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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eberhard

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Eberhard.

der Schweiz nachgebildeten Eidgenossenschaft hinzielte, gebrochen ward. Aber der Sieg kostete seinem einzigen Sohn, Ulrich, das Leben. E. starb 15. März 1392.

3) E. III., der Milde (Freigebige), Graf von Württemberg, Sohn des in der Schlacht bei Döffingen gefallenen Grafen Ulrich, Enkel des vorigen, führte ebenfalls viele Fehden, namentlich mit dem Schleglerbund, eroberte 24. Sept. 1395 Heimsheim und nahm die drei "Schleglerkönige" in dem dortigen Schloß gefangen. Unter der Regierung des Königs Ruprecht schloß er mit dem Kurfürsten von Mainz, dem Markgrafen von Baden, der Stadt Straßburg und 17 schwäbischen Städten 1405 den Marbacher Bund auf sechs Jahre zu gegenseitigem Schutz und Trutz gegen jeden Gegner, den Kaiser mit eingeschlossen. Er starb 16. Mai 1417.

4) E. I., im Bart oder mit dem Bart (Barbatus), erster Herzog von Württemberg, Sohn des Grafen Ludwig des ältern, geb. 11. Dez. 1445, genoß eine sehr mangelhafte Erziehung, stand erst unter Vormundschaft seines Oheims Ulrich V., übernahm aber mit Hilfe des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz schon im 14. Lebensjahr 1459 die Regierung des Uracher Teils der Grafschaft Württemberg, welcher infolge der Teilung zwischen seinem Vater und seinem Oheim Ulrich ihm zugefallen war, kümmerte sich indes, roh und wild, wenig um die Regierung, bis eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, die er 1468 machte, seine Sinnesänderung herbeiführte. Er ward nun einer der trefflichsten Fürsten seiner Zeit, durch Klugheit, Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Religiosität und Liebe zu den Wissenschaften ausgezeichnet. 1474 vermählte er sich mit der durch geistige Vorzüge ausgezeichneten Prinzessin Barbara von Mantua. Die durch die Teilung des Landes entstandenen Schäden suchte er durch den mit seinem Vetter, dem jüngern E., 1482 zu Münsingen geschlossenen Vertrag, worin die Unteilbarkeit des Landes auf ewige Zeiten zum Grundgesetz erklärt wurde, zu heben. Zugleich wurde er durch Beschränkung der Fürstengewalt der Schöpfer der ständischen Verfassung Württembergs. Die Überwachung dieser Verträge übertrug er den drei Ständen: den Prälaten, der Ritterschaft und Landschaft. Verdient machte er sich ferner durch die Städteordnungen, die er Stuttgart und Tübingen gab, durch Herstellung strenger Zucht in den Klöstern seines Landes, durch Förderung der Wissenschaften, Berufung und Beschützung von Gelehrten (Joh. Reuchlin), Anlegung einer Bibliothek und Stiftung der Universität Tübingen (1477). Dafür hing sein Volk mit der aufrichtigsten Liebe an ihm, und er durfte vor Kaiser und Fürsten sagen, daß er im dichtesten Wald im Schoße seiner Unterthanen sicher ruhen könne. Er liebte den Frieden und trug als Hauptmann des 1488 gegründeten Schwäbischen Bundes viel zur Erhaltung der Ruhe bei. Kaiser Maximilian I. ernannte ihn, ohne sein Nachsuchen, in Worms 21. Juli 1495 zum Herzog und erhob die unter ihm bereits wieder vereinigten Besitzungen der Familie diesseit des Rheins zum ewig unteilbaren Herzogtum Württemberg. E. starb kinderlos 24. Febr. 1496 in Tübingen; ihm folgte sein Vetter Eberhard II., der jüngere, von der Stuttgarter Linie, der aber wegen seiner Willkürherrschaft schon 1498 zur Abdankung gezwungen wurde und 1504 starb. Einige Jahre nach dem Tod Eberhards I. erklärte Kaiser Maximilian an seinem Grabe: "Hier ruht ein Fürst, klug und bieder wie keiner im römischen Reich; sein Rat hat mir oft genützt". Herzog Ulrich ließ 1537 seine Asche nach Tübingen bringen und im Chor der Stiftskirche daselbst beisetzen. Sein Leben beschrieben Rößlin (Tübing. 1793), Pfister (das. 1822) und Schneider (Freiburg 1875).

