330
Crêche - Credentia.
nobie" (1711), sein bestes Werk; seine drei nächsten Dramen: "Xerxès" (1714), "Sémiramis" (1717) und "Pyrrhus" (1726), wurden kalt aufgenommen. Der Mißerfolg dieser Stücke, seine ewigen Geldverlegenheiten und andre ungünstige Umstände hatten ihn entmutigt und menschenscheu gemacht; er zog sich aufs Land zurück, verkehrte nur mit seinem Sohn, seinen Hunden und Katzen und war fast vergessen, als ihn 1731 die Akademie unter ihre Mitglieder aufnahm, der König ihn 1735 zum Zensor ernannte und die Marquise von Pompadour ihm aus Neid und Ranküne gegen Voltaire eine Pension und die Anstellung an der königlichen Bibliothek verschaffte. Sie vermochte ihn auch, seinen "Catilina" zu vollenden, der aber neben Voltaires gleichnamigem Stück vollständig verblaßte, obwohl Voltaires Feinde einen ersten großen Erfolg in Szene gesetzt hatten. Auch seine letzte Tragödie: "Le Triumvirat" (1754), errang nur einen Achtungserfolg. Er starb 17. Juni 1762. C. sucht besonders durch Ausmalen der schaudervollsten Verbrechen zu wirken (daher "le terrible" genannt); daneben ist sein Ausdruck gespreizt und fade, seine Verse meist nachlässig. Nur einmal traf er das Natürliche und war pathetisch und groß, wenn auch schrecklich groß, in seinem "Rhadamiste"; aber auch da ist er kein Corneille. Eine Prachtausgabe seiner Werke veranstaltete die königliche Druckerei (Par. 1750, 2 Bde.); andre gute Ausgaben sind die von Didot dem ältern (das. 1812, 2 Bde.), von Renouard (das. 1818, 2 Bde.) und von Vitu (das. 1885).
2) Claude Prosper Jolyot de, der jüngere, franz. Romanschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 14. Febr. 1707 zu Paris, war ein heiterer, liebenswürdiger Gesellschafter, dessen Sitten in geradem Widerspruch mit denen standen, die er in seinen Romanen schilderte; starb 1777. Die bekanntesten seiner Werke sind: "Lettres de la marquise de *** au comte de ***" (1732, 2 Bde.); "Tanzaï et Néardarmé" (1734, 2 Bde.), wegen dessen er infolge einiger Anspielungen auf die Bulle Unigenitus eine Zeitlang im Gefängnis sitzen mußte; "Les égarements du coeur et de l'esprit" (1736), unvollendet, aber wohl das beste, und "Le sopha, conte moral" (1745, 2 Bde.), das schlüpfrigste seiner Werke. Eine Gesamtausgabe derselben erschien zu Paris 1779, 7 Bde. (deutsch in Auswahl, Berl. 1782-86, 3 Bde.). Crébillons Romane schildern die Genußsucht und Liederlichkeit der damaligen Gesellschaft; die Situationen sind mäßig erfunden, die Charakterzeichnung ist schablonenhaft, der Stil geziert und phrasenhaft bis zum Unverständlichen. Ihren großen Erfolg verdanken sie der schamlosen, raffinierten Sinnlichkeit, die in sophistischer Weise als etwas Selbstverständliches, Natürliches hingestellt wird.
Crêche (franz., spr. krähsch), s. Krippe.
