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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ernestinische Linie; Ernestinischer Hausorden; Erneuerungsfonds; Erniedrigung; Ernouf; Ernst

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Ernestinische Linie - Ernst.

seine "Initia rhetorica" (das. 1750 u. öfter) waren lange Zeit das gefeiertste Schulbuch. Die von ihm entworfenen "Sächsischen Schulordnungen" blieben im wesentlichen von 1773 bis 1847 in Kraft. In seinen philologischen Schriften folgt er der grammatisch-kritischen Methode der Holländer. Die bedeutendsten derselben sind die Ausgaben von Xenophons "Memorabilien" (Leipz. 1737, 5. Aufl. 1772), Kallimachos (Leiden 1761, 2 Bde.), Polybios (Wien u. Leipz. 1763 bis 1764, 3 Bde.), Cicero (Leipz. 1737-39, 5 Bde.; am sorgfältigsten in der 3. Aufl. 1776-77; dazu "Clavis Ciceroniana", das. 1739; 6. Aufl. von Rein, Halle 1831), Sueton (Leipz. 1748, 2. Aufl. 1775), und Tacitus (das. 1752; 3. Ausg. von Oberlin, 1801, 2 Bde.). In der Theologie hat sich E. besonders um die Erklärung der Bibel verdient gemacht; er beanspruchte hierfür dieselbe Methode wie für die Auslegung der klassischen Profanschriften. Wir erwähnen hier besonders: "Institutio interpretis Novi Testamenti" (Leipz. 1761; 5. Aufl. von Ammon, 1792) und "Anti-Muratorius" (das. 1755). Auch die "Neue theologische Bibliothek" (Leipz. 1760-69, 10 Bde.) und die "Neueste theologische Bibliothek" (das. 1773 bis 1779, 4 Bde.) hat er zum größten Teil allein geschrieben. Durch seine lateinischen Reden wie durch die klassische Latinität seiner Schriften überhaupt erwarb er sich den Ehrennamen eines deutschen Cicero. Sie sind vereinigt in "Opuscula oratoria, orationes, prolusiones et elogia" (Leiden 1762, 2. Aufl. 1767), wozu nach seinem Tod noch ein "Opusculorum oratorium novum volumen" (Leipz. 1791) kam. Seine übrigen kleinern Schriften sind gesammelt in "Opuscula philologica critica" (Leipz. 1764 u. 1776), "Opuscula theologica" (das. 1773 u. 1792), "Opuscula varii argumenti" (von Stange, das. 1794). Vgl. Eckstein in Ersch u. Grubers "Encyklopädie", Bd. 37.

2) Heinrich Friedrich Theodor Ludwig, protest. Theolog, geb. 27. Mai 1814 zu Braunschweig, machte seine Studien in Göttingen und wurde 1833 als Diakonus in seiner Vaterstadt angestellt. Von da siedelte er 1842 nach Wolfenbüttel über, wo er zunächst Pfarrer, 1843 Superintendent, 1850 Konsistorialrat, 1858 Generalsuperintendent und 1877 Vizepräsident des Landeskonsistoriums wurde. In dieser Stellung schrieb er seine "Erklärung des Kleinen Katechismus Dr. Luthers", welche in Braunschweig und andern Ländern als offizielles Religionsbuch eingeführt wurde; außerdem: "Ursprung der Sünde nach Paulinischem Lehrgehalt" (Götting. 1862, 2 Bde.) und "Ethik des Apostels Paulus" (Braunschw. 1868, 3. Aufl. 1880). Seit 1874 war er der Präsident der Eisenacher Kirchenkonferenz. Nach seiner persönlichen Überzeugung gehörte er der Vermittelungstheologie an; sein engeres Vaterland verdankt ihm insonderheit die Durchführung einer synodalen Kirchenordnung. Er starb 17. Aug. 1880 in Wolfenbüttel.

Ernestinische Linie, die ältere Linie des Hauses Wettin, von dem Kurfürsten Ernst von Sachsen (s. Ernst II.) gegründet, bis 1547 im Besitz der sächsischen Kurwürde, jetzt aus den Linien Weimar, Koburg-Gotha, Meiningen und Altenburg bestehend; s. Sachsen. Vgl. Burkhardt, Stammtafeln der Ernestinischen Linien des Hauses Sachsen (Weim. 1885).

