Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

1010

Dipsektor - Dirca.

tieren wollener Gewebe. Man bevorzugt die französischen (Rouener, Avignoner) wegen ihres vorzüglich festen Gehäkes, welches sie einer sehr sorgfältigen Kultur und den klimatischen Verhältnissen verdanken. Beim Anbau leidet die Weberkarde durch Frost, Meltau, Regen bei der Ernte und durch ein Aaltierchen (s. d.), welches die Kernfäule verursacht und durch rechtzeitiges Ausbrechen und Verbrennen der kernfaulen Köpfe vertilgt werden kann. D. sylvestris L. (wilde Kardendistel), 1 m hoch, mit am Rand kahlen oder zerstreut-stachligen Blättern und nicht hakig gekrümmten Spreublättchen, wächst auf wüsten Plätzen, Wegrändern etc. Die gegenüberstehenden Blätter bilden durch Verwachsung ihrer Ränder kleine Becken, in welchen sich Regenwasser sammelt (Venuswaschbecken, daher auch der griechische Name "die Durstige"). Aus Drüsen der Blätter schießen von Zeit zu Zeit Protoplasmafäden bis in das Wasser hervor, um aus diesem, wie es scheint, Ammoniak oder andre Pflanzennahrungsstoffe aufzunehmen.

Dipsektor (griech.-lat.), von Wollaston 1817 erfundenes, jetzt wenig benutztes katoptrisches Instrument zur Messung der Depression des Horizonts auf dem Meer sowie zur Bestimmung der Depression der Küsten, mithin auch ihrer Entfernung. Seine Einrichtung ist dem Sextanten ähnlich.

Dipsodisch (griech.), dursterregend; Dipsomanie, anfallsweise, periodische Trunksucht, häufig in einem Anfall von Raserei endigend.

Diptam, Pflanzengattung, s. Dictamnus; kretischer D., s. Origanum.

Diptēren, Insektenordnung, s. Zweiflügler.

Diptĕrocarpus Gärtn. (Zweiflügelnuß), Gattung aus der Familie der Dipterokarpaceen, große Bäume in Ostindien, mit ovalen, ganzrandigen oder buchtig gekerbten Blättern, großen, wohlriechenden Brüten in achselständigen Trauben und holzigen, ovalen, zweiflügeligen, einsamigen Kapseln. Etwa 25 tropisch asiatische Arten. D. laevis Ham. (D. turbinatus Gärtn.), ein hoher Baum mit geradem, dickem Stamm und tiefrissiger Rinde, enthält einen balsamischen Saft in reichlicher Menge, den man gewinnt, indem man am untern Teil des Stammes große Löcher einbohrt und den darunter befindlichen Teil etwas verkohlt. Dieser Balsam ist rotbraun, fluoresziert grünlich, ist etwas dickflüssig, schmeckt bitter, löst sich in Chloroform und ätherischen Ölen, unvollkommen in Alkohol, nicht in Wasser, kommt als Gurjunbalsam (Balsamum Capivi, Wood-oil, Holzöl) in den Handel und wird als äußerliches Heilmittel und als Firnis auch zu Verfälschung des Kopaivabalsams gebraucht. Auf gleiche Weise benutzt man den Balsam von D. alatus Roxb., D. costatus Roxb., D. trinervis Blume, D. incanus Roxb., gleichfalls Riesen unter den südasiatischen Bäumen.

Dipterokarpeen, dikotyle, etwa 110 Arten umfassende, in Ostindien einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Guttiferen unter den Polypetalen, Bäume mit wechselständigen, in der Knospe eingerollten Blättern und zusammengerollten Nebenblättern. Besonders sind sie durch die Flügel ausgezeichnet, welche sich durch Auswachsen des Kelches bei der Fruchtreife bilden. Vgl. A. De Candolle in "Prodromus", Bd. 16. Die Stämme der D. sind reich an balsamischen Säften, manche auch an einem kampferartigen Stearopten, wie vorzüglich die auf Sumatra und Borneo wachsende Dryobalanops Camphora Colebr. Die Samen sind reich an fettem Öl.

