleganz in der

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