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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Engelhartszell; Engelholm; Engelkraut; Engelm.; Engelmacherinnen; Engelmann; Engelö; Engels

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Engelhartszell - Engels.

11. Juli 1828 zu Dorpat, studierte seit 1849 daselbst, in Erlangen und Bonn und wurde 1853 Privatdozent, 1859 außerordentlicher und einige Monate später ordentlicher Professor in Dorpat. Unter seinen Schriften sind besonders hervorzuheben: "Val. Ernst Löscher nach seinem Leben und Wirken" (Dorp. 1853; 2. Aufl., Stuttg. 1856); "De Jesu Christi tentatione" (Dorp. 1856); "Schenkel und Strauß, zwei Zeugen der Wahrheit" (Erlang. 1864); "Katholisch und Evangelisch" (Dorp. 1866); "Das Christentum Justin des Märtyrers" (Erlang. 1878). Sein am 5. Dez. 1881 erfolgter Tod beraubte die Dorpater Fakultät ihres Hauptes, die lutherische Kirche Livlands ihres Führers. Vgl. "Zur Erinnerung an M. v. E." (Dorp. 1881).

Engelhartszell, Marktflecken in Oberösterreich, Bezirkshauptmannschaft Schärding, an der Donau, die sich hier in großen Krümmungen durch ein enges Defilee hindurchwindet, an der bayrischen Grenze, mit einem Schloß, (1880) 616 Einw., Holzhandel und einem Zollamt. Nahe dabei das 1293 gegründete, 1786 aufgehobene Cistercienserstift Engelszell, jetzt Sitz eines Bezirksgerichts, mit schöner Kirche.

Engelholm, Stadt im schwed. Län Christianstad, an der Mündung der Rönne-Aa in den Skelder-Viken, einen südlichen Meerbusen des Kattegat, mit Landskrona und Christianstad durch Eisenbahn verbunden, ist Sitz eines deutschen Konsulats und hat (1880) 2092 Einw., welche bedeutende Handschuhfabrikation und Lachsfischerei betreiben. In den Kämpfen zwischen Schweden und Dänemark um den Besitz der Stadt wurde dieselbe achtmal gänzlich niedergebrannt.

Engelkraut, s. Arnica.

Engelm., bei botan. Namen Abkürzung für G. Engelmann (s. d.).

Engelmacherinnen (Engelsmütter), Frauenspersonen (Ziehmütter, Haltefrauen, Kostkinderpflegefrauen), welche kleine, namentlich uneheliche Kinder annehmen, angeblich, um ihnen Wartung und Pflege angedeihen, in Wahrheit aber, um sie verkommen zu lassen und aus der Welt zu schaffen. Die Beseitigung der Engelmacherei aus der Kostkinderpflege ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sanitäts- und Sittenpolizei, namentlich in den großen Städten. Zu diesem Behuf hat z. B. eine Berliner Polizeiverordnung alle Haltefrauen verpflichtet, eine besondere Konzession nachzusuchen. Diese Konzession wird nur nach sorgfältiger Prüfung der persönlichen Verhältnisse der betreffenden Ziehmütter und ihrer Wohnungen erteilt.