Crécy (spr. krehssi), 1) Flecken im franz. Departement Somme, Arrondissement Abbeville, an der Maye, mit großem Staatsforst und (1876) 1625 Einw. Geschichtlich berühmt ist C. durch die Schlacht zwischen den Engländern und Franzosen 25. Aug. 1346, die besonders für die Kriegsgeschichte von Wichtigkeit ist. Eduard III. war vor der französischen Übermacht (8000 Reiter und 60,000 Mann Fußvolk, darunter 6000 genuesische Bogenschützen) von Paris, bis wohin er vorgedrungen war, nach Norden zurückgewichen, um Flandern zu erreichen, wurde aber bei C. eingeholt und zur Schlacht gezwungen. Die Engländer, welche in einem Wald standen, zählten kaum 20,000 Mann. Neben dem König befehligte das zweite Treffen der 16jährige Prinz von Wales. Die Franzosen, unter König Philipp VI., Johann von Böhmen und seinem Sohn Karl, König Jakob II. von Mallorca u. a., griffen, auf einen neuen Sieg von Bouvines hoffend, die Engländer ungestüm, aber ordnungslos an; die durch Regen erschlafften Bogensehnen der Genuesen versagten jedoch den Dienst, und als Eduard auf die Fliehenden einzuhauen befahl, warfen sich dieselben auf die französische Kavallerie und erdolchten die Reiter, während den englischen Bogenschützen in dem dichten Haufen kein Pfeil verloren ging. Die nun entstehende Verwirrung zu benutzen, ging der Prinz von Wales selbst zum Angriff über. Die Franzosen vermochten dem Gewaltstoß des Feindes nicht zu widerstehen, die Reihen lösten sich, und es fielen 11 aus fürstlichen Häusern, darunter der blinde Johann von Böhmen und der Herzog von Lothringen, 1600 französische Ritter, 4000 Edelknappen und an 20,000 Gemeine. Die Engländer sollen nur einen Knappen (esquire), 3 Ritter und sehr wenige von niederm Rang verloren haben. Die Windmühle, bei welcher Eduard III. seine Befehle für die Schlacht ausgab, existiert noch. Eduard konnte nunmehr wagen, Calais zu belagern. -
2) (C. sur Serre) Flecken im franz. Departement Aisne, Arrondissement Laon, an der Nordbahn, mit (1876) 1949 Einw., berühmt durch zwei Synoden (849 und 853) gegen den Mönch Gottschalk und seine Lehre; ward 1369 von den Engländern, 1652 von den Spaniern zerstört.
Credat Judaeus Apella, s. Apella.
Credé, Karl Sigismund Franz, Mediziner, geb. 23. Dez. 1819 zu Berlin, studierte seit 1833 in Berlin und Heidelberg; ward 1843 Assistent an der geburtshilflichen Klinik in Berlin, habilitierte sich 1850 als Privatdozent für Geburtshilfe an der Universität, ward 1852 Direktor der Berliner Hebammenschule und dirigierender Arzt der Gebärabteilung und leitete die von ihm begründete gynäkologische Abteilung an der Charitee. Im J. 1856 ging er als Professor der Geburtshilfe und Direktor der Entbindungsanstalt und Hebammenschule nach Leipzig. Er begründete daselbst eine geburtshilfliche und gynäkologische Poliklinik und etablierte bei der Entbindungsanstalt eine Abteilung für Frauenkrankheiten. Er schrieb: "Klinische Vorträge über Geburtshilfe" (Berl. 1853-54); "Die preußischen Hebammen, ihre Stellung zum Staat etc." (das. 1855); "Observationes de foetus situ inter graviditatem" (Leipz. 1862 u. 1864), zwei Programme statistisch-geburtshilflichen Inhalts; "Lehrbuch der Hebammenkunst" (mit Winckel; das. 1875, 3. Aufl. 1882). C. hat das Verdienst, bei Mutterblutungen nach der Geburt und verzögerter Lösung der Nachgeburt die methodische Reibung des Muttergrundes, verbunden mit Kompression der Gebärmutter mittels der Hände, als ein wirksames und ungefährliches Mittel empfohlen zu haben. Er redigierte 1853-69 die von ihm mit Busch, Ritgen, v. Siebold, Hecker, Martin herausgegebene "Monatsschrift für Geburtskunde" und seit 1870 mit Spiegelberg das "Archiv für Gynäkologie".
Credentia (lat.), Glaube; daher Credentiales literae, Kredenzbrief, ein von der Obrigkeit eines Landes einem Unterthan zu seiner Legitimation und Sicherheit im In- und Ausland erteiltes Schreiben, und C. relevata, ehedem im Lehnrecht das dem Vasallen vom Lehnsherrn anvertraute Geheimnis, dessen Verrat mit Entziehung des Lehens bestraft wurde; in Italien Zusammenkunft von obrigkeitlichen Personen und Innungsmeistern, um als Sachverständige (credentiarii, credenzeri) Gutachten in Prozessen abzugeben. Vgl. Kreditiv.
^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]