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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dominicale; Dominicum; Dominieren; Dominikalsteuer; Dominikaner

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Dominicale - Dominikaner.

tiefen Schluchten durchzogen und fast bis auf die Gipfel bewaldet. Heiße Schwefelquellen kommen an mehreren Orten vor, doch wird der Schwefel nicht ausgebeutet, und Gleiches gilt von Gold, Silber und andern Mineralschätzen. Die Westküste ist teilweise flach und von zahlreichen Buchten eingeschnitten; die Südküste ist steil, ebenso die Ost- und Westküsten, welche durch Korallenriffe unzugänglich gemacht werden. Das Klima an der Küste ist schwül (Jahrestemperatur von Roseau 31,6° C.), in den Bergen dagegen kühl. Regen fällt fast in jedem Monat (jährlich 2113 mm). Die Vegetation ist ungemein üppig; Gummibäume, Kohlpalmen und andre Nutzhölzer bilden dichte Waldungen. Der Fischfang ist ergiebig. D. hat (1881) 28,211 Einw., meist Katholiken. Man baut namentlich Zucker, Kakao, Kaffee und Baumwolle. Die Kaffeekultur ist indes seit 1832 infolge der von einem Insekt angerichteten Verwüstungen wesentlich zurückgegangen. Die Ausfuhr belief sich 1883 auf 63,284 Pfd. Sterl., die Einfuhr auf 71,330 Pfd. Sterl. Eingangs- wie Ausfuhrzölle werden erhoben. Die Insel steht unter einem Gouverneur mit Gesetzgebender Versammlung, deren 14 Mitglieder zur Hälfte gewählt werden, und gehört zur Konföderation der Leewardinseln (s. d.). Die Einkünfte betrugen 21,172 Pfd. Sterl., die Ausgaben 22,901, die Kolonialschuld 11,900 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Roseau mit befestigtem Hafen und 5000 Einw. - D. ward von Kolumbus 3. Nov. 1493, einem Sonntag, entdeckt und nach dem Tag des Herrn benannt. In der Folge war der Besitz der Insel lange Zeit zwischen England und Frankreich streitig. Die Franzosen besetzten sie im 17. Jahrh. und behaupteten sich in ihrem Besitz bis 1759, wo die Engländer sie eroberten, welche auch der Friede von Paris 1763 als Herren der Insel anerkannte. Im nordamerikanischen Freiheitskrieg eroberten sie 1781 die Franzosen von neuem, mußten sie aber 1783 den Engländern zurückgeben, denen sie nochmals im Frieden von 1814 zugesichert ward. S. Karte "Antillen".

Dominicale (lat.), Abendmahlstuch, welches den Kommunizierenden von besonders dazu bestellten Ministranten beim Genuß des Sakraments vorgehalten wurde; dann auch Abschnitt aus der Heiligen Schrift, der am Sonntag in der Kirche zu verlesen ist.

Dominicum (lat.), das Kirchenvermögen, der Schatz der Kirche; auch die Kirche selbst; dann die Abendmahlsfeier oder Messe.

Dominieren (lat.), herrschen, beherrschen.

Dominikalsteuer, s. Grundgefällsteuer.

