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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Delphinien - Delta.

(Arion), und die Künstler stellten den Delphin gern dar. Neptun, dem er die Amphitrite gewinnen half, hat ihn bald in der Hand, bald unter den Füßen. Auf Städtemünzen erscheint er häufig mit dem Dreizack, auf delphischen auch mit einer Ziege.

Delphinĭen, ein in Athen dem Apollon (s. d.) als Frühlingsgott im April gefeiertes Fest.

Delphinĭon, im Altertum Stadt auf der Ostküste der Insel Chios, jetzt Delfino; auch ein Tempel des delphischen Apollon zu Athen, mit einem von Ageus errichteten Gerichtshof, wo über diejenigen Recht gesprochen wurde, welche behaupteten, eine Tötung mit rechtlicher Befugnis begangen zu haben.

Delphinīt, s. Epidot.

Delphinīum Tourn. (Rittersporn), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, ein- oder zweijährige oder ausdauernde Kräuter mit abwechselnden, handförmig geteilten Blättern, in gipfelständigen Trauben oder Rispen stehenden, meist blauen oder violetten, gespornten Blüten und mehrsamigen Balgkapseln. Etwa 40 der nördlichen gemäßigten Erdhälfte angehörende Arten. D. Ajacis L. (Gartenrittersporn), einjährig, mit aufrechtem, 30-120 cm hohem, fast einfachem Stengel, vielfach in linienförmige, glatte Läppchen geteilten Blättern und in langen, dichten Trauben vereinigten, schönen Blüten, in Südeuropa, wird in vielen Varietäten als Gartenzierpflanze kultiviert. Man unterscheidet Hyazinthenrittersporn, mit großen, gewöhnlich stark gefüllten Blumen, Ranunkelrittersporn, der etwas höher wird und spitze Blütentrauben besitzt, deren einzelne Blumen fast dachziegelförmig aus kleinen Blumenblättern zusammengesetzt sind, und Zwergrittersporn. D. Consolida L. (Feldrittersporn, Hornkümmel), einjährig, mit 30-50 cm hohem, ästigem Stengel und in lockern, rispenartigen Trauben stehenden, blauen Blüten, wächst allenthalben in Deutschland auf Getreidefeldern. Kraut, Blüten und Samen waren früher offizinell; auch war ein damit bereitetes Augenwasser im Gebrauch, und selbst ein Bündel blühender Pflanzen pflegten Studierende als augenstärkend im Arbeitszimmer aufzuhängen. Man kultiviert mehrere Varietäten (Levkojenrittersporn), von denen der Kaiserrittersporn besonders schön ist. Die Samen von D. peregrinum L. und D. tenuissimum Sibth., in Südeuropa, namentlich in Griechenland, waren bei den altgriechischen Ärzten als wirksames Mittel gegen den Skorpionstich im Gebrauch. D. Staphisagria L. (scharfer Rittersporn, Stephans-, Läuse- oder Wolfskraut, Rattenpfeffer), einjährig, mit steifem, zottigem Stengel, handförmig fünfspaltigen Blättern und kurz gespornten, blaßvioletten Blüten an langen Blütenstielen, ist in Südeuropa, auch in Süddeutschland einheimisch. Die Samen, Stephans- oder Läusekörner, sind scharf narkotisch, graubraun, flach, drei- oder viereckig, runzelig, riechen zerstoßen unangenehm und schmecken bitter und äußerst scharf. Sie enthalten 0,1 Proz. farbloses, amorphes, anhaltend scharf schmeckendes, in Wasser schwer lösliches, basisches Delphinin C24H35NO2^[C_{24}H_{35}NO_{2}], welches stark giftig ist, auf die Haut eingerieben dauernder und kräftiger wirkt als Veratrin und bei schmerzhaften Affektionen angewandt worden ist. Die Stephanskörner wirken innerlich brechenerregend, purgierend und waren früher als drastisches Abführ- und Brechmittel im Gebrauch, wurden später nur noch äußerlich in Salben- oder Pulverform gegen Ungeziefer und Krätze angewandt und sind jetzt ganz obsolet. Von D. camptocarpum C. Koch, in Nordpersien, bilden die blühenden Stengel im zerkleinerten Zustand eine in Persien Gul-i-zalil, im indischen Handel Sparak oder Isparik genannte Farbware zum Gelbfärben. Von den ausdauernden Arten, wie D. elatum L. und D. grandiflorum L., beide mit blauen Blüten, aus Sibirien, und D. nudicaule Torr. et Gr. und D. cardinale Hook., beide mit scharlach-orangeroten Blüten, aus Kalifornien, werden viel Varietäten und Hybriden (D. formosum hort., D. hybridum hort.) als Zierpflanzen kultiviert.

