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Faucigny - Faulensee.
wo er (1856) in der Redaktion des "Morning Star" für auswärtige Politik arbeitete. 1861 zurückgekehrt, wirkte er durch Vorträge in deutschen Städten für einheitliche Heimats- und Gewerbegesetzgebung. In demselben Jahr ward er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und der ständigen Deputation des volkswirtschaftlichen Kongresses, als welches er unermüdlich für die Verbreitung freihändlerischer Ideen thätig war. 1868 wirkte er auf dem Breslauer volkswirtschaftlichen Kongreß für die vernachlässigte deutsche Binnenschiffahrt und gründete im Anschluß hieran den "Verein für Fluß- und Kanalschiffahrt". 1870 organisierte er auf dem Kriegsschauplatz die Berichterstattung für die Londoner "Daily News". 1872 begab er sich wieder nach London und schrieb (in englischer Sprache) über die Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland und über die englischen Branntweinzölle. Seit 1863 gab er die gegenwärtig von E. Wiß redigierte "Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte" heraus, in welcher er zahlreiche eigne Abhandlungen veröffentlichte. Außerdem schrieb er, nachdem er mehrere Reisen nach Italien und der Balkanhalbinsel ausgeführt hatte: "Ein Winter in Italien, Griechenland und Konstantinopel" (Magdeb. 1876, 2 Bde.); "Vergleichende Kulturbilder aus den vier europäischen Millionenstädten" (Hannov. 1877); "Streifzüge durch die Küsten und Inseln des Archipels und des Ionischen Meers" (Berl. 1878). Er starb 12. Juni 1878 in Rom.
Faucigny (spr. fōssinji), Landschaft in Savoyen, das Arrondissement Bonneville des franz. Departements Obersavoyen bildend, umfaßt das Thal der Arve und ist, im N. der Montblanckette gelegen, eine der höchsten und kältesten Gegenden Europas. Die Hauptorte der Landschaft, deren Bewohner meist Viehzucht treiben, sind Bonneville, Sallanches, St.-Gervais und Chamonix. F. dankt seinen Namen dem gleichnamigen Schloß aus dem 10. Jahrh., dessen Ruinen sich über der Straße zwischen Genf und Bonneville erheben.
Faucille, Col de la (spr. fōssihj), ein fahrbarer Jurapaß, 1323 m hoch, verbindet das Pays de Gex und Genf auf kürzestem Weg mit dem innern Frankreich (Salins). Seine Frequenz ist durch die mit Bahnbauten ausgerüsteten Konkurrenzlinien zurückgedrängt worden. Vgl. Jougne, Col de.
Faucilles (spr. fōssihj, Monts F., Sichelgebirge), Bergzug im franz. Departement der Vogesen, steht im O. mit den Vogesen, im W. mit dem Plateau von Langres in Verbindung und trennt das Quellgebiet der Maas und der Mosel einerseits von dem der Saône anderseits.
Faugère (spr. fohschähr), Prosper, franz. Litterarhistoriker, geb. 10. Febr. 1810 zu Bergerac (Dordogne), gründete den "Moniteur religieux" und vertiefte sich dann namentlich in Forschungen über das Leben Pascals, als deren Ergebnisse die Werke erschienen: "Éloge de Blaise Pascal" (1842, von der Akademie gekrönt); "Pensées, fragments et lettres de Blaise Pascal" (1844, 2 Bde.); "Lettres, opuscules et mémoires de Mme. Périer et de Jacqueline, sœurs de Pascal, et de Marg. Périer, sa nièce" (1845) und "Lettres de la mère Arnauld" (1858). Auch war es F., welcher als Kenner Pascals die Unechtheit der Handschriften behauptete, welche M. Chasles 1868 der Akademie vorlegte, und die sich in der That später als das Werk eines Fälschers herausstellten. Ferner publizierte er die Memoiren der Madame Roland (1864, 2 Bde.), "Fragments de littérature morale et politique" (1865, 2 Bde.), Saint-Simons "Écrits inédits" (1880-83, 6 Bde.) u. a. F. nahm lange Zeit eine hervorragende Stellung im Ressort des Ministeriums des Äußern ein; 1861 wurde er zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt.