Dominikaner, ein 1215 vom heil. Dominikus (s. d.) gestifteter und 22. Dez. 1216 vom Papst Honorius III. bestätigter Mönchsorden. Die Fehden gegen die Albigenser gaben jenem frommen Chorherrn Anlaß, einen Orden zur Bekehrung der Ketzer zu gründen, welchem er die Regeln Augustins und namentlich der Prämonstratenser auferlegte. Die Bekehrungsversuche der einzelnen Mitglieder desselben durch das ganze katholische Europa hatten bald eine allgemeine Verbreitung dieses Ordens zur Folge; so entstanden z. B. die Klöster in Paris (hier, weil ihr erstes Kloster in der Jakobsstraße entstand, Jacobins genannt), zu Metz, Venedig, Bologna und Rom, wo der Ordensgeneral residierte. Auf dem ersten, 1220 zu Bologna versammelten Generalkapitel, wo der Orden vom Papste den Titel Fratres Praedicatores (Predigermönche) erhielt, wurde zu den frühern Artikeln noch das freilich nicht lange gehaltene Gebot hinzugefügt, daß der Orden nie Grundeigentum und feste Einkünfte besitzen, sondern lediglich von Almosen leben, also ein Bettelorden sein sollte, wie der dabei als Muster vorschwebende Orden der Franziskaner. Im Gegensatz zu diesem sahen es übrigens die D. stets vorzugsweise auf die Lehre, ihre Verteidigung durch Wissenschaft, Zensur und durch die ihre Macht wesentlich begründende, ihnen von Gregor IX. 1232 übertragene Inquisition ab und breiteten auf diese Weise ihre Herrschaft über Italien, Deutschland, Polen, Frankreich, Spanien, Portugal, später sogar über Ostindien und Amerika aus, überall als treue und bissige "Hunde des Herrn" (domini canes) gefürchtet und respektiert. In Italien zogen sie auch die Malerei zur Ausbreitung ihrer Lehren, namentlich der Dogmen des Thomas von Aquino, in ihren Dienst, wofür unter anderm die Fresken in Santa Maria Novella in Florenz und der Triumph des Todes im Campo santo zu Pisa (14. Jahrh.) Zeugnis ablegen, welche in großartigen Kompositionen den ganzen Lehrbegriff des Thomas von Aquino symbolisieren. Nachdem sie 1425 die Erlaubnis erhalten hatten, Schenkungen anzunehmen, gaben sie das Betteln auf und beschäftigten sich, im Genuß reicher Pfründen, mit der theologischen Wissenschaft und mit Politik. Aus der großen Zahl namhafter Männer, die den Dominikanern angehörten, nennen wir Thomas von Aquino, Albert d. Gr., Meister Ekkard, Raimund de Pennaforte, Johann Tauler, Heinrich Suso, Savonarola, Las Casas, Vinzenz Ferrerius, Vinzenz von Beauvais. In seiner glänzendsten Periode zählte der Orden über 150,000 Mitglieder in 45 Provinzen, darunter 11 außer Europa, und in 12 Kongregationen unter eignen Generalvikaren. Ihre Rivalen waren seit Entstehung des Ordens die Franziskaner, und die heftigsten Streitigkeiten zwischen beiden Orden über die Frage, ob Christus Güter besessen, was die Franziskaner bestritten, sowie über die immaculata conceptio, deren Gegner die D. waren, setzten sich in den Kämpfen zwischen Thomisten und Skotisten bis auf spätere Zeiten fort. Durch die Jesuiten wurden D. wie Franziskaner nach und nach aus den Schulen und von den Höfen verdrängt und beschränkten sich nun wieder auf ihren ursprünglichen Beruf; sie unternahmen Missionen in Amerika und Ostindien. Aber besonders seit der französischen Revolution ging es rasch abwärts mit dem Orden, und der Fall der Inquisition brach auch seine Macht. Sogar in Ostindien und Südamerika nimmt er jetzt ab. In Frankreich brachte Lacordaire (s. d.) ihn zu vorübergehendem Aufleben, zerfiel aber mit dem Ordensgeneral Jandel (gest. 1872), welcher den Dominikanerorden ganz in das jesuitische Lager übergeführt hat. 1880 wurden während des Klostersturms in Frankreich 294 D. aus dem Land verwiesen.

Die Verfassung des Dominikanerordens ist übrigens streng monarchisch. Alle Kongregationen und Provinzen stehen unter einem Generalvikar, dessen Residenz Rom ist. Die 1220 zu Bologna bestimmte Ordenskleidung der D. besteht in einem weißen Rock und Skapulier, woran das Käppchen befestigt ist, und einem schwarzen Mantel mit spitzer Kapuze. Die Tertiarier der D., welche zur Zeit der Inquisition ihre Befehle exekutierten, bildeten seit 1234 den dritten Orden der D. unter dem Namen des Ordens der Buße des heil. Dominikus. Sie legten kein Gelübde ab, blieben auch in ihren häuslichen Verhältnissen.

Die schon 1206 von Dominikus gestifteten Dominikanerinnen tragen weiße Kleidung mit schwarzem Mantel und Schleier. Sie zählen jetzt nur noch wenige Klöster in Italien, Frankreich, Belgien, Un-^[folgende Seite]