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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Elektriker - Elektrische Eisenbahn.

Elektriker (griech.), ein wissenschaftlich oder technisch mit Elektrizität Beschäftigter, also zum Teil s. v. w. Elektrotechniker.

Elektrische Akkumulatoren, s. Galvanische Batterie.

Elektrische Batterie, s. Leidener Flasche.

Elektrische Büschel, Lichterscheinungen, welche im Dunkeln an leitenden Spitzen, die an einem mit Elektrizität geladenen Leiter angebracht sind, gesehen werden. An Spitzen sammelt sich nämlich die Elektrizität des Leiters zu hoher Spannung an (s. Elektrizität, S. 531) und teilt sich der umgebenden Luft mit. Die elektrisch gewordene Luft wird von der gleichnamigen der Spitze abgestoßen und entführt die auf dem Leiter angesammelte Elektrizität, so daß der Erfolg derselbe ist, als ob die Elektrizität aus der Spitze ausströme. Das Ausströmen der positiven Elektrizität erfolgt unter Zischen in Form eines aus zahlreichen divergierenden bläulichen Strahlen zusammengesetzten Lichtbüschels, dasjenige der negativen in Form eines geräuschlosen Lichtpunktes oder Sternchens. Das Elmsfeuer (s. d.) beruht auf diesem sichtbaren Ausströmen der Elektrizität.

Elektrische Einheit, s. Elektr. Maßeinheiten.

Elektrische Eisenbahn, Transportsystem, bei welchem auf gewöhnlichen eisernen Schienen laufende Wagen durch eine dynamoelektrische Maschine fortbewegt werden. Die erste leistungsfähige e. E. wurde 1879 auf der Gewerbeausstellung zu Berlin von Siemens u. Halske ausgeführt. Auf schmalem Geleise bewegte sich ein Zug von drei kleinen offenen Wagen mit einer dynamoelektrischen Maschine, und die Übertragung der Kraft von der durch eine stationäre Dampfmaschine getriebenen primären dynamoelektrischen Maschine auf die als Motor dienende sekundäre Maschine erfolgte durch die Schienengeleise. Zu diesem Zweck war eine mittlere isolierte Zuleitungsschiene in Form eines aufrecht stehenden Flacheisens angebracht, während die Laufschienen zur Rückleitung des Stroms dienten. Als erste für den öffentlichen Verkehr bestimmte e. E. wurde von Siemens u. Halske die Strecke zwischen dem Bahnhof Lichterfelde an der Anhalter Bahn bei Berlin und der Zentralkadettenanstalt erbaut und 1881 dem Betrieb übergeben. Die Lichterfelder Bahn ist 2,6 km lang und wurde nach den allgemeinen Bestimmungen für Eisenbahnen niederer Ordnung konzessioniert. Für den elektrischen Strom dient die eine Schiene als Hinleitung, die andre als Rückleitung. Die Isolation der Schienen ist dabei vernachlässigt worden, infolgedessen arbeitet die Bahn mit einem beträchtlichen, übrigens durch Versuche und Berechnungen im voraus bekannten Stromverlust, welcher insbesondere aus den im Niveau der durchschnittenen Straßen liegenden Strecken resultiert, wo der Strom, namentlich bei feuchtem Wetter, zum Teil von der einen Schiene durch den Sand zur andern Schiene, bez. zur Erde geht. Um so mehr ist es anzuerkennen, daß die Lichterfelder elektrische Bahn seit ihrer Betriebseröffnung ohne wesentliche Störungen bisher mit größter Regelmäßigkeit ihren Dienst verrichtet hat. Der elektrische Wagen macht seine Touren im Anschluß an sämtliche Personenzüge der Anhalter Bahn. Er soll mit der konzessionell zulässigen Geschwindigkeit von 20 km fahren. Er kann jedoch 35 bis 40 km Geschwindigkeit erreichen, wenn bei normalem Betrieb der Maschine nichts zur Mäßigung der Geschwindigkeit geschieht. Die elektrische Lokomotivmaschine entwickelt bei einem Eigengewicht von ungefähr 500 kg etwa 5½ Pferdekräfte.

Der Betrieb dieser Bahn wird in folgender Weise bewirkt. Eine durch Maschinenkraft in Umdrehung versetzte primäre dynamoelektrische Maschine überträgt den von ihr erzeugten elektrischen Strom auf eine an dem Eisenbahnwagen angebrachte sekundäre dynamoelektrische Maschine, die dadurch ihrerseits in Umdrehung versetzt wird und durch passende Vorrichtungen ihre Bewegung den Rädern des Wagens mitteilt. Der Wagen ist demjenigen einer gewöhnlichen Pferdebahn durchaus ähnlich; die elektrische Maschine ist zwischen den Rädern unterhalb des Fußbodens angebracht, arbeitet geräuschlos, ist kaum sichtbar und macht sich durch nichts äußerlich bemerkbar. Eine Abbildung des Wagens in Seitenansicht gibt Fig. 1. Von den Schienen wird der elektrische Strom zu den mit ihnen in steter Berührung befindlichen Radkränzen der Wagenräder geführt. Vermöge der Verwendung von Holzscheibenrädern sind die Radkränze von den Achsen isoliert. Dagegen stehen die Radkränze mit um die Achse gelegten isolierten Schleifkontaktringen in leitender Verbindung; auf diesen schleifen (aus der Zeichnung nicht ersichtliche) Metallfedern, welche die unmittelbare Verlängerung der beiden Pole der zwischen den Wagenrädern lie-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Wagen der elektrischen Eisenbahn bei Lichterfelde.]