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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dunfermline; Dung; Dunganen; Dungannon; Dungarvan; Dungeneß; Dünger

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Dunfermline - Dünger.

Dunfermline (spr. donférmlin oderdomferlin), alte Stadt in der schott. Grafschaft Fife, auf einer Anhöhe gelegen, mit den Ruinen eines Palastes (in welchem Karl I. geboren wurde und Karl II. 1650 den Covenant unterschrieb), einer großartigen, 1075 gestifteten Benediktinerabtei (mit Grabstätte von Robert Bruce) und (1881) 17,084 Einw. D. ist einer der Hauptsitze der britischen Leinenindustrie und liefert namentlich feines Tischzeug. In der Umgebung Kohlengruben und Eisenwerke.

Dunfermline, Baron von, s. Abercromby.

Dung, s. v. w. Dünger.

Dunganen, die türkisch-tatar. Bewohner des nordwestlichen China und der Dsungarei, deren Zahl nach den neuesten Ermittelungen 3-4 Mill. kaum überschreiten dürfte, während man sie früher viel höher angenommen hatte. Ihre Abstammung von den noch immer nicht ganz enträtselten Uiguren (s. d.) wird behauptet, jedoch auch widerstritten; ihre Religion ist ein nur in Äußerlichkeiten bestehender Islam. Nicht nur Religionsverschiedenheit, auch ihre Erscheinung und ihre Sitten trennen sie von den Chinesen, gegen deren Bedrückung sie sich 1861 während des Taipingaufstandes erhoben und ohne gemeinsamen Führer, zersplittert kämpfend, das chinesische Joch abzuschütteln suchten. Zuerst in Kutschân ausbrechend, verbreitete sich der Aufstand schnell; die chinesischen Garnisonen in Karaschar, Togsun, Kunja-Urgentsch, Jarkand wurden vernichtet, so daß Ende 1863 die Chinesen nur noch die Citadelle von Kaschgar und Jarkand und Jangi Hissar besetzt hielten. Als Jakub Beg 1864 in Kaschgarien erschien und eine Stadt nach der andern seiner Herrschaft unterwarf, schlossen die D. mit ihm einen Vertrag, den sie indes selbst nicht hielten. In Kämpfen mit ihm 1869-70 verloren sie die Städte Kunja Turfan und Uruntschi, 1872 auch Manaß. Nach seinem Tod ergriffen die Chinesen kräftigere Maßregeln. Zwar erlitt der chinesische General Tsotsuntan 1872 eine so bedeutende Niederlage, daß ganz Nordchina vor den D. zitterte; seit 1876 aber wandte sich das Glück, und im Frühjahr 1877 war der Aufstand unterdrückt und die chinesische Herrschaft in Ostturkistan wiederhergestellt. Vgl. Wassiljew, Die mohammedanische Bewegung in China (Petersb. 1867, russisch); Prschewalskij, Reisen in der Mongolei etc., Bd. 1 (deutsch, Jena 1877).

Dungannon (spr. donngénnen), Stadt in der irischen Grafschaft Tyrone, etwa 6 km vom Lough Neagh, am Abhang eines Hügels gebaut, mit (1881) 4084 Einw., hat eine lateinische Schule, Fabrikation von Leinwand, Garn, Thonwaren und feuerfesten Backsteinen. D. war einst Residenz der O'Neills, Könige von Ulster. In der Nähe sind Kohlengruben.

Dungarvan (spr. donngarwn), Seestadt in der irischen Grafschaft Waterford, an seichter Bai, mit (1881) 6306 Einw. und einigem Küstenhandel.

Dungeneß (spr. dondscheneß), Vorgebirge an der Südküste Englands, am Pas de Calais, gegenüber von Boulogne sur Mer, mit Leuchtturm, unter 50° 54' 47'' nördl. Br. und 58' 18'' östl. L. v. Gr.

