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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Danforth's oil; Dangast; Dange; Danhauser; Dänholm; Daničić; Daniel

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Danforth's oil - Daniel.

Danforth's oil, der flüssigste Teil des Petroleums.

Dangast, Dorf im oldenburg. Amt Varel, am Jadebusen, in der Nähe der Eisenbahnstation Varel, mit 245 Einw. und besuchtem Seebad.

Dange (spr. dannje), Fluß im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, entspringt in Kurland, tritt bei Krottingen in Preußen ein und fällt nach 52 km langem Lauf (23 km schiffbar) bei Memel (4,7 m tief) in das Tief von Memel, die Verbindung des Kurischen Haffs mit der Ostsee.

Danhauser, Joseph, Maler, geb. 18. Aug. 1805 zu Wien, bildete sich auf der Akademie daselbst unter Peter Krafft und trat zuerst als Historienmaler auf. Szenen aus Pyrkers "Rudolf von Habsburg" erwarben ihm die Gunst des Verfassers, der ihn für einige Zeit nach Venedig zog. Er trat hier mit seinen Darstellungen aus dem modernen Künstlerleben, den bekannten Malerateliers (dem Scholarenzimmer eines Malers, dem Fleischerhund im Maleratelier etc.), auf. Nach Vollendung einiger historischer Gemälde und des Hauptaltarblattes für den Dom zu Erlau, die Marter des heil. Johannes darstellend, wandte er sich ausschließlich dem Genre zu, worin er sich mit Humor bewegte. Seine Hauptarbeiten sind: der Augenarzt; der geheilte Blinde; der Prasser (gestochen von Stöber); die Testamentseröffnung; die Klostersuppe; Wein, Weib und Gesang; die aufgehobene Pfändung etc. Sein letztes Bild war: der Feierabend. Er starb 4. Mai 1845. D. besaß einen glücklichen Humor und scharfe Beobachtungsgabe; seine Ausführung ist sehr sorgfältig, seine unter dem Einfluß der Zeit stehende Farbe etwas glasig.

Dänholm, kleine Insel im Strelasund, der Rügen vom Festland scheidet, Stralsund (s. d.) gegenüber.

Daničić (spr. -tschits), Georg, serb. Philolog, geb. 6. April. 1825 zu Neusatz, studierte in Wien Sprachwissenschaft, ward 1856 Bibliothekar der Nationalbibliothek in Belgrad und 1859 Professor der Litteraturgeschichte am dortigen Lyceum. Da er 1865 als Freidenker von letzterm Lehrstuhl entfernt und ins Ministerium des Innern als Sekretär versetzt werden sollte, ließ er sich in Agram nieder, wo er, von der südslawischen Akademie zum Sekretär ernannt, 17. Nov. 1882 starb. Seine erste Arbeit war: "Rat za srbski jezik a pravopis" (Ofen 1847), worin er sich sogleich als tüchtiger slawischer Sprachforscher offenbarte. Von seinen übrigen Schriften nennen wir: "Mala srbska grammatika" (1850); "Srbska sintaksa" (1858); "Oblici srbskoga jezika" (1863). Mit Hilfe des Fürsten Michael von Serbien und dessen Gattin Julie, welcher D. das Serbische lehrte, ward es letzterm möglich, das große altserbische Wörterbuch "Rječnik iz kniževnih starina srbskih" (1863-64, 3 Bde.) herauszugeben. Außerdem besorgte D. die Herausgabe mehrerer alter serbischer Schriften und half Vuk bei Herausgabe seines Wörterbuches und seiner Nationallieder.

