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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Darmstenose; Darmverengerung; Darmverschlingung; Darmzotten; Darnétal; Darnis; Darnley

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Darmstenose - Darnley.

Kirschkern, ein verschlucktes Knochenstück etc., ablagern. Beim Menschen kommen solche D. höchst selten und meist in dem engen, wurmförmigen Anhang des Blinddarms vor und rufen hier Entzündung hervor, welche zur Verschwärung und Durchlöcherung des Wurmfortsatzes sowie zu tödlicher Bauchfellentzündung führen kann. Bei gewissen Tieren, namentlich bei Pferden, kommen solche D. im Blinddarm sehr häufig, meist in mehrfacher Anzahl und bis zu einem Gewicht von vielen Pfunden vor. Diese D. bestehen fast nur aus kohlensaurem Kalk, sind rundlich oder facettiert, von glatter Oberfläche, weißgrauer Farbe, hart und schwer, von grob geschichtetem Bau und enthalten als Kern gewöhnlich ein Stück Eisen, Blei oder einen andern zufällig mit dem Futter verschluckten fremden Körper, welcher als die veranlassende Ursache zur Bildung der D. anzuklagen ist.

Darmstenose, s. v. w. Darmverengerung.

Darmverengerung (Darmstenose, Strictura, Stenosis intestinalis) kommt selten angeboren vor und dann überwiegend oft im Mastdarmende, selten im Dünndarm durch klappenartigen häutigen Verschluß des Darmrohrs. Meistens ist die D. der Ausgang eines chronischen Verschwärungsprozesses, s. Darmgeschwüre.