Dipterologie (griech.), Lehre von den Dipteren oder Zweiflüglern.

Diptĕros (griech.), ein mit doppelter Säulenreihe umgebener griechischer Tempel. Weiteres s. Tempel und Baukunst, besonders S. 486.

Diptĕryx Schreb. (Coumarouna Aubl., Tonkabaum), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Bäume mit wechsel- oder gegenständigen, unpaarig oder paarig gliederten, lederigen Blättern, violetten oder rosenroten Blüten in terminalen Rispen und ovalen, zusammengedrückten, steinfruchtartigen, einsamigen Hülsen. Acht tropisch amerikanische Arten. D. odorata Willd., ein Baum in den Wäldern von Guayana, liefert in seinen Samen die holländischen Tonka- (Tonga-, Tonko-) Bohnen. Diese riechen stark und angenehm aromatisch, etwas meliloten- oder auch heuartig, schmecken bitter aromatisch und enthalten außer fettem Öl in reichlicher Menge Kumarin (s. d.), welches sich bei alten Samen bisweilen in kleinen, weißen Kristallen ausscheidet. Die Tonkabohnen sind länglich, plattgedrückt, bis 5 cm lang und bis 1 cm breit, glatt, netzrunzelig, fettig anzufühlen, glänzend schwarz oder schwarzbraun. Früher benutzte man sie als Arzneimittel, jetzt fast nur als Parfüm für Schnupftabak, zu Tabaksaucen und auch sonst in der Parfümerie, zur Bereitung der Maitrankessenz und zur Nachahmung der Weichselrohre aus gewöhnlichen Kirschbaumtrieben. Die Eingebornen von Guayana tragen sie wegen des Wohlgeruchs in Ketten um den Hals. Auch Rinde und Holz des Baumes sind wohlriechend. Letzteres kommt unter dem Namen Cumarunu- oder Gaiacholz in den Handel, ist rötlichgelb, feinfaserig und ausnehmend hart, wird aber im grünen Zustand zu sehr von den Würmern angefressen. D. oppositifolia Willd., ein Baum in Cayenne und Brasilien, liefert die kleinern englischen Tonkabohnen, welche aber selten nach Europa kommen. D. oleïfera Benth., an der Moskitoküste, ist ein großer Baum mit sehr schwerem, gelbem Holz und geruchlosen Samen, deren Öl von den Eingebornen als Haaröl benutzt wird.

Diptōton (griech.), in der Grammatik ein Wort mit nur zwei Kasusendungen.

Diptychon (griech.), eine aus zwei zusammengelegten Blättern bestehende Schreibtafel, die ursprünglich aus Holz gefertigt und mit Wachs überzogen war, bis sie der steigende Luxus aus Silber, Gold und Elfenbein verfertigte. Bestanden diese Schreibtafeln aus drei und mehreren Blättern, so nannte man sie Triptycha, Polyptycha etc. Prätoren, Ädilen und Konsuln bedienten sich der Diptychen zu öffentlichen Geschenken, was später nur noch den letztern gestattet wurde. In der alten christlichen Kirche wurden zunächst die Namen der Wohlthäter der Kirche in sie eingetragen und bei dem der Konsekration vorangehenden Gebet vom Diakon vorgelesen, während gegenwärtig der Priester bei dem "Memento Domine etc." im Meßkanon sie nur noch leise nennt oder auch ihrer nur gedenkt oder, die Diptychen auf den Altar niederlegend, in allgemeinen Worten auf sie hindeutet. Nur die griechische und armenische Kirche haben den Gebrauch der vom Diakon zu rentierenden Diptychen bis jetzt beibehalten. Aus den Diptychen gestrichen zu werden, galt als gleichbedeutend mit der Exkommunikation. Nicht selten sind die Diptychen auch mit bildlichen Darstellungen geschmückt, die sie kunstgeschichtlich interessant machen; sie wurden vielfach als Buchdeckel der Ritualbücher benutzt.

Dipus, Springmaus.

Dīpylon (griech.), Doppelthor.

Dirca L. (Lederholz), Gattung aus der Familie der Thymeläaceen, mit der einzigen Art D. pa-^[folgende Seite]