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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Deutschkonservative Partei; Deutsch-Krone; Deutschland

800

Deutschkonservative Partei - Deutschland.

Deutschkatholizismus (Tübing. 1850); Derselbe, Geschichte des Deutschkatholizismus (Leipz. 1860).

Deutschkonservative Partei, seit 1876 Bezeichnung der streng konservativen (früher neukonservativen) Partei im deutschen Reichstag, welche sich vor den Abgeordnetenwahlen 1876 von neuem konstituierte. Die Partei ist aus sehr verschiedenen Elementen gemischt: neben unbedingten Anhängern der Regierung (wie Moltke) gehören ihr Vertreter der Interessen des Grundbesitzes (Agrarier), Hochorthodoxe und Christlich-soziale an. Ihr Hauptorgan ist die "Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung". Früher mit Bismarck zerfallen, hat sie sich seit 1877 demselben wieder genähert und ist seitdem bei den Wahlen zum Reichstag so entschieden von der Regierung unterstützt worden, daß sie fast alle Wahlsitze in Ostpreußen und Pommern erobert hat und auf 75 Mitglieder gestiegen ist.

Deutsch-Krone, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, zwischen Wäldern und zwei fischreichen Seen, mit Schneidemühl durch eine Sekundärbahn verbunden, Sitz eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts, hat eine neue katholische und eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Baugewerkschule, höhere Töchterschule, ein Krankenhaus, eine Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Stärkefabrik, Bierbrauerei, Ackerbau, Fischerei und (1880) 6568 Einw. (davon 3164 Evangelische, 2782 Katholiken, 578 Juden). D. wurde 1304 von dem Markgrafen von Brandenburg angelegt; es hieß ursprünglich Arnskrone, dann unter polnischer Herrschaft Valcz und führt erst seit 1772 den jetzigen Namen.

Deutschland (Deutsches Reich, franz. Allemagne, engl. Germany), das im Herzen Europas, zwischen den vorherrschend slawischen Ländern des Ostens und den romanischen des Westens und Südens liegende, im SO. an Deutsch-Österreich und im N. an das stammverwandte skandinavische Dänemark grenzende Land.

Übersicht des Inhalts:

I. Lage, Grenzen, Areal S. 800

II. Bodengestaltung:

Geologisches 801

Gebirgssysteme 801

III. Gewässer:

Meere 805

Flüsse 806

Landseen 807

Kanäle 807

Sümpfe, Moore etc. 807

Mineralquellen 807

Seebäder 807

IV. Klima, Vegetation, Tierwelt: 808

V. Bevölkerung:

Wachstum seit 1816 809

Auswanderung 810

Dichtigkeit, Geschlecht etc. 812

Bewegung 812

Wohnplätze. Städte 813

Berufszweige 813

Sprache u. Volksstämme 814

Nichtdeutsche Bevölker. 816

Konfessionen 817

Kirchenwesen 818

Bildungsanstalten etc. 819

VI. Landwirtschaft etc.:

Ackerbau 820

Gartenbau, Weinbau etc. 822

Viehzucht 823

Fischerei. Waldkultur. 824

VII. Industrie:

Bergbau und verwandte Industrien 824

Chemische Industrie etc. 829

Textilindustrie u. a. 830

VIII. Handel u. Verkehr:

Zollgebiet 832

Ein- und Ausfuhr 832

Schiffahrt 833

Eisenbahnen 834

Post und Telegraphie 834

Geld- und Kreditwesen 835

IX. Staatswesen:

Reichsverfassung u. Verwaltung 835

Rechtspflege 839

Reichsfinanzen 840

Heerwesen 843

Marine 845

Geogr. Litteratur 846

Geschichte 847

I. Lage, Grenzen, Areal.

(Hierzu die politische Übersichtskarte "Deutsches Reich".)

Das Deutsche Reich ist durch Verträge zwischen dem ehemaligen Norddeutschen Bund und den süddeutschen Staaten (Dezember 1870) und durch Erwerbung der Länder Elsaß und Deutsch-Lothringen im Frieden zu Frankfurt (10. Mai 1871) gebildet und umfaßt alle Länder des ehemaligen Deutschen Bundes, mit

^[Tabelle]

Areal und Bevölkerung des Deutschen Reichs.