5) E. Ludwig, Herzog von Württemberg, geb. 18. Sept. 1676, Sohn des Herzogs Wilhelm Ludwig, folgte diesem 1677 unter Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs Friedrich Karl, regierte seit 1693 selbständig, nahm am spanischen Erbfolgekrieg mit einem ansehnlichen Heer für den Kaiser teil und befehligte als Feldmarschall wiederholt das oberrheinische Reichsheer. Seine Neigung für das Militärwesen und seine Prachtliebe erschöpften die Hilfsmittel des Landes. Großen Anstoß erregte namentlich sein Verhältnis zur Grävenitz, einer Mecklenburgerin, die 1706 seine Geliebte, 1707 ihm sogar angetraut wurde, obwohl E. mit einer badischen Prinzessin vermählt war, und die, 1710 auf kurze Zeit entfernt und zum Schein mit dem Grafen von Würben verheiratet, 1711 zurückkehrte; seitdem beherrschte sie den Herzog vollständig bis 1731 und sog das Land, um sich zu bereichern, auf schamlose Weise aus. Erst 1733 wurde sie außer Landes gebracht, kurz vor dem Tode des Herzogs selbst (31. Okt. 1733).

Eberhard, 1) Johann August, Philosoph, geb. 31. Aug. 1739 zu Halberstadt, studierte in Halle Theologie, ward 1763 Konrektor am Gymnasium und Prediger in Halberstadt, 1774 zu Charlottenburg, machte sich durch seine Schrift "Neue Apologie des Sokrates" (Berl. 1772, 2 Bde.; 3. Aufl. 1788), die nach Wolfschen Grundsätzen die Rechte der gesunden Vernunft gegen die Anmaßungen der orthodoxen Theologen vertrat, so vorteilhaft bekannt, daß ihn Friedrich d. Gr. 1778 zum Professor der Philosophie in Halle und infolge seiner gekrönten Preisschrift "Allgemeine Theorie des Denkens und Empfindens" (das. 1776, 2. Aufl. 1786) 1786 zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannte, als welches er 6. Jan. 1809 starb. Von seinen philosophischen Schriften erwähnen wir noch: "Sittenlehre der Vernunft" (Berl. 1781, 2. Aufl. 1786); "Theorie der schönen Künste und Wissenschaften" (das. 1783, 3. Aufl. 1790); "Allgemeine Geschichte der Philosophie" (das. 1788, 2. Aufl. 1796); "Handbuch der Ästhetik" (Halle 1803-1805, 4 Bde.; 2. Aufl. 1807-20); "Geist des Urchristentums" (das. 1807-1808, 3 Bde.); "Vermischte Schriften" (das. 1784-88, 2 Bde.). Außerdem schrieb er: "Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik" (Halle 1795 bis 1802, 6 Bde.; fortgesetzt und erweitert von Maaß, 1818-21, 12 Bde.; 4. Aufl. von Meyer, Leipz. 1853, 2 Bde.); "Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache" (Halle 1802; 13. Aufl. von Lyon und Wilbrandt, Leipz. 1882). Auf seine Ansichten haben Wolf, Mendelssohn und Nicolai eingewirkt, welcher letztere auch eine Gedächtnisschrift (Berl. 1810) auf ihn verfaßte.

2) Konrad, Bildhauer und Maler, geb. 25. Nov. 1768 zu Hindelang im Algäu, fertigte früh mit seinen Brüdern Franz und Konrad Andachtsbilder, geschnitzte Kruzifixe, Heilige, Tabernakel etc., arbeitete sodann zu München in der Werkstatt des Roman Boos und besuchte 1806 Rom. Seine ersten bedeutenden Werke waren klassizistisch, wie seine Muse (Glyptothek), sein Faun, seine Leda (beide in Nymphenburg, woselbst sich auch die Kolossalgruppe: Endymion und Diana, durch Amor zusammengeführt, befindet). Diese Arbeiten verschafften ihm 1816 eine Professur an der Münchener Akademie. Später wandte er sich der mittelalterlichen Kunst zu, vertauschte jedoch die Tradition seiner Familie und Hei-^[folgende Seite]