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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Erlanger Blau; Erlaß; Erlaßjahr; Erlaßsünde; Erlau; Erlaubt; Erlaucht; Erläuterung; Erle

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Erlanger Blau - Erle.

tum Baireuth an Frankreich, aber schon 1809 an Bayern. Vgl. Lammers, Geschichte der Stadt E. (Erlang. 1841); "E., ein Führer durch die Stadt" (das. 1879).

Erlanger Blau, s. v. w. Berliner Blau.

Erlaß, im weitern Sinn jeder Verzicht auf irgend ein dem Verzichtenden zustehendes Recht; im engern oder eigentlichen Sinn aber der Verzicht auf ein Forderungsrecht, welcher durch den Abschluß eines auf Aufhebung jenes Rechts gerichteten Vertrags (Erlaßvertrags) bewirkt wird. Während ein solcher E. im römischen Recht an bestimmte Formen gebunden und namentlich zur Aufhebung einer durch Stipulation begründeten Forderung der Abschluß einer Gegenstipulation, einer sogen. Acceptilation (s. d.), nötig war, wird der heutige Erlaßvertrag einfach durch Ausstellung und Empfang einer Quittung abgeschlossen, indem der Gläubiger mit dem Bewußtsein, die schuldige Leistung nicht erhalten zu haben, und ohne dieselbe für die Folgezeit zu erwarten, dem Schuldner über den Empfang derselben quittiert. Über den E. einer Strafe im Gnadenweg s. Begnadigung. - E. heißt auch eine obrigkeitliche Verfügung oder Bekanntmachung, namentlich einer höhern Behörde.

Erlaßjahr, s. v. w. Jubeljahr und Sabbatjahr.

Erlaßsünde (Peccatum veniale), nach der röm. Kirchenlehre eine nicht notwendig durch das Sakrament der Beichte zu tilgende Sünde; bei den Protestanten eine verzeihbare Schwachheitssünde der Wiedergeburten. Vgl. Sünde.

Erlau (ungar. Eger, lat. Agria), Stadt im ungar. Komitat Hevés, liegt zwischen Feldern, Weingärten und Gebirgen im freundlichen Thal des Erlauflusses und ist Endstation eines Flügels der Ungarischen Staatsbahnlinie Budapest-Kaschau. Unter den 12 Kirchen, neben denen noch 4 Kapellen und 7 Klöster bestehen, sind am hervorragendsten: die von Erzbischof Ladislaus Pyrker, dem bekannten Dichter, 1837 (mit 800,000 Gulden Kosten) im griechischen Stil erbaute prachtvolle Kathedrale, welche nächst der Graner Basilika die schönste Kirche Ungarns ist (100 m lang, 54 m breit, mit 40 m hoher Kuppel, berühmtem Hochaltarbild von Dannhauser, Basreliefs von Casagrande, einer wertvollen Orgel und einer imposanten Treppe von 18 m Breite); ferner die Barmherzigenkirche mit einem alten Minaret und die griechische Kirche. Außerdem verdienen Erwähnung: die erzbischöfliche Residenz, der großartige Akademiepalast (Lyceum), das Cistercienserkloster samt Gymnasium, das Komitatshaus, Seminargebäude etc. E. zählt (1881) 20,669 ungar. Einwohner, welche außer reger Gewerbthätigkeit (eine Dampfmühle) hauptsächlich Weinbau betreiben (der Erlauer Wein gilt für einen der vorzüglichsten ungarischen Rotweine), ist Sitz eines Erzbistums mit Metropolitankapitel, des Komitats, eines Gerichtshofs und Steuerinspektorats und hat eine Sternwarte, 3 Spitäler und 2 alaunhaltige warme Bäder, neben welchen der erzbischöfliche Park liegt. An Lehranstalten befinden sich daselbst ein erzbischöfliches Seminar, eine erzbischöfliche Akademie, ein Obergymnasium, eine Lehrerpräparandie und das Institut der Englischen Fräulein. Die Akademie besitzt eine ausgezeichnete Bibliothek mit 49,769 Bänden und 397 Manuskripten in 38 Sprachen. E. hat 3 Geldinstitute. Daselbst erscheinen 8 Zeitschriften. - In alter Zeit wohnten hier die Agriani. Der Ort, welcher 1010 Stadtrechte erhielt, wurde 1242 von den Tataren zerstört, später wieder aufgebaut und 1552 von den Osmanen unter Anführung des Wesirs Achmed vergebens belagert; 13 Stürme hielt der gefeierte Held Stephan Dobö hier aus, und selbst die Frauen verteidigten die Stadt tapfer. 1596 belagerte Sultan Mohammed III. die Stadt 3 Wochen lang mit 200,000 Mann. Schon rückte Erzherzog Maximilian zum Entsatz heran, und die Türken wollten bereits die Belagerung aufgeben, als die Wallonen und Deutschen die Stadt übergaben. E. blieb nun unter der Herrschaft der Osmanen, bis es 1687 durch den österreichischen General Caraffa wiedererobert wurde. Nachdem es bei dem Aufstand der Ungarn unter Rákóczy in die Gewalt der Insurgenten gefallen war, ward es 2. Dez. 1710 von dem kaiserlichen General Cusani besetzt. E. verdankt seine Bedeutung dem vom heil. Stephan gegründeten Bistum, das 1804 zum Erzbistum erhoben wurde. Die Ruinen des alten Schlosses auf dem Festungsberg sind durch Erzbischof Pyrker in einen Kalvarienberg mit freundlichen Anlagen verwandelt worden, in deren Nähe sich ein Grabgewölbe mit dem Grabstein des Helden Dobö befindet. Auf der Stelle der von König Stephan dem Heiligen erbauten Kathedrale erhebt sich auf einem Pfeilerfragment die 1835 errichtete Bildsäule dieses Königs.

