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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dimorphismus der Blüten; Dimotika; Dimotion; Dimovieren; Dinadschpur; Dinan; Dinanderie; Dinant

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Dimorphismus der Blüten - Dinant.

Aragonit aber, welcher wie der Kalkspat aus kohlensaurem Kalk besteht, kristallisiert in Formen des rhombischen Systems, und deshalb ist der kohlensaure Kalk dimorph. Andre dimorphe Substanzen sind z. B. Kohlenstoff, Schwefel, Quecksilberjodid, schwefelsaures Nickeloxyd, schwefelsaures Zinkoxyd, schwefelsaure Magnesia, Zweifach-Schwefeleisen, Schwefelkupfer, Kupferoxydul, Granat (und Vesuvian). Titansäure ist trimorph, sie findet sich als rhombischer Brookit, als Rutil und Anatas, deren Formen zwar beide quadratisch, aber nach kristallographischen Gesetzen nicht aufeinander beziehbar sind. Dimorphe Körper zeigen in beiden Formen gewöhnlich abweichende physikalische und chemische Eigenschaften: verschiedene Farbe, Dichtigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien etc. Die Entstehung der einen oder der andern Kristallform dimorpher Substanzen hängt wesentlich von der Wärme ab: geschmolzener Schwefel erstarrt monoklinometrisch, kristallisiert aber aus Lösungen bei gewöhnlicher Temperatur rhombisch; eine Lösung von kohlensaurem Kalk gibt bei 100° Aragonit, bei gewöhnlicher Temperatur Kalkspat etc. Aber auch Beimischungen fremder Körper bestimmen die Entstehung der einen oder der andern Form. Arsenige Säure kristallisiert aus saurer oder neutraler Lösung in Oktaedern, aus alkalischer in rhombischen Formen. Kohlensaurer Strontian bedingt in Lösungen von kohlensaurem Kalk die Entstehung von Aragonit. Die einzelnen Formen dimorpher Substanzen scheinen vorzugsweise bestimmten Temperaturgrenzen zu entsprechen und gehen durch Wärmewirkung ineinander über. Monoklinometrischer Schwefel wird bei gewöhnlicher Temperatur undurchsichtig und verwandelt sich in ein Aggregat rhombischer Kristalle. Aragonit zerfällt beim Erhitzen in Kalkspatkristalle. Diese Umwandlung wird beschleunigt durch Erschütterung, Berührung, Licht und erfolgt auch durch den Einfluß andrer Körper (monoklinometrischer Schwefel wird augenblicklich rhombisch, wenn er mit gesättigter Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff in Berührung gebracht wird). Bei dem Übergang der einen Form in die andre beobachtet man gewöhnlich lebhafte Wärmeentwickelung, die um so bemerkbarer ist, je plötzlicher die Umänderung stattfindet; manchmal wird dagegen auch Wärme gebunden.

In der Zoologie bezeichnet D. die Zwiegestalt der Individuen einer und derselben Tierart. Am allgemeinsten verbreitet ist der D. der Geschlechter und erreicht häufig einen sehr bedeutenden Grad. Meistenteils haben hierbei die Weibchen die jugendliche Gestalt besser beibehalten als die Männchen, doch findet bei parasitisch lebenden Tieren oft das Gegenteil statt, wie z. B. nicht selten das Weibchen zu einem festgewachsenen, unförmlichen Sack wird, indes das Männchen mit Hilfe seiner Gliedmaßen frei umherschwärmt. Auch kommt es bei Krebsen und Würmern vor, daß ein oder mehrere Männchen als Schmarotzer auf oder in dem alsdann viel größern Weibchen hausen. - Eine andre Art des D. hat innerhalb desselben Geschlechts statt. So gibt es bei einigen Schmetterlingen und Käfern zweierlei durch Größe, Gestalt und Farbe verschiedene Weibchen, bei einigen Krebsen zweierlei Männchen. Auch existiert D. bei Larven von Insekten, z. B. bei Schmetterlingsraupen. - Bei dem Saisondimorphismus treten beide Geschlechter je nach Klima und Jahreszeit in wechselnder Gestalt auf, so daß eine Winter- und Sommerform, auch wohl noch eine dritte Form unterschieden werden kann, die man früher für eigne Arten angesehen hat. Endlich kommt D. auch noch, mit Heterogonie (s. d.) verbunden, bei Blattläusen und Verwandten vor, wo die parthenogenetisch sich fortpflanzenden Weibchen eine andre Gestalt besitzen als die normalen. Vgl. Polymorphismus.

