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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dannenberg - Dantan.

verkaufte. Doch wurde sie erst 1376 dem Herzogtum Lüneburg völlig einverleibt. Bereits im 13. Jahrh. ist die Stadt D. nachzuweisen. Bei der Länderteilung unter den Söhnen Ernsts des Bekenners kamen Stadt und Amt D. 1569 an Herzog Heinrich von Braunschweig als besonderes Fürstentum; sein Sohn Julius Ernst aber erbte Braunschweig, und D. fiel 1671 an die Linie Celle.

Dannenberg, Hermann, Numismatiker, geb. 1824 zu Berlin, wo er als Landgerichtsrat lebt. Er bearbeitete hauptsächlich die Münzen des deutschen Mittelalters in zahlreichen, zum Teil umfangreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften (z. B. in der "Wiener numismatischen Zeitschrift" und in v. Sallets "Zeitschrift für Numismatik"). Sein Hauptwerk ist das mit Unterstützung der preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene, für die Münzkunde Deutschlands epochemachende Werk "Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit" (Berl. 1876, mit 61 Tafeln).

Dannenberger, Johann Friedrich, Industrieller, geb. 25. Nov. 1786 zu Berlin, erlernte seit 1797 die Kattundruckerei, entdeckte 1807 durch Zufall den Dampffarbendruck und verwertete sein Studium von Hermbstädts Farbenchemie als Kolorist; 1810 hörte er bei Hermbstädt ein Kollegium und etablierte sich 1812 in Berlin als Zeugdrucker. Durch geschickte Benutzung neuer Methoden erwarb er sich bald bedeutenden Ruf, so daß er seine Fabrik schnell erweitern konnte. Im J. 1814 erhielt er ein Patent auf Türkischrot mit Weiß und Applikationsfarben, 1816 auf den heute fast allein üblichen Walzendruck (Rouleausdruck von kupfernen Walzen); seit 1819 betrieb er seine Fabrik mit Dampfkraft. 1838 verkaufte er dieselbe, 1839 trat er in die Direktion der Berlin-Anhalter Eisenbahn, und 1849 ward er Mitglied des Herrenhauses und der Hauptverwaltung der Darlehnskassen. Er starb 25. Febr. 1873 in Berlin.

Danner, Luise Christine, Gräfin von, geb. 21. April 1815 zu Kopenhagen von bürgerlichen Eltern, Namens Rasmussen, erhielt eine sorgfältige Erziehung, wurde zur Gouvernante gebildet und bekleidete diese Stelle in mehreren Familien. Später trat sie in das Ballett des Theaters zu Kopenhagen. Sie gewann die Neigung des ehemaligen Buchdruckers, spätern Kammerherrn und königlichen Privatsekretärs Berling und eröffnete mit dessen Beihilfe zu Kopenhagen einen Putzladen. Hier knüpfte der Kronprinz von Dänemark, nachmaliger König Friedrich VII., ein Liebesverhältnis mit ihr an, das 7. Aug. 1850 zum Abschluß einer morganatischen Ehe führte. Sie ward zur Gräfin von D. erhoben und übte in den damaligen Parteikämpfen einen nicht unbedeutenden Einfluß aus. Nach Friedrichs VII. Tod (1863) zog sie sich mit einem großen Vermögen nach Cannes in Frankreich zurück. Sie starb 6. März 1874 in Genua.

Danno (ital.), Schade, Verlust.

Dannreuther, Edward, Klavierspieler, geb. 4. Nov. 1844 zu Straßburg von englischen Eltern, erhielt, nachdem seine Familie nach Amerika übergesiedelt, den ersten Musikunterricht in Cincinnati, seine weitere Ausbildung jedoch am Leipziger Konservatorium durch Moscheles (Klavier) und Richter (Komposition) und ließ sich nach beendigten Studien 1863 in London nieder, wo er als Lehrer und Virtuose bald eine hervorragende Stellung errang. Auf die Geschmacksbildung seiner Landsleute hat er namentlich dadurch fördernd gewirkt, daß er die Werke zeitgenössischer Meister, vor allen Richard Wagners, dem Verständnis weiterer Kreise vermittelte. In diesem Sinn begründete er 1872 den Londoner Wagner-Verein und leitete die von demselben veranstalteten Konzerte. Die gleiche Kunstrichtung verfolgt er auch als Schriftsteller in dem 1873 von ihm veröffentlichten Werk "Richard Wagner, his tendencies and theories", dem später noch die englischen Übersetzungen von Wagners Abhandlungen: "Zukunftsmusik" und "Beethoven" folgten.

