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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Feodor, Iwanowitsch; Feodosia; Fér.

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Feodor - Fér.

und eine Anzahl Bojaren zum Zaren ausgerufen, aber schon sehr bald darauf, als der falsche Demetrius der Residenz nahte, von Verschwornen umgebracht.

3) F. III. Alexejewitsch, Sohn des Großfürsten Alexei Michailowitsch, Zar seit 1676, war ein milder Fürst, der das Wohl seiner Unterthanen stets im Auge hatte. Nachdem sein Vater um den Besitz Kleinrußlands, das sich unter russischen Schutz begeben, mit Polen gekämpft hatte, mußte F. um dasselbe mit den Türken kämpfen, welche namentlich unter den kleinrussischen Kosaken viele Anhänger zählten. Am heftigsten wogte der Kampf um die Festung Tschizirin in den Jahren 1677 und 1678. Der Krieg endete mit dem Frieden von Baktschisarai (1681), welcher Rußland den Besitz der Ukraine gewährleistete. In den Friedensjahren seiner für das Emporblühen Rußlands sehr wohlthätigen Regierung förderte F. Wissenschaften und Künste, gründete geistliche Schulen und Seminare und gestattete dem Einfluß der abendländischen Kultur weiten Spielraum. Insbesondere wurden polnische Sitte und Kleidung am Hofe Feodors herrschend. Den Ansprüchen des Adels auf den erblichen Besitz der höhern Würden und den bisherigen Bestimmungen über die Rangverhältnisse der Großen machte er dadurch ein Ende, daß er die Geschlechtsregister des Adels, die Rasrjädbücher, öffentlich verbrennen ließ. Er starb 16. Febr. 1682; ihm folgte sein Stiefbruder Peter I.

Feodor, Iwanowitsch, russ. Maler und Kupferstecher, wahrscheinlich um 1765 an der russisch-chinesischen Grenze geboren, wurde 1770 von Kosaken gefangen und nach Petersburg und von da als ein Geschenk der Kaiserin an die Erbprinzessin Amalie von Baden nach Karlsruhe gebracht, wo er eine sorgfältige Erziehung erhielt und sein Talent unter Melling und Becker ausbildete. Er verweilte hierauf sieben Jahre in Rom, wo er namentlich durch Kopien nach den Antiken Hervorragendes leistete, begleitete sodann Lord Elgin nach Griechenland und später nach London, um die Zeichnungen und die Leitung des Stiches von dessen Werk zu übernehmen, und kehrte hierauf nach Karlsruhe zurück, wo er 1806 zum Hofmaler ernannt wurde und 1821 starb. Seine Hauptwerke sind: ein Cyklus aus der Geschichte des Erlösers, grau in grau, in der protestantischen Kirche zu Karlsruhe, von Professor Zell vollendet; Paris, von Hektor unter Weibern getroffen; mehrere Bacchanalien; eine Auferstehung Christi, Altarblatt, 1820 vollendet. Von seinen radierten Blättern ist besonders die Kreuzabnahme nach Daniel da Volterra hervorzuheben.

