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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ferdinand

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Ferdinand (Portugal, Preußen).

Grund zu der berühmten Ambraser Sammlung legte. Nach dem Tode der Philippine (1580) seit 1582 zum zweitenmal mit Anna Katharina, einer Tochter des Herzogs Wilhelm von Mantua, vermählt, starb er 24. Jan. 1595. Vgl. Hirn, Erzherzog F. von Tirol (Innsbr. 1885, Bd. 1).

17) F. Karl Joseph von Este, Österreich. Feldmarschall und Generalgouverneur von Galizien und Siebenbürgen, zweiter Sohn des Erzherzogs Ferdinand Karl Anton Joseph, Bruder des Herzogs Franz IV. von Modena (gest. 1846), geb. 25. April 1781 zu Mailand, trat 1799 nach Absolvierung der Militärakademie zu Wiener-Neustadt in die Armee, ward 1800 Divisionär, erhielt im Kriege gegen Frankreich (1805) den Oberbefehl des 3. österreichischen Armeekorps, das sich in Schwaben aufstellte, wurde, nachdem der ihm als Chef des Generalstabs beigegebene Generalfeldzeugmeister Mack in seiner Stellung an der Iller, zwischen Ulm und Günzburg, abgeschnitten worden, 9. Okt. vom Marschall Ney bei Günzburg geschlagen, entkam jedoch, während Mack in Ulm kapitulierte, über Geislingen und Öttingen mit ca. 2000 Reitern nach Böhmen, während Infanterie und schweres Geschütz der verfolgenden Reiterei Murats an der Altmühl in die Hände fielen. Hierauf erhielt er den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen in Böhmen, organisierte den Landsturm, lieferte den Bayern mehrere glückliche Treffen und deckte den rechten Flügel der großen verbündeten Armee bis zur Schlacht bei Austerlitz. Im J. 1809 rückte er als Oberbefehlshaber des 7. Armeekorps mit 36,000 Mann über die Pilica ins Herzogtum Warschau ein, suchte umsonst die Polen zum Aufstand gegen Napoleon I. und den Großherzog von Warschau zu bewegen und erfuhr bei Rascyn hartnäckigen Widerstand durch Poniatowski, der ihm indes 22. April Warschau überließ und die Österreicher umging, während F. gegen Kalisch zog und Thorn vergebens angriff. Durch den Übergang Dombrowskis über die Bzura wurden die Österreicher genötigt, 2. Juni Warschau zu räumen und auch einen Teil von Galizien mit Krakau dem nachrückenden Poniatowski zu überlassen. Im J. 1815 übernahm F. den Oberbefehl über die österreichische Reserve und ging mit zwei Abteilungen derselben über den Rhein, ohne aber Gelegenheit zu erhalten, sich auszuzeichnen. Im J. 1816 erhielt er das Generalkommando in Ungarn, 1830 das General- und Zivilgouvernement in Galizien und vorübergehend die Sendung als Kommissar in Galizien und Siebenbürgen. In seiner schwierigen Stellung in Lemberg von dem galizischen Adel getäuscht und in Sorglosigkeit gewiegt und von dem Ausbruch der Revolution des Jahrs 1846 überrascht, verzichtete er bald auf seinen Posten, lebte seitdem meist in Italien und starb 5. Nov. 1850 auf Schloß Ebenzweyer bei Gmunden.

18) F. Maximilian Joseph, Erzherzog von Österreich, als Kaiser von Mexiko Maximilian I., s. Maximilian.