Faujas de Saint-Fond (spr. fohschá d'ssäng-fóng), Barthélemy, Geolog und Paläontolog, geb. 17. Mai 1741 zu Montélimart, bereiste ganz Europa zu geologischen Zwecken und starb 19. Juli 1819 als Professor der Geologie am naturwissenschaftlichen Museum in Paris. Er schrieb: "Recherches sur les volcans éteints du Vivarais et du Velay" (1778); "Histoire naturelle du Dauphiné" (1781-82, 4 Bde.); "Minéralogie des volcans" (1784); "Voyage en Angleterre" (1797, 2 Bde.; deutsch von Wiedemann, Götting. 1799).
Faulaffe, s. v. w. Lori.
Faulbaum, s. v. w. Rhamnus Frangula, auch Prunus Padus.
Faulbrand, s. Brandpilze II.
Faulbruch, eine Eigenschaft des Schmiedeeisens, wobei dasselbe infolge zu großen Siliciumgehalts bei jeder Temperatur sich unter dem Hammer mürbe und von geringer Festigkeit zeigt. Solches Eisen besitzt kurz- und dickfaseriges Gefüge im Gemenge mit Korn, dunkle Farbe und wenig Glanz, bei starkem F. Längsrisse u. gelbliche Färbung der unganzen Stellen.
Faulbrut (Brutfäule, Brutpest), Krankheit der Bienenbrut, bei welcher die Larven noch vor der Verpuppung absterben, in Fäulnis übergehen und zu dunkelbraunen Krusten eintrocknen. Im Anfang der Krankheit beißen die Bienen die Zellenwände ab, um die Kruste, welche an einer untern Seite der Zelle festsitzt, zu entfernen; ist die Krankheit aber weiter vorgeschritten, so lassen sie die Kruste stecken, und dem Flugloch entströmt jetzt ein widriger Geruch. Das Volk wird immer schwächer, stellt das Bauen neuer Zellen ein und verläßt entweder die verpestete Wohnung, oder geht im nächsten Winter oder Sommer zu Grunde. Die F. ist höchst ansteckend und verbreitet sich endlich über alle Bienenstände einer Ortschaft und Gegend. Honig, Waben oder Bienen eines faulbrütigen Volkes, einem gesunden Stock gegeben, verursachen sofort die F. Die Entstehung der Krankheit ist noch in Dunkel gehüllt. Ob die in der faulbrütigen Masse entdeckten Bakterien die Erreger der F. sind, oder ob sie die Krankheit nur begleiten, d. h. bloß in den durch die Krankheit veränderten Säften der Bienenlarve vorkommen, ist unentschieden. Da die F. nur eine Krankheit der Larven ist, so besteht ein rationales Heilverfahren darin, daß man dem faulbrütigen Stock auf einige Zeit die fruchtbare Königin nimmt, wodurch der Brutansatz unterbrochen und der Krankheit der Grund und Boden entzogen wird. In neuester Zeit hat man faulbrütige Stöcke mit Salicylspiritus (1 Teil Salicylsäure zu 8 Teilen Spiritus) geheilt. Auch erwiesen sich Beräucherungen mit Thymiankraut heilsam. Vgl. auch Buckelfliege.
Fäule, s. Leberegelkrankheit.
Faulen, in der Technik das Lagern von feuchtem Thon, um ihn durch Einwirkung von Wasser, Sauerstoff und Kohlensäure plastischer zu machen.
Fäulen, in der Papierfabrikation eine vorbereitende Operation, wobei man die Hadern mit Wasser stehen läßt, um durch eintretende Fäulnis die Gewebefaser mürber zu machen.
Faulensee, Dorf und Badeort im Berner Oberland, bei Spiez, am Thuner See reizend gelegen. Die bereits seit dem 16. Jahrh. bekannte, 1874 mit neuen Einrichtungen versehene Mineralquelle (+11° C.) enthält schwefel- und kohlensaure Alkalien und wird