Dünger, alle Substanzen, mittels deren den Pflanzen Nahrung zugeführt wird oder das Wachstum derselben bei direkter Zufuhr gesteigert werden kann. Jeder D. muß also alle oder doch einzelne der als Pflanzennahrung bekannten Elemente enthalten und diese in einer zum Übergang in die Pflanze geeigneten Form besitzen, resp. allmählich erlangen können oder wenigstens indirekt zur Steigerung des Pflanzenwachstums beitragen. Da die Pflanze nur flüssige oder gasförmige Stoffe aufnehmen kann, so muß jeder D. in lösliche oder gasförmige Stoffe zerfallen können oder schon in solcher Form gegeben sein. Ohne Zuthun des Menschen erhält die Pflanze Nahrung auf dem Weg der natürlichen Düngung in Form von Meteor-, Quell- und Bodenwasser, von Kohlensäure, Ammoniak und Salpetersäure in Luft, Wasser und Boden, von verwesenden Pflanzen- und Tierresten, von Exkrementen der Tiere und von verwitterten Mineralfragmenten, welch letztere durch Staub und Wasser zugeführt werden. Da, wo die Pflanzen auch nach vollkommener Ausbildung an Ort und Stelle verbleiben, also verwesen, wird der Boden stets reicher an Pflanzennährstoffen, wenn er nicht durch Wasser ausgelaugt oder abgeschwemmt wird; wo man aber vom Boden Ernten nimmt und nachhaltig gesteigerte Ertrage haben will, muß die künstliche Düngung die in der Ernte entführten Bodenbestandteile wieder ersetzen, resp. vermehren und außerdem die natürliche Düngung wirksamer machen, d. h. auf die vermehrte Aneignung des von der Natur gebotenen Nährstoffvorrats einwirken. Unter Düngen versteht man also alle diejenigen Operationen, mittels deren man die Nahrungszufuhr zu den Pflanzen zu steigern vermag. Vollständig ist die Düngung, wenn mittels derselben alle der Pflanze notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge gegeben, unvollständig, wenn nicht alle oder die einzelnen nicht im erforderlichen Maß dargeboten werden. Generaldünger ist jeder D., welcher alle Nährstoffe zu liefern vermag, Spezialdünger solcher, welcher nur einzelne Nährstoffe enthält und nur bestimmte Wirkungen auf bestimmte Pflanzen äußern kann oder soll. Man unterscheidet organischen und mineralischen, festen und flüssigen, gemischten oder einfachen, Stalldünger und Kunst- oder Handelsdünger, Gründünger etc., in Bezug auf die Art der Anwendung starke, mittlere und schwache Düngung, Überdüngung oder Kopfdüngung, Beidüngung, Nachdüngung, frische und alte Düngung (Dungkraft).

Die Sentenz: "Bearbeitung ist halbe Düngung" kannten schon die ältesten Landwirte; je sorgsamer der Boden bearbeitet wird, um so mehr wird die Aneignung der düngenden Atmosphärilien und die Verwitterung des Bodens begünstigt, in Summa: die Menge des verfügbaren Nährstoffs vermehrt mit sorgsamer Tiefkultur auch die ausbeutbare Bodenschicht; durch Drainage wird deren Verwitterbarkeit erhöht und durch Bewässerung in der Regel mit nur geringen Kosten nicht nur wertvoller D. dem Boden zugeführt, sondern auch dessen Nährstoffvorrat rascher in Zirkulation gebracht. Auch die Fruchtfolge (s. d.) kann als ein Düngersparendes Mittel insofern gelten, als nicht jede Pflanze derselben Nährstoffe in gleicher Menge bedarf, so daß mittels zweckentsprechender Aufeinanderfolge im Anbau das Vorhandene schonlicher benutzt wird. Je weniger lohnend der Betrieb, um so mehr wird man die Ausgabe für künstlichen D. zu verringern und um so mehr also die Bearbeitung zu benutzen suchen, so daß selbst die Brache (s. d.) hier ihre Berechtigung so gut wie die Schonung des Bodens durch zeitweises Liegenlassen haben kann. Der Wert der Dungstoffe ist durch ihre Wirkung und die Größe des zu ihrer Anwendung erforderlichen Kostenaufwandes bedingt. Relativ am wertvollsten erscheinen alle diejenigen Stoffe, welche rasch zu Pflanzennahrung werden können. Ein an Nährstoffen reiches Fluß- oder Bachwasser, welchem rascheste Wirksamkeit eigen ist, kann man in der Regel für wenig Geld haben und leicht fortleiten. Die Humuserde oder Dammerde (Gar- oder Edel-^[folgende Seite]