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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Donauried; Donaustauf; Donauwörth; Don Benito; Don Carlos; Doncaster; Donchery

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Donauried - Donchery.

Donauried, mooriger, meist mit Riedgras bedeckter Landstrich, der sich unterhalb Ulm vorzüglich in Bayern, dann auch in Württemberg, links bis Gundelfingen, rechts bis zum Lech, 65 km lang und bis 8 km breit, erstreckt. Die Donau, zuerst von Nersingen über Günzburg bis Offingen längs des südlichen, hernach von Lauingen abwärts längs des nördlichen Randes fließend, durchschneidet das D. etwa in der Mitte zwischen Offingen und Lauingen von S. nach N. Besonders moorig sind die Striche im N. von Günzburg auf der linken und abwärts von Dillingen auf der rechten Donauseite. Mit der Bezeichnung D. belegt man auch die geringern Thalweitungen der Donau oberhalb Ulm in Württemberg, die eine ähnliche Beschaffenheit wie das große D. in Bayern haben, wiewohl sie nicht ganz so versumpft sind. Hierher gehören das Gögglinger Ried, das längs der Westernach und Riß weit nach S. in die Hügellandschaft der Donauebene eingreift, das kleine Ried von Rottenacker, unterhalb Munderkingen, und das Riedlinger Ried, das sich von Riedlingen aufwärts bis Scheer ausdehnt.

Donaustauf (Thumstauf), Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Stadtamhof, in herrlicher Lage am Fuß des Bayrischen Waldes, links an der Donau, zwischen Regensburg und Wörth, Hauptort einer Herrschaft des Fürsten von Thurn und Taxis, hat 2 Kirchen, ein schönes Sommerschloß des Fürsten mit einem großartigen Garten, ein Spital, etwas Weinbau und (1880) 1060 kath. Einwohner. Über dem Ort auf steilem Felsen die Ruinen des alten Bergschlosses Staus, das schon 1130 vorhanden war, von Albert d. Gr., Bischof von Regensburg, 1260-1262 bewohnt, mehrmals belagert und eingenommen und 11. Febr. 1634 durch Bernhard von Weimar gesprengt wurde. - D. war sonst eine freie Reichsherrschaft; mit Regensburg kam es 1803 an den Fürst Primas v. Dalberg, nach dem Wiener Frieden 1809 an Bayern und 1812 unter bayrischer Hoheit an den Fürsten von Thurn und Taxis. Auf dem nahen Breuberg die vom König Ludwig I. von Bayern gegründete Walhalla (s. d.).

