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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dipodina; Dipönos und Skyllis; Dippel; Dippelsöl; Dippoldiswalde; Dipsaceen; Dipsăcus

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Dipodina - Dipsacus.

Man teilt einen Vers dipodisch ab, wenn man ihn nach solchen Doppelfüßen mißt oder liest.

Dipodina (Springmäuse), Familie der Nagetiere (s. d.).

Dipönos und Skyllis, zwei Bildhauer und Bildschnitzer aus Kreta, um 550 v. Chr., angeblich Schüler des Dädalos. Sie hatten sich im Peloponnes (Argos und Sikyon) angesiedelt und sammelten zahlreiche Schüler um sich. Für Sikyon arbeiteten sie die Statuen des Apollo, der Diana, des Herkules und der Minerva. Eine Minerva in Kleonä erwähnt Pausanias; Bilder aus Ebenholz, Kastor und Pollux zu Pferd mit ihren Söhnen und deren Müttern, standen zu Argos im Tempel der Dioskuren.

Dippel, Johann Konrad, Alchimist und Chemiker, geb. 10. Aug. 1673 auf dem Schloß Frankenstein unweit Darmstadt, studierte zu Gießen Theologie, hielt in Straßburg physisch-chiromantische Vorlesungen, mußte aber schuldenhalber entweichen, worauf er nach Darmstadt zurückkehrte und in seiner "Orthodoxia orthodoxorum" zu den Pietisten übertrat. Bald darauf wurde er aber Freigeist und erklärte sich in seinem "Papismus protestantium vapulans" voll bittern Spottes gegen das orthodoxe Kirchentum. Fortan verfolgte ihn der Haß der erbitterten Geistlichkeit sein ganzes Leben hindurch. Im J. 1698 begann er Medizin zu studieren, verfiel aber in alchimistische Träumereien, beschäftigte sich in Berlin 1704 bis 1707 mit der pharmazeutischen Chemie und machte großes Aufsehen mit der Erfindung seines tierischen Öls als eines Universalmittels. Abfälle von der Bereitung dieses Öls, ein Alkali, worüber dasselbe destilliert worden war, führten den Färber Diesbach in Berlin zur Entdeckung des Berliner Blaus. Wir finden D. sodann in Amsterdam als Arzt von großem Ruf, bis ihn seine Schrift "Alea belli muselmanici etc." nötigte, nach Altona zu entfliehen, wo er sich als dänischer Kanzleirat so unklug über die Regierung äußerte, daß er 1719 seiner Würden entsetzt und bis 1726 auf Bornholm gefangen gehalten wurde. 1727 gewann er als Arzt Eingang am schwedischen Hofe, verscherzte sich aber auch diese Stellung durch sein Einmischen in politische Händel und seine theologischen Schriften. Er starb 25. April 1734 auf dem Schloß Wittgenstein, nachdem er die letzten Jahre zum Teil in Berleburg verlebt hatte. Seine Träumereien abgerechnet, war er einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und ein Vorläufer der Aufklärung. Bekämpfte er die kirchlichen Dogmen, so setzte er doch das Wesen der Religion in Liebe und Selbstverleugnung. Seine Schriften, deren Zahl sich auf 70 beläuft, sind aufgeführt in Strieders "Geschichte der hessischen Gelehrten", Bd. 3. Die meisten gab er unter dem Namen Christian Democritus heraus. Eine neue Gesamtausgabe erschien Berleburg 1747, 3 Bde. Vgl. Bender, J. K. D., der Freigeist aus dem Pietismus (Bonn 1882).

Dippelsöl, s. Tieröl.

Dippoldiswalde, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, 355 m ü. M., an der Roten Weißeritz und der Hainsberg-Kipsdorfer Eisenbahn, hat 2 Kirchen, Strohhut- und Pappenfabrikation und (1880) 3321 meist evang. Einwohner. D. ist Sitz einer Amtshauptmannschaft und eines Amtsgerichts. Am Westrand der Stadt steht das nach dem Dreißigjährigen Krieg neugebaute Schloß, in welchem das sogen. Dippoldiswalder Mandat über die Prozeßordnung (1691) entstand. Ein unterirdischer Gang führt nordwärts zu einer Sandsteinklippe in der Heide, wo in einer Höhlung nahe am Einsiedlerbrunnen der Heidenapostel Dippold (Adalbert, Apostel der Preußen) gelebt und einen böhmischen Prinzen getauft haben soll. Jenem Einsiedler soll der Legende nach D. seinen Namen verdanken. Die Stadt ward sehr wahrscheinlich im 10. Jahrh. von böhmischen Bergleuten angelegt, gewann bald durch die nahen Bergwerke Bedeutung und erhielt 1363 Mauern.

