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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Couvade - Covolo.

Zeichnung, welche der klassischen französischen Schule eigen war, mit einem erhöhten Reiz der Farbe und Schwung der Darstellung zu verbinden wußte; man stand nicht an, ihn als französischen Veronese zu bezeichnen und an sein Auftreten die Hoffnung auf die Entstehung einer großen koloristischen Schule zu knüpfen. Sein Hauptwerk: die Römer der Verfallzeit (im Luxembourg), welches im Salon von 1847 einen Triumph gefeiert, wie kaum je das Werk eines französischen Malers erlebt hat, wirkt ebensosehr durch die großartige Bravour der Zeichnung wie durch das Kolorit, dessen gedämpfte Glut mit dem Stoff des Bildes vortrefflich harmoniert. Diesem Bild gingen noch einige andre Werke des Meisters voraus, welche dieselben Ideen und Vorzüge, wenn auch noch nicht in gleicher Entfaltung, zeigen; so: der junge Venezianer nach einer Orgie, der verlorne Sohn, die Liebe zum Gold (gemalt 1844, im Museum von Toulouse) und der Triumph der Kurtisane. Sehr bekannt wurde später (1855) der Falkner; doch hat C. nach seinen Römern der Verfallzeit nichts Bedeutenderes mehr geleistet. Seine Wandmalereien in der Kirche St.-Eustache, dem Leben der Maria entnommen, sind ganz inhaltlos und manieriert. Dagegen veranlaßte seine virtuosenhafte Technik einen großen Zulauf von Schülern, auch aus Deutschland, so daß er besonders in den 50er Jahren ein sehr gesuchter Meister war. Er veröffentlichte: "Entretiens d'atelier" (1878, 2 Bde.). C. starb 30. März 1879 auf seinem Schloß Villiers le Bel.

Couvade (franz., spr. kuwad', "Bebrütung", auch Männerkindbett), eine seltsame, fast über die ganze Welt verbreitete Sitte der Naturvölker, welche darin besteht, daß sich nach der Geburt eines Kindes der Vater wochenlang ins Bett legt und ganz wie eine Wöchnerin behandeln läßt, während diese selbst bald aufstehen und die häuslichen Geschäfte besorgen muß. Der Name stammt aus dem südlichen Frankreich, woselbst sich der Gebrauch besonders lange gehalten hat. Diodor fand ihn auf Corsica, Strabon bei den Iberern, Marco Polo in einem Teil Chinas, andre Reisende in Ostindien, Kalifornien, Westindien, Brasilien, Westafrika etc. Die Indianer geben in der Regel als Grund an, daß das Kind direkter vom Vater als von der Mutter stamme, und daß der geringste von dem Vater begangene Diätfehler oder eine sonstige Unvorsichtigkeit dem Kinde das Leben kosten könnte. Tylor, Lubbock, Ploß, Max Müller und andre Ethnologen, welche diese Sitte eingehend untersucht haben, scheinen sich mit dieser und ähnlichen Erklärungen begnügt zu haben; Bachofen, Giraud-Teulon, Peschel und andre Forscher haben dagegen mit mehr Wahrscheinlichkeit eine Zeremonie darin erkannt, durch welche die Väter das Eigentumsrecht ihrer Kinder erst erwarben. Die Kinder erbten nämlich ursprünglich bei sehr vielen Völkern aller Weltteile Namen, Besitztitel, Herrscherwürden u. dgl. ausschließlich von der Mutter, d. h. in weiblicher Linie, und niemals das Geringste von dem Vater, dem sie vielmehr gänzlich fremd blieben. Erst später ist das Vaterrecht anerkannt worden, und bei einzelnen Völkern muß der Vater noch heute das Kind der Mutter abkaufen. An andern Orten traten an die Stelle des Kaufens bestimmte Zeremonien, so bei den Römern das Aufheben vom Boden, oder am häufigsten eine Scheinentbindung, ebenso wie Hera, als sie den Sohn der Alkmene adoptierte, eine Scheinentbindung durchmachen mußte. S. Mutterrecht. Vgl. Tylor, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit (a. d. Engl., Leipz. 1866); Giraud-Teulon, Les origines de la famille (Par. 1874); Ploß, Das Kind (2. Aufl., Berl. 1882).