Darmverschlingung, Bezeichnung für Lageveränderungen des Darms, welche zu mehr oder minder vollständigem Verschluß des Darmrohrs führen. Man unterscheidet zwei Hauptformen der D., die Invagination und die Achsendrehung. Die Invagination (Einscheidung) besteht in der Einstülpung (Intussuszeption) eines Darmstücks in das andre. Dieselbe erfolgt gewöhnlich in der Richtung der peristaltischen Darmbewegung, d. h. von oben nach unten, indem ein dem Magen näher gelegener Teil des Darms in einen daran anstoßenden, dem After näher gelegenen Darmabschnitt eingestülpt wird. Selten findet die Einscheidung in umgekehrter Richtung, nämlich von unten nach oben, vom Mastdarm gegen den Magen hin, statt. Die D. erfolgt in der Regel auf die Weise, daß einzelne Abschnitte des Darmrohrs stark zusammengezogen, überhaupt in lebhafter Bewegung sind, während andre, an jene angrenzende Abschnitte erweitert, gelähmt und bewegungslos sind. Der verengerte Teil schiebt sich dann gleichsam von obenher in den gelähmten Teil hinein. Wenn aber der eingeschobene Teil nicht sofort wieder in seine ursprüngliche Lage zurückkehrt, so wird er von dem einscheidenden Darmabschnitt erfaßt und in demselben Sinn immer weiter vorgeschoben, wie der Darm seinen Inhalt, Speisebrei oder Kot, vorwärts drängt. Auf diese Weise können mehrere Fuß lange Darmstrecken eingestülpt werden. Hierbei muß natürlich allemal das Gekröse, an welchem der eingescheidete Darmabschnitt befestigt ist, mit in die D. hereingezogen, gedehnt und gezerrt werden, während der invaginierte Darm sich entsprechend zusammenfaltet, so daß die sich bildende Geschwulst der Därme viel kürzer erscheint, als dies der natürlichen Länge des betreffenden Darmstücks entspricht. Die entferntere Ursache der D. ist meist ein katarrhalisch-entzündlicher Zustand des Darmrohrs, der zur partiellen Lähmung des letztern führt. Manchmal beruht dieselbe darauf, daß eine von der Darmwand ausgehende und in das Darmlumen hereinragende Geschwulst (Schleimhautpolyp u. dgl.) von der peristaltischen Bewegung des Darms gefaßt und im Darmrohr vorwärts gedrängt wird. Weil aber die Geschwulst mit der Darmwand verwachsen ist, so muß hierbei die letztere nachgezogen, d. h. eingestülpt, werden. Die D. kommt nach chronischen Darmkatarrhen oft kurz vor dem Tod vor und ist am häufigsten bei Kindern und Greisen. Die Achsendrehung (Volvulus) beruht auf einer "innern Einklemmung" oder Umschnürung des Darms durch Verwachsungen, auf abnormen Strängen in der Bauchhöhle, Zerreißungen des Netzes und Hindurchgleiten des Darms durch den Netzspalt, auf Brüchen oder Verengerungen des Darmlumens, kurzum auf zahlreichen Umständen, welche die Fortbewegung des Darminhalts erschweren oder verhindern. Hierdurch schieben sich die zuoberst gelegenen Darmschlingen unter dem Nachrücken der Speisemassen weit vorwärts, und sobald die Spannung ihren Höhepunkt erreicht, schlägt sich das Gekröse um und erleidet eine Achsendrehung. Beide Formen sind in ihren Folgezuständen einander sehr ähnlich. Die ersten Erscheinungen bestehen in Kotstauung und absoluter Stuhlverstopfung. Meist folgt sofort Erbrechen, das sich unter intensiven Leibschmerzen steigert; es wird gelber Darminhalt von üblem Kotgeruch herausbefördert (Ileus), und unter diesem Bild kann in wenigen Tagen der Tod eintreten. In andern Fällen, besonders bei Invagination, entsteht nicht so selten brandiges Absterben größerer Darmstücke, wodurch zuweilen der Verschluß gehoben wird; in der Regel aber entwickelt sich eine Bauchfellentzündung, welche bald in akutem, bald in mehr schleichendem Verlauf unter allgemeinem Kräfteverfall das Leben beschließt. Die D. ist somit ein höchst gefährliches, meist tödliches Leiden, dessen Behandlung noch heute höchst unsicher und meist erfolglos ist. Früher pflegte man den Kranken ein paar Pfund metallisches Quecksilber verschlucken zu lassen in der Hoffnung, daß dieses durch seine Schwere die Stockungen und Verlagerungen beheben möchte. Der Erfolg hat diese Erwartung so selten bestätigt, daß das Verfahren ganz aufgegeben worden ist. Bei der heutigen Vervollkommnung der Chirurgie ist in allen richtig erkannten frischen Fällen der Bauchschnitt und die Zurückbringung der Verschlingung dringend geboten, da nur auf diese Weise eine Möglichkeit rationeller Behandlung sich ergibt, die zwar nicht gefahrlos, aber doch auch nicht aussichtslos ist. Sobald allgemeine Bauchfellentzündung oder Brand des Darms eingetreten ist, so ist der übelste Ausgang zu befürchten; die spezielle Behandlung ist dann auf die Bauchfellentzündung (s. d.) zu richten.

Darmzotten, s. Darm.

Darnétal, Stadt im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Rouen, 4 km östlich von Rouen an der Eisenbahn nach Amiens gelegen, mit (1876) 5618 Einw., Baumwollspinnerei, Fabrikation von Tuch und andern Geweben sowie Stoffdruckerei.

Darnis, tripolitan. Stadt, s. Derna.

Darnley (spr. -li), Heinrich Stuart, Lord, zweiter Gemahl der Königin Maria Stuart von Schottland, der älteste Sohn des Grafen Lennox und der Lady Margarete Douglas und von beiden Seiten mit dem königlichen Haus in Schottland und England verwandt, geb. 7. Dez. 1541, in England erzogen, kehrte 1565 nach Schottland zurück und gewann durch körperliche Schönheit und anmutiges Betragen die Königin so vollständig, daß diese gegen den Wunsch der Königin Elisabeth von England und ihres Halbbruders, des Grafen Moray, sich mit ihm 29. Juli 1565 zu Edinburg vermählte, nachdem sie ihm tags zuvor den Königstitel übertragen hatte. Doch dauerte das gute Einvernehmen zwischen den Gatten nicht lange. Durch sein hochfahrendes, rohes Auftreten, seinen Mangel an feinerer Bildung und seine gesteigerten Ansprüche auf Ehre und Macht ent-^[folgende Seite]