Erlaubt, in der Sprache des Sports vorkommender Ausdruck. E. hat ein Rennpferd so und soviel Kilo, welche es nach in der Proposition vorhergesehenen Gründen "weniger zu tragen hat", als es nach der Gewichtsskala oder sonst eigentlich zu tragen hätte. Vgl. Extra.

Erlaucht (entstanden aus "erleuchtet"), sonst Titel der regierenden Reichsgrafen, welchen gegenwärtig in Gemäßheit des Bundesbeschlusses vom 13. Febr. 1829 (für Bentinck vom 12. Juni 1845) noch die Häupter folgender vormals reichsunmittelbaren, jetzt aber mediatisierten gräflichen Häuser führen: Bentinck Castell, Erbach, Fugger, Giech, Görtz, Harrach, Isenburg, Königsegg-Aulendorf, Kuefstein, Leiningen, Neipperg, Ortenburg, Pappenheim, Platen zu Hallermund, Pückler-Limpurg, Quadt-Wykradt, Rechberg und Rothenlöwen, Rechteren-Limpurg, Schaesberg, Schönborn, Schönburg, Solms, Stadion, Stolberg, Waldbott-Bassenheim, Waldeck und Pyrmont (Limpurg), Wallmoden-Gimborn, Wurmbrand-Stuppach. Übrigens steht jedem deutschen Souverän das Recht zu, das Prädikat E. auch andern bevorzugten Familien oder Personen zu gewähren. In ältern Urkunden werden die Prädikate Durchlaucht (s. d.) und E. als gleichbedeutend gebraucht; jetzt ist Durchlaucht nur das Ehrenprädikat fürstlicher Personen.

Erläuterung, s. Erklärung. E., als gleichbedeutend mit Interpretation, s. unter Auslegung. E. eines Parteivortrags, s. Declaratio libelli; E. des Urteils, s. Declaratio sententiae.

Erle (Eller, Else, Alnus Gärtn., s. hierzu Tafel "Erle"), Gattung aus der Familie der Kupuliferen, Bäume und Sträucher mit länglichen, rundlichen oder herzförmigen, gezahnten oder gesägten Blättern, gestielten Laubknospen, monözischen Blüten in Kätzchen und entfernt an die Zapfen der Nadelhölzer erinnernden eirundlichen Früchten, die bis spät ins nächste Frühjahr hängen bleiben. Die gemeine, rote oder schwarze E. (Roterle, Schwarzerle, Urle, Alnus glutinosa L., s. Tafel), mit unbehaarten, in der Jugend klebrigen Zweigen, rundlichen, ausgeschweift gezahnten, nur im Winkel der Nervenäste bärtigen, selten auf diesen selbst behaarten, gestielten Blättern, ist ein schlanker Baum von 4-25 m Höhe und findet sich in ganz Europa bis ins südliche Skandinavien, in Nordafrika, im Orient, in Sibirien und Japan. Die E. liebt nassen, humusreichen Boden,