Donauwörth, unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, am Einfluß der Wörnitz in die Donau und am Fuß des Schellenbergs, Knotenpunkt der Bayrischen Staatsbahnen (Eisenbahnlinien nach Augsburg, Ulm, Nürnberg und Regensburg), ist altertümlich gebaut, hat aber schöne Straßen, 5 katholische und eine prot. Kirche, eine ehemalige Benediktinerabtei (Heiligkreuz) mit Kirche, hohem Turm und großer Glocke, jetzt in ein Schloß umgewandelt, das dem Fürsten von Öttingen-Wallerstein gehört und die Anstalt des Verlags katholischer Zeitschriften (Cassianeum) und Buchdruckerei enthält, ein gotisches Rathaus, ein schönes sogen. Tanzhaus, ebenfalls im gotischen Stil (neuerdings restauriert, auch für Theater und Schulen benutzt), 2 Institute der Barmherzigen Schwestern, eine Lateinschule und (1880) 3857 Einw., darunter 398 Protestanten. Hübsche Anlagen umgeben die Stadt. In der Nebenkapelle der prachtvollen Klosterkirche befindet sich der Sarkophag Marias von Brabant, der Gemahlin des Herzogs Ludwig von Bayern. Die Erwerbszweige der Bewohner bilden zunächst Obst-, Getreide-, Flachs-, Hanfbau, Bierbrauerei, Pechfabrikation, in der Nähe große Leinenfabrik und Spinnerei; der Monatsviehmarkt ist einer der größten Bayerns (Jahresumsatz 2 Mill. Mk.). D. ist Sitz eines Bezirksamts (im ehemaligen "Fuggerhaus"), eines Amtsgerichts und eines Forstamts. - D. hat seinen Namen von der jetzt in Trümmern liegenden Burg Wörth (Veridi), die, um 900 vom Grafen Hugbald I. von Dillingen erbaut, von seinem Urenkel Mangold Mangoldstein genannt wurde. Nachdem Mangolds Nachkommen 1191 ausgestorben waren, fiel D. an die Hohenstaufen. Konradin verpfändete es 1266 und Karl IV. den unter Albrecht I. zur Reichsstadt erhobenen Ort 1376 an Bayern. Herzog Ludwig der jüngere verzichtete 1434 auf die Pfandschaft. Die Stadt wurde wieder reichsunmittelbar und nahm im 16. Jahrh. die Reformation an. Hier war es, wo Herzog Ludwig der Strenge in grundloser Eifersucht seine Gemahlin Maria von Brabant enthaupten ließ (1256), woran das 1834 von den Bewohnern Donauwörths auf den Trümmern der Burg errichtete Kreuz und die am Mangoldsfelsen angebrachte Gedenktafel erinnern. Wegen Störung einer katholischen Prozession 1606 wurde die Stadt von Kaiser Rudolf II. im August 1607 in die Reichsacht erklärt und die Ausführung derselben dem Herzog Maximilian von Bayern übertragen, der die Stadt 17. Dez. 1607 besetzte. D. blieb fortan bei Bayern. Zugleich hatten die Protestanten alle Kirchen räumen müssen, und erst 30. Dez. 1860 ist für die neuerstandene protestantische Gemeinde der erste protestantische Gottesdienst in D. wieder gehalten worden. Im Dreißigjährigen Krieg ward D. 1632 von den Schweden unter Gustav Adolf gestürmt, 1634 wieder von den Bayern genommen. Im spanischen Erbfolgekrieg wurden die Bayern und Franzosen 2. Juli 1704 auf dem nahe gelegenen Schellenberg (gegenwärtig mit schönen Anlagen und Aussicht auf das Donauthal) durch die Kaiserlichen unter dem Prinzen Ludwig von Baden und dem Herzog Marlborough völlig besiegt, worauf D. 1705 von Kaiser Joseph I. wieder zur Reichsstadt erklärt und 1710 in das reichsstädtische Kollegium aufgenommen wurde. Frankreich setzte jedoch im Frieden von Baden 1714 die Wiederabtretung der Stadt an Bayern durch, und der schwäbische Kreis verzichtete endlich 1782 in einem Vergleich förmlich auf seine oft erneuerten Ansprüche auf diese Stadt. Am 6. Okt. 1805 fand bei D. ein Gefecht zwischen den Franzosen unter Soult und den Österreichern unter Mack statt, infolge dessen sich die letztern über die Donau zurückziehen mußten. Vgl. Stieve, Der Ursprung des Dreißigjährigen Kriegs; 1. Buch: Der Kampf um D. (Münch. 1875).

Don Benito, Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz, links am Guadiana und an der Eisenbahn von Madrid nach Lissabon, in getreide- und obstreicher Gegend, mit (1878) 14,692 Einw.

Don Carlos, s. Karl.

Doncaster (spr. dönnkästr, bei den Alten Danum), alte Stadt in Yorkshire (England), am schiffbaren Don, inmitten einer fruchtbaren Gegend, hat eine seit 1855 von G. Scott erbaute prächtige Hauptkirche, Werkstätten, in welchen Lokomotiven und Eisenbahnwagen gebaut werden, und (1881) 21,130 Einw. Berühmt ist D. wegen seiner großen Korn-, Woll- und Pferdemärkte sowie wegen seiner Wettrennen (St. Leger), die alljährlich im September stattfinden. Im SW., 8 km entfernt, liegt das großartige Conisborough Castle aus der Zeit der Normannen.

Donchery (spr. dóngscheri), Städtchen im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Sedan, an der Maas und der Ostbahn, 5 km westlich von der Festung Sedan, mit (1876) 1685 Einw., Fabrikation von Ambossen und Tuch. Am Tag nach der Schlacht bei Sedan, 2. Sept. 1870, fand dicht bei D., in dem Haus eines Webers, die denkwürdige Zusammenkunft des Kaisers Napoleon mit Bismarck statt, welcher noch an