Dannsensteine (Danzelsteine), s. Gräber.

Danrémont (spr. dang-remóng), Charles Marie Denis, Graf de, franz. General, geb. 8. Febr. 1783 zu Chaumont (Obermarne), trat 1803 in die Militärschule zu Fontainebleau, ward 1807 Adjutant Marmonts, stand 1809 bei dem Heer in Dalmatien, 1811 und 1812 in Spanien und Portugal, machte die Hauptschlachten und Feldzüge 1813 und 1814 mit und ward noch von Napoleon I. zum Obersten befördert. Nach der Restauration erhielt er das Kommando der Legion des Departements Côte d'Or, ward 1821 Maréchal de Camp und führte 1823 eine Abteilung des 5. Korps der Armee nach Spanien. 1830 kommandierte er bei der Expedition nach Algier die 1. Brigade der 2. Infanteriedivision. Nach der Julirevolution erklärte er sich für die neue Dynastie, ward zum Generalleutnant befördert und erhielt 1832 das Kommando der 8. Militärdivision in Marseille. 1833 ward er Generalinspektor der Infanterie und 1835 Pair. 1837 nach dem unglücklichen Ausgang der ersten Expedition gegen Konstantine zum Generalgouverneur von Algerien ernannt, wußte er die eingeborne Bevölkerung durch Energie und versöhnende Maßregeln im Zaum zu halten und unternahm wohlgerüstet eine zweite Expedition gegen Konstantine, fiel aber bei der Rekognoszierung am Tag vor dem glücklichen Sturm 12. Okt. 1837.

Danse macabre (spr. dangs makabr), s. Totentanz.

Danseuse (franz., spr. dangssöhs'), Balletttänzerin, in der Theatersprache speziell Solotänzerin.

Dansville (spr. dännswill), Ortschaft im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Livingston, im Geneseethal, 50 km südlich von Rochester, mit einer Kaltwasserheilanstalt und (1880) 3625 Einw.

Dantan (spr. dangtang), 1) Jean Pierre, franz. Bildhauer, geb. 26. Dez. 1800 zu Paris, Schüler Bosios, bildete sich auf der Akademie in Paris und dann zu Rom, wo er sich dem Porträt zuwendete. Schon in Italien schuf er Karikaturstatuetten, in denen er das physisch Lächerliche in Physiognomie oder Gestalt hervorhob, ohne jedoch dadurch die physiognomische Ähnlichkeit zu verwischen, und durch welche er sich, besonders nach seiner Rückkehr nach Frankreich (1830), einen bedeutenden Ruf erwarb. Unter denselben befinden sich die Talleyrands, Wellingtons, Broughams, d'Orsays, O'Connells des Herzogs von Cumberland, König Wilhelms IV., Rossinis, Victor Hugos, Souliers und Liszts. Auch die ideale und ernste Skulptur kultivierte er. Fast von allen Notabilitäten Frankreichs fertigte er kleine Porträtgipsbüsten und große Büsten. Er starb 6. Sept. 1869 in Baden-Baden.

2) Edouard, franz. Maler, geb. 26. Aug. 1848 zu Paris, Sohn des vorigen, trat in das Atelier von Pils ein und zeigte frühzeitig eine so hervorragende Begabung, daß er 1867 den Auftrag erhielt, in dem Giebelfeld einer Kapelle in Marnes ein großes Gemälde der heiligen Dreieinigkeit in Wachsfarben auszuführen. 1869 stellte er sein erstes Bild, eine Episode aus dem Untergang von Pompeji, im Salon aus. Nach dem Krieg malte er teils Szenen aus der antiken Mythologie und Geschichte, teils, inspiriert durch die Traditionen seiner Familie, Darstellungen