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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Federn - Fedtschenko.

allgemein Anilinfarben, nur Schwarz muß man mit Eisenbeize und Farbhölzern herstellen. Um die F. zu kräuseln oder zu frisieren, zieht man sie an allen Stellen mehrmals zwischen dem Daumen und einem glatten Horn oder einer stumpfen Messerklinge durch. Vielfach dienen F. gefärbt und ungefärbt in der Blumenmacherei. Federmosaik besteht in Zeichnungen, meist Abbildungen von Vögeln, die man durch auf Papier geklebte F. hervorbringt. Federstickerei wird in Salzburg, Tirol etc. als Verzierung auf ledernen Gürteln getragen. Man bedient sich dazu des harten, weißen Rückens der Schäfte der Pfauenfedern und näht damit wie mit einem Faden beliebige Zeichnungen in das Leder. Als Federpelzwerk dient der Balg einiger Wasservögel, welcher wie das Pelzwerk der Säugetiere benutzt wird. Man läßt den Balg unverändert oder entfernt die Deckfedern und läßt nur das flaumige Unterkleid stehen. Besonders schön ist das Fell des auf einigen Seen Hollands, dem Bodensee, Genfer See, Neuenburger See lebenden Steißvogels, Haubentauchers oder Grebers, Podiceps cristatus (Grebenfelle). Unter demselben Namen kommt auch das Fell eines andern Steißvogels vor, welches größer, aber weniger schön und glanzlos ist. Ein zartes, flaumig weiches Pelzwerk gewinnt man in Holland vom Schwan, bisweilen auch von der Gans und vom grauen Geier. Früher wurde auch auf dem Webstuhl Federpelzwerk dargestellt.

Schreibfedern stammen größtenteils von der Gans, und man verwendet als Posen die fünf äußersten Schwungfedern jedes Flügels, von denen die zweite und dritte (Schlachtposen) die besten sind. Die im Mai und Juni von selbst ausgefallenen sind viel wertvoller als die gerupften. Zum Verkauf werden sie durch Erwärmung erweicht, wiederholt unter einer stumpfen Messerklinge durchgezogen, dann wieder rund gedrückt, getrocknet und durch Abreiben mit wollenen Lappen geglättet. Durch Erweichen in heißem Alaunwasser werden die Posen durchsichtig hell (Glasspulen). Früher ganz allgemein im Gebrauch, sind sie jetzt von den Stahlfedern (s. d.) fast gänzlich verdrängt.

Federn, in der Jägersprache die dornartigen Erhöhungen an der Rückenwirbelsäule der Hirscharten; f. (als Verbum), das Verletzen derselben oder des Rückgrats durch einen Schuß; s. Birschzeichen.

Federnelke, s. Dianthus.

Federplatin, s. Platinlegierungen.

Federschwingel, s. Brachypodium.

Federsee, See im württemberg. Donaukreis, 575 m ü. M., nördlich von Buchau, hat etwa 8 km im Umfang und einen Flächenraum von 256 Hektar, war aber vorzeiten viel bedeutender, so daß er einen großen Teil der oberschwäbischen Ebene bedeckte. Noch 1787 lag die Stadt Buchau auf einer Insel des Sees, und zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts betrug das Areal desselben noch 1094 Hektar. Nach und nach wurde er trocken gelegt, doch ist das gewonnene Land sumpfig und nicht fruchtbar. Die größte Tiefe des Sees beträgt jetzt 5 m. Er ist sehr reich an Seegras, das fleißig gesammelt wird; dagegen ist die Fischerei im F. unbedeutend. Das Federseeried, die Ebene um den F., erstreckt sich bis gegen Waldsee hinauf, besteht aber meist aus sumpfigem Moor- und Torfboden.

Federspiel, mittelalterlicher Ausdruck für die Falkenjagd; auch ein zur Beize abgerichteter oder sonst dabei verwendeter Vogel; s. Falken, S. 11.

Federtapeten, -Teppiche, Gewebe, in welche von Natur bunte oder künstlich gefärbte Vogelfedern eingewebt sind. Ursprünglich wurde diese Technik von den Indianern Südamerikas geübt, welche Vogelfedern zu Bildern oder Mustern zusammensetzten (Federmosaik). Später übertrug sich dieselbe auf die eingewanderten Europäer, welche sie noch jetzt betreiben.

