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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fabrikat; Fabrikationsmünzen; Fabrikatsteuern; Fabriken

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Fabrikat - Fabriken.

seinen lateinischen Gedichten, in denen mythologische Anspielungen durchaus vermieden werden, nennen wir: "Itinerum liber unus" (Basel 1560), eine interessante Beschreibung seiner italienischen Reise, ergänzt durch "Roma" (das. 1551 u. 1560), und "Antiquitatum libri II" (das. 1549 u. 1560) sowie "Poematum sacrorum libri XXV" (das. 1567). Als Philolog hat er sich durch Ausgaben des Horaz (Basel 1555, 2 Bde.), Vergil (das. 1561) u. a. verdient gemacht sowie durch Herausgabe vieler Schulbücher. Zum Historiographen des sächsischen Hauses ernannt, verfaßte er "Rerum Germaniae et Saxoniae memorabilium volumina II" (Leipz. 1609, hrsg. von seinem Sohn Jakob) und "Originum saxonicarum libri VIII" (Jena 1598 u. vervollständigt u. d. T.: "Saxonia illustrata", Leipz. 1607). Seine "Epistolae ad Meurerum et alios aequales" gab Baumgarten-Crusius (Leipz. 1845) heraus. Vgl. Baumgarten-Crusius, De G. Fabricii vita et scriptis (Meißen 1839).

2) Hieronymus F. de Aquapendente, Mediziner, geb. 1537 zu Aquapendente im Kirchenstaat, studierte in Padua und ward 1562 Lehrer der Anatomie und Chirurgie. Zahlreiche Entdeckungen in der Anatomie und eine Menge chirurgischer Beobachtungen haben seinen Namen unsterblich gemacht. Er starb 23. Mai 1619. Seine "Opera chirurgica" erschienen Padua 1617 (deutsch von Uffenbach, Frankf. 1605, u. von Scultet, Nürnb. 1672); die "Opera omnia anatomica et physiologica", von Albinus, Leiden 1737.

3) David, Astronom, geb. 1564 zu Esens im Harlingerland, studierte Theologie und Astronomie, ward 1584 Pfarrer zu Resterhaave in Ostfriesland, 1603 zu Osteel bei Aurich und hier 7. Mai 1617 von einem Bauer seiner Gemeinde, den er auf der Kanzel als Dieb bezeichnet hatte, erschlagen. Durch die Entdeckung des veränderlichen Sterns im Walfisch sowie durch Beobachtung des neuen Sterns im Ophiuchus erwarb er sich bedeutende astronomische Verdienste. - Sein Sohn Johann, geb. 8. Jan. 1587 zu Resterhaave, studierte von 1605 an in Wittenberg Medizin, bildete sich aber dann bei seinem Vater in der Astronomie aus, entdeckte gegen Ende 1610 die Sonnenflecke sowie die Achsendrehung der Sonne und starb um 1615. Er schrieb: "Narratio de maculis in sole observatis et apparente earum cum sole conversione" (Wittenb. 1611).

4) Johann Albert, Litterarhistoriker, geb. 11. Nov. 1668 zu Leipzig, besuchte die Nikolaischule daselbst und das Gymnasium zu Quedlinburg, studierte seit 1686 in Leipzig Theologie und Philologie, eine Zeitlang auch Medizin, siedelte 1693 nach Hamburg über, wo er zunächst eine Privatstellung im Haus des Hauptpastors Mayer innehatte, wurde 1699 Professor der Moral und der Beredsamkeit am akademischen Gymnasium daselbst, bekleidete 1708-11 daneben das Rektorat des Johanneums und starb 30. April 1736 in Hamburg. Durch den erstaunlichen Umfang seines Wissens und seine unendliche Sorgfalt ist er der Begründer der klassischen Litteraturgeschichte geworden. Hierher gehören besonders: "Bibliotheca latina" (Hamb. 1697; neu hrsg. von Ernesti, Leipz. 1773-1774, 3 Bde.); "Bibliotheca graeca" (Hamb. 1705-1728, 14 Bde.; 4. Aufl. von Harleß, das. 1790-1809, 12 Bde.; mit Index, Leipz. 1838) und "Bibliotheca latina mediae et infimae aetatis", eine Art von lateinischer Litteraturgeschichte des Mittelalters (Hamb. 1734-36, 5 Bde.; von Schöttgen in einem 6. Bande, das. 1746, vollendet und von Mansi neu aufgelegt, Padua 1754, 6 Bde.). Von seinen übrigen höchst zahlreichen philologischen und theologischen Schriften nennen wir: "Bibliographia antiquaria" (Hamb. 1713; 3. Aufl. von Schaffhausen, das. 1760); "Bibliotheca ecclesiastica" (das. 1718); die Ausgabe des Sextus Empiricus (Leipz. 1718) und die Noten zu Dio Cassius (in der Ausgabe von Reimarus, Hamb. 1750-1752). Vgl. Reimarus, De vita et scriptis J. A. Fabricii (Hamb. 1737).