Staaten QKil. QMeil. Einw. 1880 auf 1 qkm

Königreich Preußen 348258 6320,97 27279111 78

" Bayern 75860 1377,78 5284778 70

" Sachsen 14993 271,83 2972805 198

" Württemberg 19504 354,29 1971118 101

Großherz. Baden 15081 278,06 1570254 104

" Hessen 7682 139,41 936340 122

" Mecklb.-Schwerin 13304 241,65 577055 43

" Sachsen-Weimar 3593 66,03 309577 86

" Mecklb.-Strelitz 2929 49,49 100269 34

" Oldenburg 6420 116,22 337478 53

Herzogt. Braunschweig 3690 67,02 349367 91

" Sachs.-Meiningen 2468 44,83 207075 84

" Sachsen-Altenburg 1324 24,00 155036 117

" S.-Koburg-Gotha 1968 35,74 194716 99

" Anhalt 2347 42,18 232592 99

Fürstent. Schwarzburg-Rudolstadt 940 17,11 80296 85

" Schw.-Sondersh. 862 15,66 71107 82

" Waldeck 1121 20,36 56522 50

" Reuß ä. L. 316 5,80 50782 161

" Reuß j. L. 826 15,10 101330 124

" Schaumburg-Lippe 340 8,05 35374 104

" Lippe 1222 22,19 120246 98

Freie Stadt Lübeck 298 5,21 63571 -

" Bremen 255 4,66 156723 -

" Hamburg 410 7,44 453869 -

Elsaß-Lothringen 14508 263,19 1566670 108

Das deutsche Reich: 540519 9816,39 45234061 84

^[Leerzeile]

Ausnahme von Österreich, Luxemburg, Limburg und Liechtenstein, jedoch mit Einschluß der preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen, Posen und Schleswig und des Reichslandes Elsaß-Lothringen (s. vorstehende Tabelle). Es reicht vom westlichsten Punkte der preußischen Rheinprovinz beim Dorf Isenbruch im Regierungsbezirk Aachen, unter 5° 52', bis zum östlichen Ende der Provinz Ostpreußen beim Dorf Schilleningken, unweit Schirwindt an der Scheschuppe, unter 22° 53' östl. L. v. Gr., und vom südlichsten Punkt am Ursprung der Stillach, eines Quellflusses der Iller, in den Algäuer Alpen, unter 47° 16; bis zum nördlichsten beim Dorf Nimmersatt nördlich von Memel, unter 55° 54' nördl. Br. Der Mittagsunterschied des östlichsten u. westlichsten Punktes beträgt 1 Stunde 8 Minuten, die Dauer des längsten Tags für den nördlichsten Punkt 17 St. 19 Min., für den südlichsten 15 St. 45 Min. Die Entfernung von Tilsit bis Metz beträgt 1305, von Hadersleben bis Kempten 860, von Swinemünde bis Bautzen 315 und von Trier bis Wunsiedel 400 km. Im N. grenzt D. an die Nordsee, Dänemark und die Ostsee; im O. an Rußland, Polen und Galizien; im S. an Österreich von der Weichsel bis an den Bodensee und an die Schweiz; im W. an Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande.

In den Größenzahlen der obigen Tabelle sind nicht gerechnet die Wasserflächen der Haffe und Küstengewässer, die besonders in den Provinzen Ost- und Westpreußen und Pommern bedeutend sind und ohne die Küstengewässer Schleswig-Holsteins und Hannovers, deren Areal nicht bekannt ist, 4154 qkm betragen, sowie der Anteil Deutschlands am Bodensee (309 qkm oder 5,6 QM.). Vor 1866 umfaßten die Staaten des Deutschen Bundes 630,098 qkm (11,444 QM.). Gegenwärtig nimmt das Deutsche Reich unter den Staaten Europas nach seinem Flächeninhalt die vierte, nach der Zahl seiner Bevölkerung die zweite Stelle ein, da es an Einwohnerzahl nur Rußland, an Umfang außer diesem nur Schweden-Norwegen und Österreich-Ungarn nachsteht.