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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Farne

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Farne (Einteilung).

Nervatur daher fast allein zur Bestimmung der Gattungen und Arten benutzt wird. Die wichtigsten jetzt ausgestorbenen Familien der fossilen F. sind die Sphenopteriden mit der Gattung Sphenopteris. Bgt. (Fig. 13) u. a., die Neuropteriden mit den Gattungen Cyclopteris. (Fig. 14), Neuropteris, Bgt. und Odontopteris Bgt. (O. Brardii, Zahnfarn, s. Tafel "Steinkohlenformation II"), die Pekopteriden mit den Gattungen Pecopteris Bgt. (Fig. 15; P. Meriani und P. angusta, Kammwedel, s. Tafel "Triasformation II"; P. cyathea, s. Tafel "Steinkohlenformation II") und Goniopteris Presl. die Täniopteriden mit der Gattung Taeniopteris Bgt. (T. marantacea, Bandfarn, s. Tafel "Triasformation II") und die Diktyopteriden mit den Gattungen Dictyopteris Gutb. u. Clathropteris Bgt. (s. Tafel "Triasformation II"). Auch von jetzt lebenden Farngattungen finden sich fossile Repräsentanten in Jura-, Kreide- und in Tertiärschichten (Lygodrum, Gleichenia, Lindsaea, Alsophila, Asplenium, Cyathea, Osmunda, Pteris, Aspidium, Woodwardia u. a.). Außer den Blätterabdrücken finden sich aber auch fossile Stämme, welche als von Farnen herrührend betrachtet werden, obgleich es nicht möglich ist, sie auf bestimmte Wedelabdrücke zu beziehen, weil sie getrennt von diesen gefunden werden. Auch einzelne Blattstiele und Wurzelgeflechte kommen vor. Bei den wenigsten fossilen Farnen sind die Sporenhäufchen erkennbar, u. die Bestimmung derselben leidet daher an großer Unsicherheit.

Die Wedel der meisten F. sind schleimhaltig und gelind adstringierend, manche auch mehr oder weniger gewürzhaft, und wurden daher früher als Heilmittel benutzt. Die unterirdischen Stämme sind dagegen meist bitter, adstringierend, selbst scharf, enthalten oft fettes oder ätherisches Öl und zeichnen sich bei einigen durch ihre vorzüglich wurmvertreibende Kraft aus (Wurmfarn, Aspidium Filix mas Sw.). Bei manchen Arten enthält der Wurzelstock auch Zucker neben Gerbstoff und Äpfelsäure (Engelsüß, Polypodium vulgare L.). Die Stämme und Wurzelstöcke der meisten F. enthalten hauptsächlich in ihrem Mark Stärkemehl. Darum liefern einige auch Nahrungsmittel (Cyathea medullaris Sw., C. spinulosa Wall.). Der durch seine goldbraunen Haare ausgezeichnete Wurzelstock von Cibotium Baromez J. Sm. des berühmten Agnus scythicus, steht in China wegen der blutstillenden Eigenschaften der Haare in hohem Ansehen. Eine viel bedeutendere Rolle aber spielen die F. als Zierpflanzen. Viele krautartige F. werden in Parken an schattigen Partien, an künstlichen Felsen, Kaskaden etc. angepflanzt; die exotischen Arten zieht man in Gewächshäusern. Sie verlangen feuchte Luft, mäßiges Licht und leichten, humusreichen Boden. Die Vermehrung geschieht durch Aussaat frischer Sporen, welche leicht auf feuchtem Boden und in feuchter Luft keimen; doch muß die Erde, in welche man säet, frei von andern Farnkrautsporen sein und durch überdecken von Glasglocken vor späterer Verunreinigung mit solchen geschützt werden, worauf besonders in farnreichen Gewächshäusern zu achten ist, weil man sonst die guten F. schwer herausfindet. Die größte Liebhaberei an der Farnzucht herrscht gegenwärtig in England. Auf dem Festland sind wegen ihres Reichtums an Farnkrautarten der botanische Garten zu Leipzig und die Gärtnereien bei Potsdam berühmt.

[Einteilung.] 1) Die Hymenophyllaceen haben Sporangien mit einem schiefen oder quer liegenden Ring (Annulus obliquus und A. transversalis); dieselben sitzen auf einer über den Wedelrand hinausragenden, säulchen- oder fadenförmigen Verlängerung des Nervs, welche von einem becherförmigen Schleier umgeben ist. Kleine und zarte, den Moosen am nächsten stehende F. mit meist einfach gebauten Wedeln und dünnem, meist kriechendem Stamm; viele Arten haben statt echter Wurzeln nur blattlose Sprosse mit dickem Haarfilz. Diese Familie enthält die Gattungen Hymenophyllum Sm. Trichomanes L. und Loxsoma R. Br. und gehört vorzugsweise den Tropen und wärmern Klimaten an; im mittlern Europa, in Belgien, der Sächsischen Schweiz, an den Küsten Englands und Nordfrankreichs kommt nur das Hymenophyllum tunbrigense Sw. vor.

2) Die Gleicheniaceen haben Sporangien mit vollständigem, transversalem Ring, auf der Unterseite der Wedel befindliche, rückenständige Sori, die nur wenige Sporangien zählen und keinen Schleier besitzen. Krautartige F. mit kriechendem Wurzelstock, welche sämtlich ausländisch sind und meist der heißen Zone, besonders der südlichen Halbkugel, angehören, zum größten Teil dem Kap und Neuholland. Es gehören hierher die Gattungen Gleichenia Sm., Stromatopteris Mett. Platyzoma R. Br.

3) Die Schizäaceen. Die Sporangien haben einen turbanartigen Annulus apicalis, springen mit einer Längsspalte auf und sind sitzend. Die fertilen Wedelabschnitte sind ährenförmig, auf ihrer Unterseite stehen die Sporangien in je zwei Reihen. Hierher gehören die eigentümlichen und schönen Gattungen Schizaea Sm. Aneimia Sw., Mohria Sw. desgleichen die Gattung Lygodium Sw. mit ihren schlingenden, an andern Gewächsen emporklimmenden Wedeln. Sie finden sich meist in den tropischen Ländern Asiens und Amerikas, einige auch am Kap, in Neuholland und Neuseeland.

4) Die Osmundaceen, mit Sporangien ohne Ring, indem nur unter dem Scheitel des Sporangiums an einer Seite eine Gruppe anders geformter Zellen die Andeutung eines Ringes darstellt; auf der entgegengesetzten Seite springt das Sporangium mit einer Längsspalte auf.

^[Abb.: Fig. 13. Sphenopteris Bgt.]

^[Abb.: Fig. 14. Cyclopteris Bgt.]

^[Abb.: Fig. 15. Pecopteris Bgt.]