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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Czerny; Czerski; Czetz

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Czerny - Czetz.

kammer, eines griechisch-orientalischen Erzbistums, der Güterdirektion des reichen griechisch-orientalischen Religionsfonds und hat an sonstigen öffentlichen Instituten eine Bodenkreditanstalt, Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Sparkasse, ein Strafhaus, eine Landesgebäranstalt und 2 Spitäler. In der Nähe der 575 m hohe Berg Cecina, merkwürdig wegen der Altertümer, die hier im Mauerschutt gefunden wurden (Reifkrone, Schwert etc.).

Czerny (spr. tscher-), 1) Georg Petrowitsch, genannt Karadjordje ("schwarzer Georg"), Anführer der Serben im Kampfe für ihre Freiheit, geb. 21. Dez. 1766 zu Wischewac bei Kragujewatz von armen Eltern, zog mit diesen in früher Jugend höher ins Gebirge nach Topola, nahm gleich an der ersten Erhebung des serbischen Volkes gegen die türkische Herrschaft (1787) teil, mußte aber fliehen, erschoß, ehe er über die Save ging, seinen Vater, der ihm zu folgen sich weigerte, den er aber nicht in die Hände der Türken fallen lassen wollte, und trat in das serbische Freikorps, das mit den Österreichern gegen die Türken kämpfte. Nach dem Frieden von Sistowa (1791) wandte er sich wieder nach Österreich und wurde Waldhüter in einem Kloster. Später kehrte er nach Topola zurück und ward Viehhändler. Als aber die Janitscharen in Belgrad den milden Pascha Hadschi Mustafa 1801 ermordeten, das Volk hart bedrückten und alle angesehenen Männer ermordeten, stellte sich C. 12. Febr. 1804 in Sibnitza an die Spitze der Erhebung gegen die Türken. Eine Versammlung in Semendria ernannte C. zum Kommandanten der serbischen Streitmacht. 1804 und 1805 säuberte er das ganze Land von den Türken, denen nur Belgrad verblieb. Da aber C. mit den serbischen Aristokraten zerfiel, die, durch ihn ihre Macht gefährdet glaubend, unter russischem Einfluß der Volksversammlung (Skuptschina), mit der C. zu regieren gedachte, 1805 einen Senat von zwölf Mitgliedern entgegenstellten, so drangen Ende 1806 die Türken von neuem ins Land ein und schlugen das von den Aristokraten gegen sie geführte Heer. C. wurde durch seinen Sieg am Mischarsko-Polje und die Eroberung Belgrads zum zweitenmal der Befreier seines Vaterlandes. Da aber die russische Regierung, unter deren Protektorat die Aristokraten durch Beschluß vom 23. Mai 1807 Serbien stellten, gegenüber der Pforte nicht entschieden vorging, so führte C. auf eigne Faust den Krieg fort, mußte jedoch 1810 selbst bei den Russen Hilfe suchen und wurde von diesen als "Oberfeldherr von Serbien" anerkannt und unterstützt, worauf er zum drittenmal das Land von den Türken befreite. Auf dieses Verdienst gestützt, ließ er sich 1811 auf einer Volksversammlung von neuem zum alleinigen Kriegsherrn ernennen, während der Senat die Leitung der Zivilangelegenheiten erhielt. Er lebte nun auf seinem Bauerngut zu Topola zwei Jahre lang als anerkannter Gebieter Serbiens, während die Pforte im Bukarester Frieden Serbien eine gewisse Unabhängigkeit zugestand. Als aber im Kampf gegen Frankreich 1813 der Zar Serbien der Pforte preisgab, schwächte C. durch Teilung seine Streitmacht und konnte das Vordringen der Türken nicht hindern. C. trat daher im Oktober 1813 nach Österreich über und wurde dann zu Chotin in Bessarabien interniert. Erst 1817 kehrte er mit neuen Befreiungsplänen nach Serbien zurück, wurde aber auf des Fürsten Milosch, seines Rivalen, Veranstaltung in Adzagna bei Semendria ermordet. C. war von riesiger Gestalt, ausdrucksvollen Gesichtszügen, tapfer und kühn, aber schrecklich in seinem Jähzorn; seinen Bruder ließ er eines Vergehens wegen aufknüpfen. Über seinen Sohn Alexander Karageorgiewitsch, gest. 3. Mai 1885, s. Alexander 23).

