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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Expiation - Explosivstoffe.

schichte Philanders von Sittewald" von einem "Expertus Robertus" als dem Ratgeber des Verfassers die Rede.

Expiation (lat.), Sühnung, Büßung; expiatorisch, als Sühne, Buße geltend; expiabel, sühnbar.

Expilieren (lat.), plündern, berauben; Expilation, Plünderung, namentlich Entwendung von Erbschaftsstücken; Expilator, Erbschaftsdieb.

Expingieren (lat.), ausmalen, ausschmücken.

Expirieren, s. Exspirieren.

Expiszieren (lat., "ausfischen"), ausfragen, ausforschen; Expiskation, Ausfragung.

Explanieren (lat.), auslegen, erklären, erläutern; Explanation, Auslegung, Erläuterung; explanativ, erläuternd.

Explëieren (lat.), ausfüllen, ergänzen; Explement, Ausfüllmittel; Füll-, Flickwort; Expletion, Ausfüllung; expletiv, ausfüllend.

Explicit (lat., abgekürzt statt explicitum est volumen, "die Schriftrolle ist ganz abgewickelt", d. h. das Buch ist zu Ende), Formel am Schluß alter Druck- und Handschriften, wie Implicit (fängt an) zu Anfang derselben.

Explicite (lat.), entwickelt, auseinandergesetzt (Gegensatz: Implicite).

Explikation (lat.), Entwickelung, Erklärung; explikativ, erklärend.

Explizieren (lat.), klar darlegen, erklären.

Explodieren (lat.), mit einem Knall zerspringen, platzen, bersten; vgl. Explosion.

Exploitieren (franz., spr. exploat-), ins Werk setzen, ausrichten; ausbeuten; exploitabel, nutzbar; Exploitation, Ausbeutung, Nutzbarmachung.

Exploitation de l'homme par l'homme (franz.), "Ausbeutung des einen durch den andern", nannte der Saint-Simonist Bazard (s. d.) die heutige gesellschaftliche Verfassung, weil bei derselben der eine (Kapitalist) dem andern (Arbeiter) entziehe, was ihm gebühre.

Explorateur (frz., spr. -tör), Kundschafter, Späher.

Exploration (lat.), Ausforschung, besonders die kunstgemäße Untersuchung eines Kranken durch den Arzt; geschieht entweder durch bloßes Betasten, Fühlen, Beobachten oder Behorchen der Organe oder durch Unterstützung der Sinne mittels physikalischer, chemischer, optischer Instrumente, wie Thermometer, Pulsmesser, Auskultations-, Perkussionsinstrumente, Reagenzien, mikroskopische und Beleuchtungsapparate. Der Zweck der E. ist die Diagnose (s. d.).

Explorieren (lat., franz.), auskundschaften, aus-, erforschen, untersuchend prüfen.