[Portugal.] 19) F. I., der Artige, König von Portugal, Sohn König Peters I., des Grausamen, geb. 27. Jan. 1345, gelangte im Januar 1367 zur Regierung, ein reichbegabter, aber sinnlicher und charakterloser Fürst. Gleich nach seiner Thronbesteigung begann er im Bund mit Aragonien und England einen Krieg gegen König Heinrich II. von Kastilien, dem er die kastilische Krone streitig machte; der Krieg endigte aber 1371 unglücklich für F. Auch ein zweiter Krieg, den er nach König Heinrichs Tod 1381 in gleicher Absicht unternahm, führte nur die Vernichtung der portugiesischen Seemacht durch den kastilischen Admiral Sanchez de Tobar 17. Juli 1381 herbei und mußte, da die mit F. verbündeten Engländer sich in Portugal durch Erpressungen sehr verhaßt machten, 1383 ohne Erfolg beendigt werden. Die Folge dieser Kriege war innere Zerrüttung, und die Unzufriedenheit wurde noch gesteigert durch die Intrigen der beim Volk verhaßten Leonore Tellez de Menezes, mit welcher sich F., nachdem sie zuerst die Gattin eines Edelmanns, Lorenzo da Cunha, gewesen, vermählt hatte. Auch die Unbeständigkeit, mit welcher F. verschiedene Heiratsprojekte zwischen seiner Tochter Beatrix und mehreren fremden Prinzen einging und wieder auflöste, brachte ihn in Verwickelungen. Nach unglücklicher Regierung starb er 22. Okt. 1383. Mit ihm endete der echte burgundische Mannesstamm; um den Gemahl seiner Tochter Beatrix, Johann von Kastilien, vom Thron fern zu halten, wurde Ferdinands Halbbruder Johann zum König erhoben.

20) F. II., August Franz Anton, König von Portugal, ältester Sohn des Herzogs Ferdinand von Sachsen-Koburg-Saalfeld-Koháry (s. Ferdinand 23), wurde 29. Okt. 1816 zu Wien geboren und 9. April 1836 mit Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, Witwe des Herzogs August von Leuchtenberg, vermählt, erhielt als Gemahl der Königin den Titel "Herzog von Braganza, königliche Hoheit", nach der Geburt seines ältesten Sohns, des Infanten Dom Pedro de Alcantara (September 1837), konstitutionsmäßig den Königstitel und ward 15. Nov. 1853 nach dem Tod seiner Gemahlin Regent des Landes bis zur Großjährigkeit des Kronprinzen, die 16. Sept. 1855 eintrat. Am 10. Juni 1869 vermählte er sich zum zweitenmal und zwar mit Elise Hensler, die zur Gräfin von Edla erhoben wurde. Er wußte durch ein kluges Verhalten die anfängliche Unpopularität, an welcher seine deutsche Abstammung schuld war, in das Gegenteil zu verwandeln. Die 1869 ihm zugedachte spanische Krone lehnte er ab. Er starb 15. Dez. 1885.

21) F. der Heilige, der standhafte Prinz, Infant von Portugal, sechster Sohn des Königs Johann I. von Portugal, geb. 29. Sept. 1402, zeigte schon als Knabe eine seltene Willenskraft und Religiosität. Als Großmeister des Avizordens ging er 1437 mit seinem Bruder Heinrich nach Afrika, um den Mauren Tanger zu entreißen; der Angriff wurde jedoch zurückgeschlagen, die Portugiesen erlagen der feindlichen Übermacht und mußten versprechen, Ceuta abzutreten. F. blieb mit zwölf Gefährten als Geisel zurück, während Heinrich nach Portugal zurückkehrte. Da indes die Cortes den Vertrag verwarfen, wurde F. dem Sultan von Fes ausgeliefert, der ihn als Sklaven behandelte. F. ertrug sein Los mit der größten Geduld, bis er den Mißhandlungen 5. Juni 1443 erlag. Er ward 1470 heilig gesprochen und sein Leichnam 1471 nach Portugal gebracht und in der Abtei Batalha beigesetzt. Ferdinands Standhaftigkeit in sechsjährigen unsäglichen Leiden beschrieb der Chronikschreiber Joam Alvares, welcher ebenfalls unter den Geiseln gewesen war; dieselbe wird auch von Calderon verherrlicht in seinem Drama "Der standhafte Prinz".

[Preußen.] 22) August F., Prinz von Preußen, jüngster Sohn König Friedrich Wilhelms I. von Preußen und der Königin Sophia Dorothea, geb. 23. Mai 1730, vermählte sich 27. Sept. 1755 mit der Prinzessin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt und wurde zum Generalmajor befördert. Im Oktober 1756 begleitete er den König nach Sachsen und Böhmen und nahm 1757 abermals am Feldzug in Böhmen und