Dipsaceen (Kardengewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Aggregaten unter den Sympetalen, Kräuter oder Stauden mit meist gegenständigen Blättern und kopfigen, behüllten Blütenständen. Der Boden des Köpfchens ist entweder nur mit den Blüten oder zugleich auch mit borstigen oder spreublattartigen Deckblättern besetzt; auch ist jede einzelne Blüte mit einem besondern kelchartigen, einblätterigen Hüllchen (Außenkelch) umgeben, welches an der Mündung verengert und am Rand entweder ganz oder in Zähne geteilt ist. Der Fruchtknoten ist unterständig; an seinem obern Ende trägt er den Kelchsaum, der gewöhnlich über dem Fruchtknoten eingeschnürt und am Rand entweder ganz, oder gezahnt, oder in borstenförmige Zipfel zerteilt ist, welche bisweilen federartig gebartet sind. Die dem Kelch eingefügte röhrenförmige Blumenkrone hat einen aus vier oder fünf Abschnitten bestehenden, oft ungleichen Saum und trägt vier im Grunde der Röhre entspringende, mit den Abschnitten des Saums abwechselnde Staubgefäße, von denen die zwei vordern bisweilen kürzer oder antherenlos sind. Das hintere, fünfte Staubgefäß schlägt fehl. Der einfächerige Fruchtknoten enthält eine an der Spitze des Faches hängende, anatrope Samenknospe. Der fadenförmige, einfache Griffel endigt in eine keulenförmige oder zweispaltige Narbe. Die Frucht ist eine trockne, mit dem Kelchsaum gekrönte und von dem Hüllchen umgebene Achene. Diese Familie besteht aus etwa 125 Arten, welche den gemäßigten und wärmern außertropischen Zonen der Alten Welt und dem Kap angehören; s. Dipsacus.

Dipsăcus Tourn. (Kardendistel), Gattung aus der Familie der Dipsaceen, zwei- oder mehrjährige, borstig behaarte oder stachlige Kräuter mit gegenständigen, gesägten oder fiederspaltigen Blättern, gipfelständigen Blütenköpfchen, langen, steifen, borstigen Deckblättern und mit dem Kelchsaum gekrönten, einsamigen Achenen. 36 Arten in Europa, Nordafrika und Asien. D. Fullonum L. (Weberkarde, Walkerdistel, Kardätschendistel, Tuch- oder Rauhkarde), bis 1,8 m hoch, mit sitzenden, sägezähnigen Blättern (die stengelständigen sind breit verwachsen), wagerecht abstehenden, an der Spitze hakenförmig gekrümmten Hüllblättchen, steifen, länglichen, begrannt-haarspitzigen Spreublättchen, die so lang wie die Blumenkrone und zurückgekrümmt sind, und lilafarbigen Blüten, wächst wild in England und in Südeuropa und wird ihrer Blütenköpfe halber als wichtige Handelspflanze in Frankreich, England, Holland, Italien und Süddeutschland, besonders in der Pfalz und in einigen Gegenden Österreichs, auch in Schlesien, der Provinz und dem Königreich Sachsen gebaut. Sie verlangt einen thonigen, bindenden, wasserhaltenden Boden und wird breitwürfig oder besser in Reihen gesäet, vorteilhafter aber auf besondern Pflanzbeeten erzogen und im Sommer wie Runkelrüben in Entfernungen von etwa 60 cm verpflanzt. Die Karde blüht im zweiten Jahr, und die Ernte beginnt gewöhnlich Ende Juli oder Anfang August vor dem völligen Abblühen, dauert aber wegen der ungleichmäßigen Entwickelung der Blütenköpfe oft mehrere Wochen. Ein Hektar liefert durchschnittlich 240,000 Kardenköpfe von allen Größen. Diese dienen zum Aufkratzen und Appre-^[folgende Seite]