2) Karl, Klavierspieler und Komponist, geb. 21. Febr. 1791 zu Wien, wo sein Vater, Wenzel C., ein geborner Böhme, Klavierlehrer war, machte seine Studien erst unter Beethovens, dann unter Clementis Leitung und wußte den Unterricht dieser beiden Meister so gut zu benutzen, daß er bald selbst zu den angesehensten Künstlern Wiens zählen konnte und später neben Hummel als das Haupt der von Mozart begründeten Wiener Klavierschule allgemein anerkannt wurde. Namentlich von 1818 an entfaltete er eine höchst erfolgreiche Lehrthätigkeit, der unter andern Liszt, Thalberg, Döhler und Kullak ihre Ausbildung verdanken, zugleich aber eine erstaunliche Fruchtbarkeit als Komponist. Seine Arbeiten auf diesem Gebiet, ungefähr 900 Werke, meist für Klavier (die ungedruckt gebliebenen sowie die zahlreichen Arrangements nicht mitgerechnet), zeichnen sich zwar nicht durch Tiefe und Originalität aus, bekunden jedoch durchweg den form- und stilgewandten Musiker sowie den einsichtigen Kenner des Klaviers und der auf demselben zu erzielenden Wirkungen. Von bleibendem Wert sind jedenfalls seine Etüdenwerke: die Schule der Geläufigkeit, der Fingerfertigkeit, des Virtuosen etc. C. starb 15. Juli 1857. Da er sparsam gelebt hatte und unverheiratet geblieben war, hinterließ er ein ansehnliches Vermögen, das er testamentarisch zu Zwecken der edelsten Art bestimmte, nachdem er schon während seines Lebens große Summen zur Unterstützung von Künstlern etc. verwendet hatte.

Czerski (spr. tsch-), Johann, Mitstifter der deutsch-katholischen Kirchengemeinschaft, geb. 1813 zu Werlubie in Westpreußen, ward 1842 zum Priester geweiht. Zuerst Vikar an der Domkirche in Posen, wurde er im März 1844 in gleicher Eigenschaft nach Schneidemühl i. Schl. versetzt. Hier trat C. 22. Aug. 1844 mit einem Teil seiner Gemeinde aus der römischen Kirche aus und gründete eine "christlich-apostalisch-katholische Gemeinde". Schon auf dem ersten deutschkatholischen Konzil zu Leipzig im März 1845 nahm C. einen konservativen Standpunkt ein, indem er an der Gottheit Christi festhielt. Später bereiste C. alljährlich einen großen Teil Deutschlands, um in freireligiösen Vereinen Vorträge zu halten. Vgl. seine Schriften: "Rechtfertigung meines Abfalles von der römischen Hofkirche" (Bromb. 1845) und "Joh. Czerskis Leben und Wirken" (das. 1845). S. Deutschkatholiken.

Czetz (spr. zetz), Johann, bekannt durch seine Teilnahme an der ungarischen Insurrektion, geb. 1822 zu Gidofalva im Szeklerland, trat 1842 als Leutnant in ein österreichisches Infanterieregiment, kam 1846 zum österreichischen Generalstab, im Juni 1848 in das ungarische Kriegsministerium und dann als Militärreferent zum Landesverteidigungsausschuß, wo er mit den Führern der Insurrektion bekannt wurde. Kossuth ernannte ihn zum Chef des Generalstabs in Siebenbürgen und übergab ihm an Stelle Boldaccis das Kommando der dortigen Armeetrümmer. Bald hatte C. die Armee reorganisiert und rechtfertigte das Vertrauen, das ihm der Obergeneral Bem schenkte. Er wurde im Mai 1849 zum General und Kommandierenden in Siebenbürgen befördert; doch konnte er wegen einer Verletzung am Fuß nicht persönlich an den Operationen gegen die vordringenden Russen teilnehmen. Nach der Katastrophe von Világos ging er nach Ungarn, wo er den Winter hindurch bei Freunden verborgen blieb, bis er im Frühjahr 1850 seine Flucht über Hamburg nach England

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]