Feodosia (spr. fjodó-, das alte Theodosia, tatarisch Kafé, bei den Genuesen Kaffa), Kreisstadt und Seehandelsplatz im russ. Gouvernement Taurien, an der Südostküste der Halbinsel Krim, eine der schönsten Städte der Krim, ist weitläufig gebaut und mit einer starken, durch Türme und einen Graben befestigten Mauer umgeben. An beiden Seiten der Stadt waren vormals Kastelle und in der Mitte derselben ein hoher Turm, welcher zu Feuerzeichen diente. Vor der eigentlichen Stadt lagen Vorstädte, von welchen jetzt sowie von den meisten türkischen Moscheen und griechischen Kirchen nur noch Ruinen sichtbar sind. Innerhalb der Stadt liegt eine mit viereckigen Türmen besetzte Citadelle. Eine Straße mit Arkaden am Meer (der Boulevard) hat noch jetzt italienisches Gepräge; höher liegt die russische Stadt, auf der Höhe die tatarische Vorstadt. Die wichtigsten Überbleibsel aus der alten Zeit sind: die vom Meer aus über die Berge um die Stadt laufende Ringmauer, die große Hauptmoschee mit einem Minaret und 10 Kuppeln, 2 andre Moscheen (von welchen eine in eine russische Kirche verwandelt ist), die öffentlichen Bäder (jetzt Magazin und Zeughaus), die (jetzt trockne) Georgenfontäne mit großen unterirdischen Gewölben, der Palast des Chans etc. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören außerdem: eine griechisch-katholische Kathedrale, 2 Moscheen, 2 Synagogen, wovon die eine den Karaiten gehört. F. hat ein Zollamt, einen botanischen Garten, eine Bibliothek, ein städtisches Hospital, eine jüdische und eine karaitische Kreisschule sowie 8 Seebadeanstalten. Ferner besteht ein Museum für zahlreiche in der Gegend gefundene Altertümer. Sehenswert ist auch das in der Nähe der Stadt befindliche armenische Kloster St. Georg, dessen Gründung in das Jahr 1442 fällt. Die Einwohner, deren Zahl (1881) 10,796 beträgt, sind Russen, Deutsche, Tataren, Griechen, Armenier und Juden, unter welchen sich mehrere Hundert Karaiten befinden. Nur ca. 35 Proz. der Einwohner sind weiblichen Geschlechts. Die Gewerbe sind vertreten durch 11 Seifensiedereien, 1 Kalk- und 2 Ziegelbrennereien und eine große Zahl von Mühlen. Auch betreibt man Weberei von Teppichen aus Kamelhaaren und Verarbeitung von feinen grauen Schaffellen (sogen. Baranken) zu Pelzen sowie Austernfang (hier allein in ganz Rußland) und Zubereitung von Kaviar. Wein und Obst werden stark gebaut, man zählt 265 Gärten auf 1077 Hektar. Der Handel ist trotz des vortrefflichen und geräumigen Hafens (derselbe kann über 200 Schiffe fassen) sehr unbedeutend. Der Wert des Imports betrug 1883 nur 2343 Rubel, der des Exports 1,6 Mill. Rubel. Zur Ausfuhr gelangen fast nur Getreide, gesalzene Häute und Ölsaaten. Mit den Häfen des Asowschen und Schwarzen Meers steht F. durch die Dampfer der Russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel in Verbindung. F. war früher Freihafen. Seiner Seebäder und schönen Lage wegen ist es in der Saison sehr besucht. - Das alte Theodosia (Theudosia) war eine Kolonie der Milesier, die von dem bosporanischen König Leukon erobert und zu einer wichtigen Handelsstadt erhoben, aber schon 131 n. Chr. verwüstet ward. Aus ihren Trümmern erhob sich die Burg Kafas, welche die Chersoneser 350 den bosporanischen Königen entrissen. Um 1262 legte der Genuese Baldo Doria in der Gegend der Burg die Stadt an, die er Kaffa nannte, und die durch ihren ausgebreiteten Handel bald blühend und mächtig ward. 1320 wurde hier ein katholisches Bistum errichtet und bald darauf auch ein armenischer Bischof eingesetzt. In den Jahren 1344 und 1345 belagerte Dschjanibeg-Chan die Stadt vergeblich. Da viele Einwohner der benachbarten Länder sich vor den Osmanen hierher flüchteten, so nahm Kaffa fortwährend an Volksmenge und Reichtum zu. Endlich 4. Juni 1475 fiel die Stadt durch Verrat in die Hände der Türken und somit der Verwüstung und Verödung anheim. Dennoch erholte sie sich auch von diesem Schlag. 1779 wurde F. von den Russen erobert und zerstört und im Frieden zu Jassy 1792 nebst der ganzen Krim an Rußland abgetreten. - Der Kreis F. enthält viele Salzseen, welche jährlich einen zwischen 1 und 7 Mill. Pud schwankenden Ertrag geben. Am Fuß des 710 m hohen Delitzer Bergs liegen die deutschen Kolonien Heilbronn, Zürichthal u. a.

Fér., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für André Etienne, Baron d'Audebert de Férussac, geb. 1786 zu Chatron, gest. 1836 als Professor der Geographie und Statistik in Paris; vollendete seines Vaters "Histoire naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles" (1819 ff.).