Delphinsäure, s. v. w. Valeriansäure.

Delphīnus (lat.), s. v. w. Dauphin.

Delphische Amphiktyonie, delphisches Orakel etc. s. Amphiktyonen und Delphi.

Delphos, Postdorf im nordamerikan. Staat Ohio, mit (1880) 3814 Einw., Fabriken u. Franziskanerkloster.

Delpino, Federico, Botaniker, geb. 27. Dez. 1833 zu Chiavari in Ligurien, studierte zu Genua Mathematik, machte 1851 eine kurze botanische Reise nach Konstantinopel und Odessa und trat dann in das Verwaltungsfach. 1864 begann er die Blüteneinrichtungen der Asklepiadeen und ihre Befruchtung durch Insekten zu studieren und machte eine Anzahl der überraschendsten Entdeckungen. Hierauf untersuchte er in derselben Richtung auch andre Pflanzenfamilien und widmete sich, als er von Parlatore in Florenz zum Assistenten ernannt wurde, vollständig der Botanik. 1871 erhielt er die naturgeschichtliche Professur an der Forstakademie zu Vallombrosa, und 1873 unternahm er eine Erdumseglung auf der Fregatte Garibaldi, kehrte aber schon 1874 von Brasilien nach Italien zurück, wo er im folgenden Jahr die Professur der Botanik in Genua erhielt. Obwohl durch seine teleologische Auffassung der heute herrschenden Weltauffassung schroff gegenüberstehend, hat D. durch eine Fülle scharfsinniger Beobachtungen die biologische Kenntnis der Pflanzen und besonders der Blumen in hervorragendster Weise gefördert. Er schrieb: "Sugli apparecchi della fecondazione nelle diante antocarpee" (Flor. 1867); "Ulteriori osservazioni sulla dicogamia nel regno vegetale"; "Sulla darwiniana teoria della pangenesi" (Tur. 1869) u. a.

Delpit (spr. -pih), Albert, franz. Roman- und Bühnendichter, geb. 30. Jan. 1849 zu New Orleans als der Sohn eines reichen Tabakshändlers, kam in früher Jugend nach Frankreich, wo er in Paris und Bordeaux seine Studien absolvierte, und betrat dann die schriftstellerische Laufbahn, zunächst als Mitarbeiter an den von A. Dumas (Vater) gegründeten Blättern: "Le Mousquetaire" und "Le d'Artagnan". Nachdem er den Krieg als Freiwilliger mitgemacht, erhielt er für einen Band Gedichte: "L'invasion" (1872), sowie für die Dichtung "Le repentir, ou récit d'un curé de campagne" (1873) akademische Preise, vermochte aber im übrigen weder mit seinen dramatischen Versuchen: "Robert Pradel" (1874), "Le message de Scapin" (1876) und "Les chevaliers de la patrie" (1877) noch mit seinen Romanen: "Les compagnons du roi" (1874), "Jean-Nu-Pieds" (1874), "La vengeresse" (1876), "Les mystères du Bas-Meudon" (1877), "Le fils de joie" (1877) u. a. so recht durchzudringen, bis er sich endlich mit "Le fils de Coralie" (1879) bei der Lesewelt wie (in dramatischer Bearbeitung) auf der Bühne vollste Anerkennung verschaffte. Durch "Le mariage d'Odette" (1880) gelangte er vollends in das Fahrwasser der katholisierenden guten Gesellschaft und errang eine neue Auszeichnung von seiten der Akademie.

Delsberg, Stadt, s. v. w. Delémont.

Delta, griech. Name des Buchstaben D, s. "D".