Explosion (lat.), eine von mehr oder minder heftigen mechanischen Wirkungen und starkem Knall begleitete plötzliche Entwickelung von Gasen und Dämpfen. Der einfachste Fall ist die E. eines Dampfkessels, in welchem, durch irgend welche Verhältnisse veranlaßt, plötzlich so große Mengen Dampf gebildet werden, daß die Gefäßwände der entstehenden Spannung nicht mehr zu widerstehen vermögen. Häufig explodieren Mischungen oder leicht zersetzbare chemische Verbindungen, die nähern Verhältnisse aber, unter welchen dieselben zur E. gebracht werden können, sind sehr verschieden. Manche explosive Stoffe explodieren bei leisester Berührung, aber bisweilen nur bei Berührung mit bestimmten Stoffen, andre durch Stoß oder Schlag oder durch Erhitzung. Im allgemeinen ist die E. um so heftiger, je weniger die Explosionsgase unmittelbar bei ihrer Entstehung frei entweichen können. Lockere Schießbaumwolle verbrennt an freier Luft blitzschnell ohne E.; in Form eines stark gedrehten Fadens explodiert sie an der Luft nur schwach, mit großer Heftigkeit aber, wenn sie in einer festwandigen Kapsel eingeschlossen ist. Komprimierte Schießbaumwolle und Dynamit explodieren dagegen auch an freier Luft. Die nähern Verhältnisse, unter welchen verschiedene Körper zur E. gelangen, sind höchst merkwürdig und noch keineswegs vollständig erforscht oder erklärt. Manche Stickstoffverbindungen explodieren bei der leisesten Berührung, aber, wie Jodstickstoff, nur, wenn sie völlig trocken sind. Überchlorsäure-Äthyläther explodiert ohne äußere Veranlassung mit größter Heftigkeit, aber seine Lösung in Spiritus kann ohne Gefahr angezündet werden. Dagegen explodiert Chlorstickstoff nur schwach, wenn er völlig trocken ist, also mit der Luft in unmittelbarer Berührung steht, während eine äußerst heftige E. erfolgt, wenn er von einer dünnen Wasserschicht bedeckt ist. Nitroglycerin verbrennt an der Luft ohne E., explodiert aber durch Stoß und Schlag und unter der Einwirkung der E. eines andern Körpers. Letzteres gilt auch für Schießbaumwolle an freier Luft, aber nur, wenn die betreffenden Körper heftiger explodieren als Knallquecksilber. Schwächer explodierende Körper wirken gar nicht auf Schießbaumwolle; aber auch Chlorstickstoff, welcher weit heftiger explodiert als Knallquecksilber, äußert auf Schießbaumwolle eine weit schwächere Wirkung als letzteres. Auf feuchte Schießbaumwolle wirkt Knallquecksilber nur dann, wenn durch dasselbe zunächst die E. einer kleinen Menge trockner Schießbaumwolle herbeigeführt wird. Diese bringt dann auch die feuchte Schießbaumwolle zur E. Selbst durch Zwischenräume, welche mit Luft oder Wasser gefüllt sind, läßt sich die E. eines Körpers auf einen ähnlichen fortpflanzen, während z. B. die E. sehr großer Mengen Schießpulver auch in nächster Nähe von Schießbaumwolle auf letztere nicht wirkt. Auch die Richtung, in welcher die explosiven Körper wirken, ist verschieden. Bei manchen erfolgt die zerschmetternde Wirkung nach allen Seiten, bei andern vorzüglich nach oben und bei manchen nur nach unten. Im luftleeren Raum explodiert Schießpulver selbst nicht bei Einwirkung von schmelzendem Eisen, und wenn man es längere Zeit mit glühendem Platindraht berührt, so verbrennen nur die berührten Körner, aber die E. pflanzt sich nicht fort. Auch Knallquecksilber und Knallsilber können im luftleeren Raum nicht zur E. gebracht werden.

Explosionsgeschosse (Sprenggeschosse), Hohlgeschosse, gefüllt mit einer Sprengladung, die entweder durch den Aufschlag (Perkussionszündung) oder durch einen Zündsatz, der beim Abfeuern des Geschützes in Brand gerät (Zeitzünder), entzündet wird und das Geschoß zersprengt. Nach der Petersburger Konvention vom 4. Nov. 1868 sind E. von weniger als 400 g Gewicht vom Kriegsgebrauch ausgeschlossen. E. für Handfeuerwaffen können also nicht mehr verwendet werden; s. Granaten.

Explosionslinie (Explosionsradius), s. Minen.

Explosiv (lat.), leicht explodierend; explosive Laute (auch Mutae genannt), s. Lautlehre.

Explosivstoffe, chemische Präparate oder Mischungen, welche durch Schlag, Stoß, Druck, Reibung, Temperaturerhöhung oder durch einen Funken leicht zur Explosion gebracht werden. Die chemische Beschaffenheit der E. ist eine sehr verschiedenartige, doch enthalten fast alle reichlich Sauerstoff, an ein Metalloid gebunden, und solche Substanzen, welche im stande sind, bei ihrer Zersetzung große Mengen von Gasen zu liefern. Das momentane Auftreten dieser