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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dolomít; Dolomitalpen

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Dolomit - Dolomitalpen.

und trat mit dem 18. Jahr seine Prüfungszeit an, verließ aber aus Liebe zu den wissenschaftlichen Studien den Militärstand und bereiste von 1777 bis 1783 fast das ganze südliche Europa. Die Resultate dieser Reisen teilte er in der "Voyage aux Isles de Lipari" (Par. 1783; deutsch von Lichtenberg, Leipz. 1783), in der Schrift "Sur le tremblement de terre de la Calabre" (Rom und Par. 1784; deutsch, Leipz. 1789), den "Mémoires sur les Isles Ponces et catalogue raisonné de l'Etna" (1788; deutsch von Voigt, Leipz. 1789) etc. mit. Nachdem er 1789 und 1790 die Gebirge von Italien, Tirol und Graubünden durchforscht, zog er sich 1791 mit seinen reichen Sammlungen nach seinem Landgut Roche-Guyon zurück. Neue geologische Reisen in Frankreich riefen seine Abhandlungen über den Ursprung des Basalts und über das nach ihm benannte Gestein (s. Dolomit) hervor. Im J. 1796 ward er Ingenieur und Professor bei der neuerrichteten Bergwerksschule. Er begleitete die ägyptische Expedition, schiffte sich im März 1799 wieder nach Europa ein, ward aber zu Tarent kriegsgefangen gehalten, bis ihm der Friede zwischen Frankreich und Neapel seine Freiheit wiedergab. Er erhielt 1801 den Lehrstuhl der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte, starb aber 26. Nov. d. J. in Châteauneuf. Sein letztes Werk: "Sur la philosophie minéralogique", erschien aus seinem Nachlaß (Par. 1802; deutsch, Berl. 1802 und Mainz 1803). Das Tagebuch seiner letzten Reise durch die Schweiz gab Brum-Meergard heraus (deutsch von Karsten, Berl. 1802).