5) Johann Christian, Entomolog, geb. 7. Jan. 1748 zu Tondern, studierte in Kopenhagen, Leiden, Edinburg, Freiberg in Sachsen und zu Upsala unter Linné, dessen Grundsätze und Methode er sich völlig aneignete. Im J. 1775 zum Professor der Naturgeschichte zu Kiel ernannt, wies er in seiner "Entomologia systematica" (Kopenh. 1775; umgearbeitet 1792-93, 5 Bde.), in welcher die Insekten nach der Beschaffenheit der Freßwerkzeuge geordnet sind, der Entomologie eine ganz neue Bahn an. Eine weitere Ausführung seines Systems gab er in der "Philosophia entomologica" (Kopenh. 1778). F. starb 3. März 1808 in Kiel.

Fabrikat (lat.), Fabrikerzeugnis; Fabrikation, Erzeugung von Fabrikaten.

Fabrikationsmünzen, s. Handelsmünzen.

Fabrikatsteuern, s. Aufwandsteuern.

Fabriken (v. lat. fabrica, "Werkstätte"), Anstalten des gewerblichen Großbetriebs, in welchen gleichzeitig und regelmäßig eine Mehrzahl von Arbeitern außerhalb ihrer Wohnung in geschlossenen Räumen beschäftigt wird. Die Produktion beruht stets auf systematischer Arbeitsteilung der Leistungen der technischen Handarbeiter und in der Regel heute auch auf der Anwendung von Maschinen. Die Fabrikindustrie ist erst in der neuern Zeit entstanden; zu ihrer großen wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung, wie wir sie bei allen Kulturvölkern wahrnehmen, ist sie erst infolge der großen wissenschaftlichen und technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte gelangt. Sie hat die gewerbliche Produktion außerordentlich gesteigert, die Gewerbsprodukte sind zahlreicher, mannigfaltiger, billiger geworden, die Maschine leistet, was früher der Mensch leisten mußte, und schwächere Arbeitskräfte, die sonst nicht verwertet werden konnten, finden in dieser Industrie ihren Erwerb, zahlreiche Gewerbsprodukte, die eine unbedingte Voraussetzung unsrer Produktion sind, und ohne die wir unsre Existenz kaum noch denken können (z. B. die der Maschinenindustrie), sind nur durch Fabrikindustrie herstellbar. Doch wie jeder große Fortschritt, so hat auch dieser seine Schattenseite. Die Entwickelung der F. hat bereits auf vielen Gebieten dem frühern Handwerksbetrieb ein Ende gemacht und droht denselben noch weiter zu verdrängen (s. Gewerbebetrieb), sie hat die Klassengegensätze verschärft, indem bei ihr immer eine kleine Zahl Unternehmer einer großen Zahl von Lohnarbeitern gegenübersteht, welchen mit wenigen Ausnahmen die Aussicht auf eine selbständige wirtschaftliche Existenz verschlossen ist. So ist denn mit ihr die industrielle Arbeiterfrage als das große und schwierige Problem des 19. Jahrh. entstanden. Übrigens geben die großen Vorteile des allen gesetzlichen Maßregeln und der Kontrolle leichter als das Handwerk zugänglichen fabrikativen Betriebes wieder die Mittel an die Hand, um die mit ihm verbundenen Übelstände zu mildern und die Lage der Lohnarbeiter besser zu gestalten, als es bei Kleinbetrieb und Handarbeit überhaupt nur möglich wäre. (Vgl. Arbeiterfrage, Industrielle Arbeiterfrage und Fabrikgesetzgebung.)

Von der Fabrikindustrie läßt sich scharf trennen die Hausindustrie, d. h. diejenige gewerbliche Produk-^[folgende Seite]