Engelmann, 1) Wilhelm, Buchhändler und Bibliograph, geb. 1. Aug. 1808 zu Lemgo, kam 1847 in den Alleinbesitz des väterlichen Geschäfts in Leipzig (gegründet von A. Mitzky unter der Firma "Mitzky u. Komp." in Leipzig, 1811 durch Kauf an Wilhelm E. übergegangen, nach dessen Tod, 11. Jan. 1823, von der Witwe E. fortgeführt), nachdem er demselben erst als Geschäftsführer, seit 1. Sept. 1839 als Teilhaber angehört hatte. E. hob die früher nicht bedeutende Handlung durch Verlag hervorragender wissenschaftlicher Werke, vornehmlich auch aus den Fächern der Litteratur- und Weltgeschichte (Gervinus, Weber), der Bibliographie und der Naturwissenschaften, zu einem der bedeutendsten deutschen Verlagsgeschäfte. Eine andre Seite von Engelmanns Thätigkeit bildete die Bearbeitung und Herausgabe von Fachkatalogen über verschiedene Zweige der Litteratur, welche, zum Teil ursprünglich unter Zugrundelegung der frühern Arbeiten von Enslin und Löflund, durch Vollständigkeit und Zuverlässigkeit alle andern ähnlichen Publikationen übertrafen und noch jetzt unentbehrliche bibliographische Handbücher sind. Sie umfassen die betreffenden Litteraturen von 1750 an. Die wichtigsten sind: "Bibliotheca scriptorum classicorum" (Ausgaben, Übersetzungen und Erläuterungsschriften; 8. Aufl., bearb. von Preuß, 1881); "Bibliothek der schönen Wissenschaften" (1837-45, 2 Bde.); "Bibliotheca geographica" (1858); "Bibliotheca historico-naturalis" (1846, Bd. 1), dazu zwei Supplementbände; "Bibliotheca zoologica" (von V. Carus und E., 1861). Letztere Bibliothek verzeichnet außer der deutschen noch die betreffende skandinavische, holländische, englische, französische, italienische und spanische Litteratur, während die andern Bibliographien sich in der Hauptsache auf die deutsche beschränken. Außerdem bearbeitete E., größtenteils auf Grund seiner eignen bedeutenden Sammlung: "Daniel Chodowieckis sämtliche Kupferstiche" (1857-60). Verdient machte sich E. auch durch die Herausgabe einer neuen Bearbeitung von Naglers "Künstlerlexikon", welche unter der Redaktion von Jul. Meyer, Lücke und neuerlich von H. v. Tschudi seit 1870 erscheint. Von der Universität Jena 1858 zum Doktor ernannt, starb er 23. Dez. 1878. - Jetziger Leiter des Verlagsgeschäfts ist sein Sohn Rudolf E., geb. 1841, der früher als Astronom an der Leipziger Sternwarte thätig war und Bessels "Abhandlungen" (Leipz. 1875 bis 1876, 3 Bde.) und "Rezensionen" (das. 1878) sowie eine deutsche Übersetzung von Newcombs "Populärer Astronomie" (das. 1881) veröffentlichte.

2) Georg, Arzt und Botaniker, geb. 2. Febr. 1809 zu Frankfurt a. M., studierte seit 1827 in Heidelberg Medizin und wurde durch Alexander Braun, Karl Schimper und Agassiz, welche gleichzeitig mit ihm studierten, in die Botanik eingeführt, ging dann nach Berlin und Würzburg, promovierte hier 1831 mit einer Dissertation über Antholyse, folgte Braun nach Paris und siedelte 1832 nach Missouri über. Hier durchstreifte er das Land bis 1835 und ließ sich dann als Arzt in St. Louis nieder, wo er bald ausgedehnte Praxis gewann. Mit großem Interesse für den Westen Nordamerikas erfüllt, beteiligte er sich lebhaft mit Rat und That an den großen Expeditionen der 40er und 50er Jahre. Mit Asa Gray bestimmte und beschrieb er die von Lindheimer in Texas gesammelten Pflanzen (Bost. 1845-47, 2 Tle.), 1856 gab er eine Monographie der nordamerikanischen Kakteen heraus (Cambridge 1856), und dieselbe Familie bearbeitete er für die "United States and Mexican Boundary Survey" (Wash. 1858). Außerdem lieferte er Monographien über die amerikanischen Spezies der Gattungen Cuscuta (St. Louis 1860) und Juncus (das. 1868). Er starb 4. Febr. 1884 in St. Louis.

Engelö, bedeutende, zum Amt Nordland gehörige Insel an der Küste von Norwegen, im Westfjord, mit dem Kirchdorf Stegen, ist zwar gebirgig (Prästekonetind 660 m hoch), hat aber doch fruchtbare Gegenden und ist gut angebaut. Auch Fischerei wird betrieben.

Engels (Esterling), früheres holländ. Gold-, Silber- und Münzgewicht, = 1/20 Unze = 1/320 holländisches Troypfund = 1,538 g = 32 As.

Engels, Friedrich, deutscher Sozialist, geb. 1818 als Sohn eines Fabrikanten zu Barmen, widmete sich dem Kaufmannsstand, war 1838 Volontär in einem Geschäft in Bremen und übernahm, nachdem er 1841-42 als Einjährig-Freiwilliger gedient, die Filiale des väterlichen Geschäfts zu Manchester, welche er bis 1845 leitete. Schon in früher Jugend litterarisch thätig und sozialistischen Ideen zugeneigt, wurde er durch seinen Aufenthalt in England ange-^[folgende Seite]