Dolomít (nach dem franz. Mineralogen Dolomieu, Bitterkalk), Name der Mineralien und Gesteine, welche wesentlich aus Calcium-Magnesiumkarbonat bestehen. In den individualisierten Mineralien (Dolomitspat, Rautenspat, Perlspat, Braunspat) ist meistens 1 Molekül Calciumkarbonat mit 1 Molekül Magnesiumkarbonat verbunden (30 Kalk, 22 Magnesia und 48 Kohlensäure); in andern Varietäten ist aber das Verhältnis des Calciumkarbonats zum Magnesiumkarbonat nach den Gesetzen der Isomorphie (s. d.) ein wechselndes; in den Braunspaten tritt noch Eisenkarbonat ebenfalls in wechselndem Prozentsatz hinzu. Die Kristallform ist rhomboedrisch, der Grundform des Kalkspats sehr nahe kommend; die Flächen sind oft sattelförmig gekrümmt. Härte 3,5-4,5, spez. Gew. 2,85-2,95; beides dem Kalkspat sich um so mehr nähernd, je mehr das Calciumkarbonat in der Verbindung vorwiegt. Die schönsten Dolomitkristalle kommen vom St. Gotthard, vom Brenner und Greiner in Tirol, von Traversella in Piemont. Der Braunspat ist namentlich auf den sächsischen Erzgängen ein sehr gewöhnliches Mineral. Nicht selten findet man Pseudomorphosen von D. nach Kalkspat. Im Dolomitgestein ist meist kohlensaures Calcium im Überschuß vorhanden, doch kommen sogen. Normaldolomite (aus 1 Molekül Magnesiumkarbonat und 1 Molekül Calciumkarbonat bestehend) vor, denen die häufigern Varietäten als dolomitische Kalksteine entgegengestellt werden. Man unterscheidet kristallinisch-körnigen, dichten (kryptokristallinischen) und kavernösen, porösen D. (Rauchwacke); der Dolomitsand besteht aus Spaltungsrhomboedern eines zerfallenen Dolomits; der erdige, staubartige D. wird Dolomitasche genannt; selten findet sich bei D. eine oolithische Entwickelung. Wie die Kalksteine und häufig mit ihnen vergesellschaftet findet sich der D. den verschiedenen Formationen eingelagert, in den jüngern seltener als in den ältern. Die Schichtung ist beim D. gewöhnlich undeutlicher als beim Kalkstein, auch enthält er weniger Petrefakten. Zuweilen erscheint er auch in gangartigen Gebirgsgliedern, und namentlich ist der Kalkstein nicht selten in der Nähe eruptiver Silikatgesteine in D. umgewandelt. Hier trifft man dann viele interessante Mineralien im D. eingewachsen; besonders bekannt ist in dieser Beziehung der D. von Campo lungo an der Südseite des St. Gotthard, wo Turmalin, Zinkblende, Realgar etc. in prachtvollen Kristallen gefunden werden. Die Frage nach der Dolomitbildung hat den Geologen zu vielen und lebhaften Diskussionen Veranlassung gegeben, die übrigens noch keineswegs abgeschlossen sind. Nachdem bereits 1779 von Arduino in Italien und zu Anfang dieses Jahrhunderts von Heim in Thüringen die Ansicht ausgesprochen worden war, daß gewisse Dolomite durch eine vulkanische Metamorphose aus Kalkstein entstanden seien, ward dieser Gedanke namentlich durch Leopold v. Buch in eine bestimmte Form gebracht, der seine zunächst für die Dolomite des Fassathals in Südtirol aufgestellte Theorie über die Umwandlung des Kalksteins zu D. infolge von Magnesiadämpfen soviel wie möglich zu verallgemeinern suchte. Wir kennen aber gar keine Magnesiadämpfe in der Natur, und diese vulkanische oder platonische Metamorphose des Kalks ist sonach wissenschaftlich ganz unhaltbar. Wird man die Bildung des Dolomits auf wässerigem Weg im allgemeinen annehmen müssen, so bietet die nähere Erklärung des Ganges die größte Schwierigkeit dar. Die enge Verknüpfung des Kalks mit D. durch Wechsellagerung macht den direkten Absatz auch für D. wahrscheinlich, während experimentell sich die Bildung nur bei sehr erhöhter Temperatur nachweisen läßt. Ebenso stößt die Annahme von Zufuhr kohlensaurer Magnesia zu Kalksteinen oder die Auslaugung des kohlensauren Kalks aus solchen Gesteinen, die etwas kohlensaure Magnesia enthalten, auf Widersprüche, sei es experimenteller Art, sei es im Hinblick auf die natürlichen Lagerungsverhältnisse des Dolomits. - Der Verwitterung widersteht der D. hartnäckig und bildet zum Teil großartige Felspartien, so in der Schwäbischen Alb, in der Fränkischen Schweiz, besonders aber im Fassathal und Ampezzothal Tirols (s. Dolomitalpen). Eine andre charakteristische Erscheinung, namentlich an das gemeinschaftliche Vorkommen von D. und Kalk geknüpft, ist die Höhlenbildung (die Dechenhöhle im westfälischen, die Baumannshöhle im Harzer Devon, die Altensteiner Höhle im Zechstein Thüringens, die Höhlen von Muggendorf, Rabenstein etc. im Fränkischen, die Nebelhöhle, die Falkensteiner etc. im Schwäbischen Jura). - Weißen kristallinischen D. haben die Alten als Statuenmarmor verwendet; derber, fester D. gibt einen guten Baustein; auch kann man den D. zur Verbesserung des Bodens benutzen, und die reinen Sorten verarbeitet man auf Bittersalz. Brennt man D. so, daß nur die Bittererde, nicht aber der Kalk die Kohlensäure abgibt, d. h. bei einer unter der dunkeln Rotglut liegenden Temperatur von 300-400; so besitzt das Produkt hydraulische Eigenschaften und erhärtet unter Wasser sehr rasch zu einer außerordentlich festen Masse. Erhitzt man stärker, so daß auch Ätzkalk in erheblicher Menge entsteht, dann quillt das Produkt beim Behandeln mit Wasser auf und zerfällt. Ist aber der D. zugleich thonhaltig, so wird er beim Brennen in hoher Temperatur zu gewöhnlichem hydraulischen Kalk. Vgl. Mojsisovics, Die Dolomitenrisse von Südtirol und Venetien (Wien 1878).

Dolomitalpen, neuerdings üblich gewordene Bezeichnung für die Gruppe der Ostalpen, welche im N. von der Drau, im O. von Rienz und Piave, im S.