Couverture (franz., spr. kuwärtühr), Decke, besonders Bettdecke; Umschlag (eines Buches); Deckungssumme.

Couvin (spr. kuwäng), Flecken in der belg. Provinz Namur, Arrondissement Philippeville, am Eau Noir, durch Zweigbahn mit Mariembourg verbunden, mit höherer Knabenschule und (1884) 2757 Einw., die Stahl- und Eisenwaren fertigen. C. (das alte Cuvinium) war im Mittelalter Hauptort einer Grafschaft.

Couvre-face (franz., spr. kuwr'fas), s. Kontregarde. ^[richtig: ?]

Couvre-pied (franz., spr. kuhwr-pjeh), kleine Decke zum Wärmen der Füße, auch ein zum Überdecken des Bettes bestimmter Teppich.

Covado (Cubado), früheres Ellenmaß in Portugal, à 3 Palmos = 66 cm; im Kleinhandel und in Brasilien = 68 cm; in Marokko = 53,3 cm.

Cove (spr. kohw), Stadt, s. Queenstown.

Covellin, s. Kupferindig.

Covenant (spr. koww'nänt, Convenant), Name der Bündnisse, welche die presbyterianischen Schotten teils mit ihren Fürsten (so 1580 zuerst mit Jakob I.), teils untereinander (so 1638 gegen die Liturgie Karls I.) zur Aufrechthaltung ihres Glaubens, insbesondere zum steten Kampf gegen Katholiken und Episkopale, schlossen. Karl I. verdammte die Covenanters anfangs als Meuterer; aber mit dem Presbyterianismus kamen auch sie obenauf, um unter Karl II. allmählich wieder zu verschwinden (s. Schottische Kirche).

Covent Garden (spr. kóww'nt), s. London.

Coventry (spr. kóww'ntri), alte Stadt in Warwickshire (England), am Flusse Sherbourne, ist eng und winkelig gebaut, hat 20 Kirchen (darunter die 1133 gegründete St. Michaelskirche mit 95 m hohem Turm und die Dreieinigkeitskirche mit 76 m hohem Turm), die Ruinen einer 1044 gegründeten Benediktinerabtei und ein Rathaus aus dem 15. Jahrh. Die Bevölkerung zählt (1881) 42,111 Seelen. Früher betrieben die Einwohner starke Tuchfabrikation; später wandten sie sich der Fabrikation von Seidenwaren (namentlich Bändern) zu, die noch immer getrieben wird, aber neben der Fabrikation von wollenen Waren und Uhren und in jüngster Zeit namentlich von Velocipeden und Nähmaschinen. Die Sage von der Lady Godiva wird jährlich durch einen Umzug gefeiert.

Coverdress (engl., spr. kowwer-), Reisedecke, welche sich vermittelst daran befindlicher Knöpfe und Schlingen in Schlafrock, Reisemantel etc. verwandeln läßt.

Covid, Maß, s. v. w. Cubit.

Covilhão (spr. kuwiljaung), Stadt in der portug. Provinz Beira, Distrikt Castello Branco, am Ostabhang des Estrellagebirges, hat ein Kastell, bedeutende Tuchfabriken und (1878) 10,986 Einw. In der Nähe warme Mineralquellen.

Covington (spr. kówwingt'n), Stadt im nordamerikan. Staat Kentucky, bei der Mündung des Licking in den Ohio, Cincinnati gegenüber. Eine Hängebrücke (686 m lang oder 322 m von Turm zu Turm) und eine Eisenbahnbrücke verbinden sie mit Cincinnati, eine Hängebrücke über den Licking mit Newport (s. d.). Die Stadt hat ein Baptistenseminar (Western theological College, 1840 gegründet), ansehnliche Fabriken (Eisenguß, Walzwerke, Tabak) und (1880) 29,720 Einw.

Covolo (Kofel), Paß in der ital. Provinz Belluno, durch welchen, die Brenta entlang, die Straße aus Südtirol (Valsugana) ins Venezianische führt. Am

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