Ernestinischer Hausorden, gemeinschaftlicher Orden der herzoglich sächsischen Häuser von der Ernestinisch-gothaischen Linie, gestiftet 26. Dez. 1833 von den Herzögen von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Koburg-Gotha und Sachsen-Altenburg als Erneuerung des vom Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg 1690 gestifteten, aber wieder erloschenen Ordens der Deutschen Redlichkeit. Er besteht aus Großkreuzen mit Erbadel, Komturen erster und zweiter Klasse und Rittern erster und zweiter Klasse; ein silbernes Verdienstkreuz und eine goldene und silberne Verdienstmedaille sind demselben affiliiert. Insignien: ein weiß emailliertes, achtspitziges Kreuz mit goldener Einfassung, goldenen Kugeln und zwischen den Spitzen goldenen Löwen; in dem Mittelschild das Bild Ernsts des Frommen in Gold, mit der Umschrift: "Fideliter et constanter", umgeben von einem Eichenkranz (bei Militärpersonen, die diesen Orden im Feld erhalten, außer den zwei zwischen den Balken des Kreuzes durchs Kreuz gelegten Schwertern von einem Lorbeerkranz); über dem Kreuz schwebt eine goldene Krone. Die Großkreuze tragen den Orden an einem breiten, dunkelroten, grün eingefaßten, gewässerten Band über die linke Schulter oder, wenn ausdrücklich gestattet, an einer Kette und zugleich einen achtspitzigen, wechselweise goldenen und silbernen Stern; an einem ebensolchen, nur schmälern Bande tragen ihn die Komture erster Klasse um den Hals mit dem Kreuz auf der Brust, während die Komture zweiter Klasse ihn bloß um den Hals und die Ritter nur das Kreuz, aber kleiner, im Knopfloch tragen. Die silbernen Verdienstkreuze zeigen auf dem Avers das Brustbild Ernsts des Frommen, auf dem Revers das Wappen mit der Devise. Die goldenen und silbernen Medaillen mit dem Brustbild des jedesmaligen Verleihers werden an demselben Band getragen. S. Tafel "Orden".

Erneuerungsfonds, das Kapital, welches durch Abschreiben vom Reingewinn und Zurücklegen zu dem Zweck gebildet wird, um die in Abgang gekommenen Materialien wieder ersetzen zu können. Nur der Überschuß über diese abzuschreibende Summe ist als reiner (bei Aktiengesellschaften zu verteilender) Gewinn zu betrachten.

Erniedrigung eines Tons um einen Halbton wird durch ♭ (Be), die doppelte E. durch ♭♭ (Doppelbe) angezeigt. Dem Buchstabennamen wird im erstern Fall -es, im letztern -eses angehängt; doch heißt ♭h einfach b (be), ♭e = es (nicht eës), ♭a = as (nicht aës), dagegen ♭♭h = heses (nicht bebe). Bei den Italienern heißt das ♭ "bemolle", z. B. ♭c = do bemolle, bei den Franzosen "bémol", z. B. ♭e = mi bémol, bei den Engländern "flat", z. B. ♭h = B flat.

Ernouf, Alfred Auguste, Baron, franz. Publizist und Geschichtschreiber, geb. 21. Sept. 1817 zu Paris, heiratete 1842 die Tochter des Napoleonischen Ministers Bignon und wurde hierdurch für die bonapartistische Partei gewonnen, für die er namentlich während der Präsidentschaft des Prinzen Napoleon 1849-51 in seinem Journal "Bulletin de Paris" eifrig focht. Er schrieb: "Nouvelles études sur la révolution française" (1852-54, 2 Bde.); "Histoire de Waltrade, de Lothaire II et de leurs descendants" (1859); "Histoire de la dernière capitulation de Paris" (1859); "Le général Kléber" (1867); "L'art des jardins" (3. Aufl. 1886, 2 Bde.); "Souvenirs de l'invasion prussienne en Normandie" (1872); "Les Français en Prusse 1807-1808" (1872); "Denis Papin, sa vie et son œuvre" (1874); "Histoire de Maret, duc de Bassano" (1878) u. a. Auch vollendete er Bignons "Histoire de France sous Napoléon" (1838-50, 14 Bde.).

Ernst, hinsichtlich des Erkenntnisvermögens die Übereinstimmung des gebrauchten Ausdrucks mit dem