Daniel (hebr., "der Richter Gottes", d. h. der im Namen Gottes Recht spricht), ein Hesek. 14, 14. 20; 28, 3 mit Noah und Hiob zusammen genannter frommer Dulder der Vorzeit. Seine legendenhafte Geschichte erzählt das nach ihm genannte, in unsern lateinischen und deutschen Bibeln in die Zahl der sogen. vier großen Propheten aufgenommene Buch des hebräischen Kanons. Hiernach gehörte er zu den unter Jojakim in das babylonische Exil weggeführten Juden, erlangte schon unter Nebukadnezar eine hohe Stelle am Hof, die er auch unter Dareios und Kyros trotz aller gegen ihn gesponnenen Hofkabalen behauptete. Das halb chaldäisch, halb hebräisch geschriebene Buch, welches dieses erzählt, ist, wie Bleek, De Wette, Hitzig, Ewald, Lücke, Bunsen, Dillmann, Hilgenfeld, Graf, Kuenen zur Evidenz erhoben haben, erst Jahrhunderte nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden und zwar unter Antiochos Epiphanes 165 v. Chr. In der Weise der Apokalyptik (s. d.) wird die Verkündigung der Zeitereignisse bis auf die Gegenwart des Verfassers einem früher lebenden Seher als Weissagung in den Mund gelegt. Die Leser sollen dadurch in den Zeiten der syrischen Religionsnot getröstet und gestärkt werden, sofern alle scheinbaren Widerwärtigkeiten als vorausbedachte Teile des göttlichen Weltplans erscheinen, dessen letztes Ziel in einer demnächst anbrechenden Herrschaft des Volkes Gottes auf Erden besteht. Vgl. Hitzig, Das Buch D. (Leipz. 1850).

Daniel, 1) Arnaud, provençal. Dichter aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh., stammte aus dem Périgord und lebte zum Teil am Hof König Richards I. von England, zum Teil an den kleinern Höfen Südfrankreichs. Nach einer spätern Überlieferung beschloß er sein Leben im Kloster. D. dichtete meist in Sextinen, huldigte aber dem dunkeln und gekünstelten Stil, und seine 17 noch vorhandenen Lieder bieten daher für das Verständnis große Schwierigkeiten. Er wurde von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt; selbst Dante zählt ihn zu den vorzüglichsten Troubadouren und bezeichnet ihn als den ersten Sänger der Liebe. Daß er, wie man früher annahm, auch epische Dichtungen verfaßt habe, hat sich als ein Irrtum herausgestellt.

2) Samuel, engl. Dichter und Historiker, geb. 1562 zu Taunton in der Grafschaft Somerset, studierte zu Oxford, widmete sich dann der Poesie und Geschichte und wurde von der Königin Elisabeth als Dichter gekrönt, von Anna, der Gemahlin Jakobs I., aber zum Kammerherrn ernannt. Er starb im Oktober 1619 zu Beckington in der Grafschaft Somerset. Sein bestes Werk ist seine "History of England" (Lond. 1613-18, 2 Bde., u. öfter; fortgesetzt von J. ^[John] Russell ^[Richtig: Trussel/Trussell] bis 1484, das. 1650). Als Dichter ist D. durch seine lyrischen Poesien, insbesondere durch seine Sonette, von einiger Bedeutung. Dagegen sind seine größern Gedichte, namentlich die "History of the civil Wars between the houses of York and Lancaster" (1599), wenig mehr als gereimte Prosa. Seine "Poetical works" erschienen London 1623 und 1718, 2 Bde.

3) Gabriel, franz. Historiograph, geb. 8. Febr. 1649 zu Rouen, ward Jesuit und lehrte in den Kollegien des Ordens Philosophie, Humaniora und Theologie, kam zuletzt als Bibliothekar in das Profeßhaus seines Ordens nach Paris, erhielt von Ludwig XIV. den Charakter eines königlichen Historiographen und starb 23. Juni 1728. Seine. "Voyage du monde de Descartes" (Par. 1691) ward auch ins Lateinische, Englische und Italienische übersetzt (neue Aufl., das. 1696; mit den "Nouvelles difficultés touchant la connaissance des bêtes" vermehrt, zum letztenmal 1739, 2 Bde.). Gegen Pascals "Lettres provinciales" verteidigte er die Jesuiten in den "Entretiens de Cléandre et d'Eudoxe sur les lettres provinciales" (Rouen 1694; auch ins Lateinische, Spanische, Italienische und Englische übersetzt). Sein Hauptwerk: "Histoire de France" (beste Ausgabe mit Fortsetzung bis 1715 von P. Griffet, Par. 1755-57, 17 Bde., und von Lombard, Amsterd. 1755-58, 24 Bde.; deutsch, Nürnb. 1756-63, 16 Bde.; einen Abrégé in 9 Bdn. gab der Verfasser 1724 heraus), ermangelt des Quellenstudiums und der historischen Treue und dient, obwohl dies mit jesuitischer Kunst verdeckt