Dimorphismus der Blüten, s. Blütenbestäubung.

Dimotika, s. Demetoka.

Dimotion (lat.), Fortschaffung, Entfernung.

Dimovieren (lat.), fortschaffen, entfernen.

Dinadschpur, ein Distrikt der britisch-ostind. Präsidentschaft Bengalen von 10,663 qkm (194 QM.) mit (1881) 1,514,346 Einw., die zu einem Drittel aus halbhinduisierten Aboriginern, im übrigen aus Muselmanen (53 Proz.) und Hindu bestehen. Das Klima ist sehr ungesund, der Distrikt berüchtigt wegen der verderblichen Fieberluft. Der Hauptort gleichen Namens zählt nur 12,560 Einw. Die Bengal-Nordbahn durchschneidet D.

Dinan (spr. -nāng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Côtes du Nord, links an der Rance, über welche ein prächtiger Viadukt von 250 m Länge und 40 m Höhe mit zehn Bogen führt, am Kanal, welcher die Ille mit der Rance verbindet, und an einem Zweig der Westbahn. Auf einem kegelförmigen Hügel stehen die Überreste eines alten Schlosses der Herzöge von Bretagne. Der Platz Bertrand du Guesclins, auf welchem dieser 1359 mit dem englischen Ritter Contorbie kämpfte, ist seit 1823 mit einem (schlechten) Standbild des Helden geziert, während sein Herz in der Kirche St.-Sauveur beigesetzt ist. Die Stadt ist noch zum Teil mit Mauern, Türmen und Thoren umgeben, hat mehrere merkwürdige Kirchen (St.-Sauveur, St.-Malo), ein Collège, Fabriken für landwirtschaftliche Instrumente, Leder, Thonwaren etc. und (1881) 9830 Einw. Der Hafen von D. nimmt Schiffe von 150 Ton. auf. Zur Ausfuhr kommen besonders Cerealien, Mehl, Leinwand, Holz etc. 1 km von der Stadt entspringt in einem reizenden Thal eine eisenhaltige Mineralquelle (mit Badeanstalt). D. wird wegen seines milden Klimas, seiner angenehmen Umgebung und des billigen Lebens jetzt von vielen Engländern bewohnt. 11 km entfernt liegt der als Fundort römischer Altertümer interessante Ort Corseul. D. war im Mittelalter Sitz einer Vizegrafschaft, die 1280 an das Herzogtum Bretagne fiel.

Dinanderie (spr. dinangd'rih), nach der belg. Stadt Dinant benanntes Messinggeschirr.

Dinant (spr. -nāng), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Namur, rechts an der Maas und an der Eisenbahn von Namur nach Givet, hat, da sie malerisch zwischen terrassierten steilen Felsen und der Maas eingeklemmt liegt, nur eine einzige schmale Straße, die sich nur einmal zu einem kleinen Marktplatz erweitert. Auf der Höhe über der Maas liegt die Citadelle, 1530 vom Bischof von Lüttich, Eberhard v. d. Mark, erbaut. Die Stadt hat 11 Kirchen (darunter die gotische Liebfrauenkirche aus dem 13. Jahrh., mit 68 m hohem Turm) und (1884) 6773 Einw., welche nicht unbedeutende Industrie (Papier, Leder, Messer, Eisen- und ehemals berühmte Kupferwaren, Hüte, Baumwollwaren) und einigen Handel treiben. In Ruf stehen die Couques de D., eine Art Lebkuchen aus Spelzmehl und Honig. D. hat ein Athenäum, eine höhere Knabenschule und ein Tribunal. Unter den sonderbar gestalteten Felsen der Umgebung zeichnet sich der Roche Bayard aus. - D., eine der ältesten Städte Belgiens, wurde 981 durch Otto III. der Kirche zu Tongern gegeben, 1466 vom Herzog Philipp dem Kühnen von Burgund und 1554