Federvieh, das der Federn, Eier, des Fleisches sowie auch des Vergnügens wegen in Wirtschaften gehaltene zahme Geflügel, als Hühner, Gänse, Tauben etc.

Federweiß, s. v. w. Asbest; auch Talk.

Federweißer, s. Wein.

Federzange, s. v. w. Pinzette.

Federzeichnung, s. Handzeichnungen.

Federzwenke, s. Brachypodium.

Fedi, Pio, ital. Bildhauer, geb. 1815 zu Viterbo, lernte bis zum 16. Jahr bei einem Goldschmied in Florenz, dann 1838 in Wien an der Akademie die Kupferstecherkunst. Nach Florenz zurückgekehrt, gab er dieselbe mit Rücksicht auf seine Augen auf und wandte sich der Skulptur zu. Er besuchte die dortige Akademie und erwarb sich bald ein Stipendium zum Besuch Roms. 1846 nach Florenz zurückgekehrt, erhielt er von Leopold II. den Auftrag, die Standbilder des Nic. Pisano und des A. Cisalpina für die Loggien der Uffizien auszuführen. Im folgenden Jahr fertigte F. für denselben Fürsten eine halblebensgroße Gruppe der Pia dei Tolomei und des Nello della Pietra, 1852 für den russischen General Swoff die lebensgroße Gruppe: der Schutzengel, der die Seele der verstorbenen Tochter des Generals gen Himmel führt. In das Jahr 1856 fällt das Kolossaldenkmal des Marchese P. Torrigiano, im Garten der Familie. Zur Feier des Anschlusses von Toscana an Piemont (1859-60) entstand die Kultur Toscanas, überlebensgroße Frau in antiker Tracht; dann die Hoffnung, die Liebe nährend, geschmacklos in der Erfindung (1861); die Liebe, die Seele aufrichtend; Amor als Beherrscher Jupiters und der Erde; heilige Poesie, eine Frau mit begeistert zum Himmel gewandtem Antlitz von hoher Schönheit, das antike Gewand von edlem Faltenwurf, im Museo municipale von Verona. Das Werk, wodurch F. sich seinen Ruhm begründet, ist die Kolossalgruppe des Raubes der Polyxena (s. Tafel "Bildhauerkunst IX.", Fig. 8), welche einen Ehrenplatz in der Loggia dei Lanzi zu Florenz einnimmt und sich neben den Werken der Antike und Renaissance zur Geltung zu bringen vermag. Es wurde von 1860 bis 1865 in Marmor ausgeführt. Pyrrhos, des Achilleus Sohn, tritt, wild einherschreitend, auf den Altar und hält im linken Arm die Polyxena, während er die Rechte mit gezücktem Schwert gegen Hekabe erhebt, die sich ihm flehend zu Füßen geworfen. Vor ihr und zwischen den Füßen des Pyrrhos liegt der im Kampf gefallene Bruder Polyxenas. F. lebt in Florenz.

Fedkovic (spr. -witsch), Joseph Horodencnk, kleinruss. Dichter, geb. 1834 in der Bukowina aus einer wohlhabenden Bauernfamilie, diente 1852-63 im österreichischen Heer (seit 1859 als Offizier) und war 1867-72 Kreisschulinspektor in seiner Heimat, wo er seitdem als Privatmann lebt. Seine ersten Dichtungen schrieb er in deutscher Sprache, seine "Poezii" (Lemberg u. Kolomea 1864-77, 3 Tle.) und "Povisti", eine Sammlung Erzählungen (Kiew 1876, mit Autobiographie), aber im russinischen oder ruthenischen Dialekt, der Sprache seines Geburtslandes. Gedichte wie Erzählungen sind unmittelbar dem Volksleben entnommen und durch lebendige Darstellung und unverkünstelten Stil ausgezeichnet.

Fedtschenko, Alexei Pawlowitsch, russ. Naturforscher und Reisender, geb. 7. Febr. 1844 zu Irkutsk,